Leben in Bayern

Hamed Ghahremani (l.) und Deniz Sevengül haben nicht nur Spaß, sondern auch gute Aussichten auf einen Innovationspreis der Gastronomie. (Foto: Hertlein)

22.08.2014

Schweinsbraten to go

Statt Pizza und Döner: Hamed Ghahremani und Deniz Sevengül haben mit ihrem bayerischen Imbissladen großen Erfolg – jetzt wollen sie deutschlandweit expandieren

Bayerisches Fast Food – diese Idee von zwei Münchner Freunden mit persischen und türkischen Wurzeln kommt so gut an, dass sogar schon ein Franchise-Unternehmen aus den USA bei ihnen angeklopft hat. Feststeht: Neben Bazi’s Schlemmerkucherl wird es bald einen zweiten Standort in München geben, der Braten mit Mini-Knödel und Rotkraut in Bento Boxen verkauft. Und auch weitere deutsche Städte nehmen die beiden bereits ins Visier. Es ist kurz nach 12 Uhr mittags, zwei Männer im Blaumann eilen in den kleinen Laden mitten im Münchner Glockenbachviertel mit hungrigen Blicken hinein. Von der anderen Straßenseite aus sieht der kleine Betrieb auf den ersten Blick wie eine Dönerbude aus. Doch beim Betreten riecht es weder nach Zwiebeln noch nach Knoblauchsauce. Stattdessen kriecht einem ein Duft, der an Omas frischgebackenen Schweinsbraten erinnert, in die Nase. Auch optisch erinnert nichts an eine Döner-Bude. Die Wände sind mit Holz verkleidet. Eine Bayernflagge bewegt sich im Luftzug der sich öffnenden und schließenden Tür und ein altes Radio aus den 60er Jahren dudelt leise. Der kleine Laden heißt Bazi’s Schlemmerkucherl und bietet statt Döner oder Pizza bayerisches Fast Food an: Schweinsbraten to go.

Mit der eigenen Lust auf Schweinsbraten kam die Idee

Eröffnet haben das Bazi Hamed Ghahremani (25) und Deniz Sevengül (26) – der eine hat persische, der andere türkische Wurzeln. Beide sind in Deutschland geboren, in München aufgewachsen und mit bayerischem Essen groß geworden. Die zwei Freunde kommen aus der Gastronomie. Deniz hat im Münchner Ratskeller Restaurantfachmann gelernt, Hamed ist Systemgastronom. Vor über einem Jahr haben sie den Laden in der Müllerstraße gekauft und wollten etwas Traditionelles aufziehen. Zuerst dachten sie nur an Leberkäs und Bratwürste. Doch bei den ersten Renovierungsarbeiten bekamen sie Hunger. „Wir hatten Lust auf Schweinsbraten. Aber bis zum nächsten Biergarten war’s uns zu weit. Wir wollten nicht viel Zeit verlieren oder Geld ausgeben“, erinnert sich Hamed und setzt seine große Ray Ben Sonnenbrille ab, „schnell war uns klar: Was wir brauchen, ist bayerisches Fast Food!“
„Natürlich wussten wir nicht, ob unser Konzept gut ankommt“, so Hamed, „aber ein Schweinebraten ist mit einem guten Rezept schnell gemacht. Schneidet man ihn klein und verpackt ihn in Bento Boxen, ist er das ideale Essen für unterwegs.“ Mehrere solcher Bento Boxen mit Rotkraut, Mini-Knödel und Schweinebratenstückchen haben gerade die zwei Bauarbeiter im Blaumann für sich und ihre Kollegen abgeholt. Kaum sind sie zur Tür raus, kommen eine Frau im Kostüm und ein junger Mann in Anzug und Krawatte herein. Sie machen Mittagspause – und ziehen offensichtlich das Bazi ihrer Bürokantine vor. Einer von beiden nimmt einen Bairito. Noch so eine Besonderheit vom Bazi.
Einer der beiden Angestellten, die neben Hamed und Deniz im Bazi arbeiten, nimmt einen runden Maisfladen, legt ihn auf die kleine Arbeitsfläche hinter der Theke. Darauf platziert er mit einer schnellen Handbewegung ein bisschen Rotkohl. Er fischt zwei kleine Klöße aus dem Topf und schneidet sie in feine Streifen. Rechts neben der Arbeitsplatte ist ein kleiner Ofen ins hinterste Eck des Bazis gequetscht. Darin brutzeln ein Enten- und ein Schweinsbraten. Er öffnet die Ofentür und schneidet ein Stück Schweinsbraten ab. Die Kruste knistert, als das Messer sie zerteilt. Zusammen mit Knödel und Rotkraut rollt er die Schweinsbratenstücke mit seinen großen Händen im Maisfladen ein. Fertig ist der Bairito – ein Burrito auf bayerische Art. Wahlweise gibt es ihn auch mit Entenfleisch.

"Heimat ist wieder in"

„Wir wollten auch neue, ausgefallene bayerische Gerichte anbieten“, erklärt Deniz, während er lässig an der Wand neben der Theke lehnt. Eigentlich hätten sie noch viele andere solcher ungewöhnlichen Ideen. Doch dafür reicht der Platz in der Küche nicht. Für mehr als den Ofen mit zwei Blechen und die kleine Arbeitsplatte ist im Bazi kein Raum. Doch das soll sich ändern.
„Wir wollen einen zweiten Standort in München aufmachen und dann vielleicht auch in andere deutsche Städte expandieren. Eine Franchise-Anfrage haben wir sogar schon aus den USA erhalten“, erzählt Hamed. Seit Kurzem haben die beiden auch Marc Uebelherr an ihrer Seite. Der Münchner Erfolgsgastronom leitet unter anderem das „Gast“ im Gasteig sowie das „Ocui“ oder das „zoozie’z“. „Marc ist begeistert von unserem Konzept“, so Hamed, „deshalb hilft er uns mit seinem Know-how und seinen Erfahrungen.“ Er hat auch dafür gesorgt, dass sich Hamed und Deniz mit dem Bazi um einen Innovationspreis der Gastronomie bewerben. „Ich bin so gespannt, wie wir abschneiden werden!“, meint Hamed aufgeregt. Er und Deniz sind sichtlich stolz auf ihr Bazi, das sie in liebevoller Kleinarbeit gestaltet haben.
Die meisten Einrichtungsgegenstände im Bazi sind vom Flohmarkt. Dort haben die beiden Freunde zum Beispiel das alte Radio entdeckt. „Wir haben daran herumgebastelt und es mit einem Laptop verbunden. So kann es jetzt auch moderne Charts spielen“, sagt Deniz. An der gegenüberliegenden Wand hängt neben der Bayernflagge ein ausgestopfter Fasan. Ein bisschen unterhalb ist eine große Zeichnung eingerahmt. König Ludwig II. mit einer Ray Ban Sonnenbrille auf der Nase. Ein befreundeter Kunststudent hat ihn für Hamed und Deniz gezeichnet. Dieser Ludwig repräsentiert auch das Bazi: „Wir sind modern und traditionell zugleich! Heimat ist wieder in“ so Hamed. Die beiden sind sich sicher, dass das Bild auch in einer zweiten Bazi-Filiale hängen wird. „Überhaupt soll dort die gleiche Atmosphäre herrschen wie hier: gemütlich. Bayerisch eben.“

Hungrige Gäste kommen bis um fünf Uhr in der Früh

Gemütlich lassen es die beiden auch meistens angehen. Früh stehen sie in der Küche und bereiten in Ruhe den Schweinsbraten vor. Ab mittags wird verkauft. Gerne unterhält sich Hamed mit seinen Kunden. „Bei uns ist’s viel persönlicher als in großen Fast Food Ketten, wo man nur schnell rein springt und sich sein Essen holt.“ Wirklich stressig wird es meist erst abends und nachts. Freitags und samstags hat das Bazi bis fünf in der Früh offen. Viele hungrige Münchner holen sich hier noch einen bayerischen Snack, bevor sie sich nach dem Feiern auf den Heimweg machen. Hamed erklärt, dass das Bazi durch die zentrale Lage neben Clubs und Kneipen im Münchner Glockenbachviertel auch den Mädels entgegen kommt: „Ich hab schon mitgekriegt, dass Mädchen gesagt haben, sie gehen ins Bazi, weil dann müssen sie mit ihren hohen Schuhe nicht mehr so weit laufen.“ Er lacht. Hamed und Deniz haben Spaß an ihrer Arbeit.
Auf der anderen Straßenseite, gegenüber vom Bazi, ist eine Pizzeria. Ein bisschen weiter gibt es auch eine Dönerbude. „Wir hoffen, dass, wenn in Zukunft jemand von Fast Food redet, es nicht mehr nur um Pizza, Döner oder Currywurst geht – sondern auch um Schweinebraten!“, sagt Hamed bestimmt. Doch dann müssen er und Deniz los. Sie haben zu tun: die Expansion des Bazis planen. (Jennifer Hertlein) Foto: Schweinebraten in der Bento Box – der Klassiker im Bazi; Hertlein

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