Leben in Bayern

Experten warnen: "Corona befeuert damit die Adipositas-Pandemie." (Foto: dpa/Hirschberger)

02.06.2021

Mehr Gewicht, weniger Bewegung

Ernähren und bewegen sich die Deutschen in der Corona-Pandemie anders als vor der Krise? Eine Studie zeigt: Es gibt nicht nur Unterschiede zwischen Mann und Frau, sondern auch zwischen Jung und Alt

Geschlossene Sportstudios, den ganzen Tag im Homeoffice und zwischendurch schnell die Pizza in den Backofen. "Unter Corona haben sich Lebensstil und Lebensqualität vieler Menschen verschlechtert", sagte der Leiter des Else Kröner Fresenius Zentrums für Ernährungsmedizin (EKFZ), Hans Hauner. Betroffen seien vor allem Männer, junge Menschen und Personen, die schon vor der Pandemie Gewichtsprobleme hatten. Verbände warnen vor Folgen.

Rund 40 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage haben seit Pandemie-Beginn an Gewicht zugelegt - im Durchschnitt 5,6 Kilogramm. Außerdem bewegt sich rund jeder Zweite weniger als zuvor. "Das betrifft vor allem die 18- bis 44-Jährigen", sagte Hauner.

Die Umfrage haben das EKFZ an der Technischen Universität München (TUM) gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt. Dabei wurden rund 1000 Erwachsene zu ihrem Essverhalten und Körpergewicht in den letzten Monaten befragt.

Auffällig sei außerdem, dass gerade Personen mit einem ohnehin erhöhten Body-Mass-Index (BMI) in der Pandemie zunähmen. "Corona befeuert damit die Adipositas-Pandemie", so der Experte. Im Gegenzug gelte Adipositas auch als Treiber der Covid-19-Pandemie. Denn mit dem BMI steige das Risiko, schwer an Corona zu erkranken. "So entsteht ein Teufelskreis aus dem Zusammenspiel von Corona und Adipositas.

Gerade Übergewichtige haben oft die härtesten Krankheitsverläufe 

Hinzu kommt, dass sich 52 Prozent der Menschen mittlerweile weniger bewegen als noch vor der Krise. Die Befragten nannten geschlossene Fitnessstudios oder weniger Bewegung im Alltag als mögliche Gründe. Auch hier zeigt sich: Während sich 60 Prozent der Menschen mit einem BMI über 30 in der Pandemie weniger bewegten als zuvor, seien es bei Personen mit einem BMI unter 20 nur 40 Prozent.

Eine Entwicklung, die dem Deutschen Sportärztebund Sorgen bereitet. "Gerade Übergewichtige zählen zu denjenigen, die oft mit die härtesten Krankheitsverläufe haben", sagte Sportmediziner Klaus-Michael Braumann von der Universität Hamburg. Diese Menschen seien oft durch ein geschwächtes Immunsystem gekennzeichnet. Er wirbt deshalb für Bewegung und körperliche Aktivität. "So bilden sich im Körper Botenstoffe, die das Immunsystem positiv stabilisieren und so vor schweren Verläufen schützen können." Auch für die motorische Entwicklung sei Bewegung zwingend notwendig.

Weniger verändert hat sich hingegen das Essverhalten der Deutschen. Etwa zwei Drittel ernähren sich so, wie sie es vor der Corona-Krise getan haben. Gut jeder Vierte gab in der Umfrage an, aus Langeweile mehr zu essen oder sich mehr Zwischenmahlzeiten zu gönnen. "Und: Die Menschen, die mehr essen, bevorzugen ungesunde Produkte wie Fastfood, Süßigkeiten oder zuckerhaltige Getränke", sagte Hauner.

Auch wenn sich im Hinblick auf die Ernährung eher wenig geändert hat, untermauerten die Daten zur Gewichtszunahme Handlungsbedarf, sagte Oliver Huizinga von der Verbraucherorganisation Foodwatch. "Wirksame Maßnahmen gegen Adipositas sind wichtiger denn je." Seine Forderung unter anderem: eine Limo-Steuer.
(Jordan Raza, dpa)

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