Leben in Bayern

Wurden in Deutschland ausgerottet: Bartgeier. (Foto: dpa/Peter Kneffel)

09.06.2022

Junge Bartgeier für Nationalpark Berchtesgaden

Knapp drei Meter Flügelspannweite: Bartgeier können Furcht einflößen - sie wurden verfolgt und ausgerottet. Nach über einem Jahrhundert werden sie in Deutschland wieder heimisch

Die Rückkehr der Bartgeier in den bayerischen Alpenraum kommt einen weiteren Schritt voran. Zum zweiten Mal werden am Donnerstag im Nationalpark Berchtesgaden zwei Jungvögel ausgewildert. Die Tiere mit einer Spannweite von bis zu drei Metern sind in Deutschland vor über hundert Jahren ausgerottet worden.

Die beiden jungen Bartgeier stammen aus einem Zuchtprogramm in Spanien - wie schon Wally und Bavaria, die vor einem Jahr in dem Nationalpark angesiedelt worden waren. Die Auswilderungen sind Teil eines alpenweiten Wiederansiedlungsprogramms.

Wenn die beiden Jungvögel in ihre neue Heimat gebracht werden, wird auch Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) dabei sein. Das Ministerium finanziert das Projekt bis 2023. Er soll auch die Namen der beiden verkünden. Bisher sind sie nach ihren wenig aussprechbaren Zuchtnummern BG1145 und BG1147 benannt.

Die drei Monate alten Bartgeierweibchen können noch nicht fliegen und sollen wie im vergangenen Jahr Wally und Bavaria in einer Felsnische regelmäßig mit Futter versorgt werden, bis sie - wohl in etwa vier Wochen - erste Ausflüge wagen.

Wally starb auf ihrem ersten größeren Ausflug

Mit Wally und Bavaria schien alles gut zu laufen, den Winter hatten die beiden gut überstanden - doch erst Ende Mai kam die traurige Nachricht: Wally hat nicht überlebt. Mit den beiden "Neuen" kommen enge Verwandte: Eines der beiden Jungen ist eine Schwester von Wally, das andere eine Cousine von Bavaria.

Zwei Webcams werden alles, was in der Nische passiert, genau registrieren. Der Winkel der Kameras sei deutlich verbessert worden, zudem seien die Solarmodule für die Energieversorgung verstärkt worden, sagt der Bartgeierexperte Toni Wegscheider vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). "Man sieht die komplette Nische den ganzen Tag und die ganze Nacht. Man sieht sie, wenn sie fressen, streiten, schlafen - und wenn das Team Futter reinwirft, ist das auch im Bild."

Wally und Bavaria hatten Fans über Deutschlands Grenzen hinaus begeistert. Live sahen viele die ersten Flügelschläge. Später verfolgten sie die Streifzüge der beiden über GPS-Signale der Sender, die am Rücken der Vögel angebracht wurden, mit Beinschlaufen befestigt. Die Zigarettenschachtel-großen Geräte störten die Tiere nicht, sagt Wegscheider. Wally und Bavaria hätten sie mit dem Gefieder sogar mitgeputzt. Nach einigen Jahren fällt der Sender ab.

Als Wally im April nicht mehr geortet werden konnte, war angenommen worden, sie habe nur den Sender vorzeitig verloren. Mehrfach war vor allem im Winter die Verbindung abgebrochen, da die Solarmodule der Sender nicht genug Energie tanken konnten.

Nach einem kurzzeitigen Signal aus dem Zugspitzgebiet bei Garmisch-Partenkirchen fand ein Kletterteam des Landesbundes für Vogelschutz LBV in einer unzugänglichen Rinne auf 1500 Metern Knochen, Federn, Ring und Sender. Woran Wally starb, ist unklar. Es war ausgerechnet Wallys erster größerer Ausflug. Die abenteuerlustigere Bavaria, die ihre Kreise bis nach Wien zog, ist weiter wohlauf.

Dass nun eine Schwester von Wally in den Nationalpark Berchtesgaden komme, sei ein kleiner Trost, sagte Markus Erlwein vom LBV kürzlich. "Wir brauchen bei der Wiederansiedlung der Bartgeier in den Ostalpen einen langen Atem."

In den vergangenen Tagen waren die beiden Jungvögel in einer Quarantänestation des Tiergartens Nürnberg in zwei benachbarten Gehegen, wo sie sich ein wenig kennenlernten. Am Donnerstag werden Ranger und LBV-Mitarbeiter sie in Boxen in ihre schwer zugängliche Auswilderungsnische bringen.
(Sabine Dobel, dpa)

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