Leben in Bayern

Parkbetreiber Matthias Mölter im Freizeit-Land Geiselwind vor seinem Flamingo-Gehege. Ihm sind jüngst fünf ausgewachsene Vögel abhanden gekommen. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

07.08.2019

Flamingos Wachtelbabys, Limogläser

Sommerzeit ist Hochsaison für Freizeitparks und Zoos. Auch hier greifen Langfinger zu und lassen so allerhand mitgehen. Jüngst machte eine Meldung über geklaute Flamingos Schlagzeilen. Doch das ist längst nicht alles

Besteck, Deko, Vögel: Diebe machen in bayerischen Zoos und Freizeitparks immer wieder Beute. "Scheinbar sinkt die Hemmschwelle der Besucher von Jahr zu Jahr", sagte Matthias Mölter, Inhaber des Freizeit-Lands Geiselwind (Landkreis Kitzingen), der Deutschen Presse-Agentur. Ihm sind jüngst fünf ausgewachsene Flamingos abhanden gekommen, die Polizei ermittelt wegen Diebstahls. Doch das ist längst noch nicht alles - und auch steht der Park nicht alleine da mit dem Problem, wie eine Umfrage der dpa ergab.

Allein Mölters Liste der geklauten Gegenstände ist lang: fast 400 Kaffeelöffel, 200 Kaffeetassen, 200 Bier-Tonkrüge pro Jahr sowie Tischdeko. "Im Horror-Lazarett werden regelmäßig Köpfe und Hände der dort montierten Puppen entwendet", berichtete der Parkchef. Sogar eine 100 Kilogramm schwere Adler-Statue habe schon zum Diebesgut gezählt. Der finanzielle Schaden gehe in die Tausende. Und auch die Flamingos sind nicht die einzige gefiederte Beute im Freizeit-Land: "In den vergangenen Jahren wurden aus unserer Schaubrüterei Baby-Wachteln entwendet", so Mölter. Die steigende Zahl der Besucher wirke sich entsprechend auf die der verzeichneten Diebstähle aus.

Auch im Nürnberger Tiergarten wurde mal ein Greifvogel gestohlen, wie ein Sprecher sagte. Das sei aber einige Jahrzehnte her. Benedikt Graf von Bentzel vom Erlebnispark Schloss Thurn in Heroldsbach (Landkreis Forchheim) wiederum nannte ebenfalls Messer, Gabel und Teller als häufigstes Diebesgut. Und dass es dabei nicht um ein mal aus Versehen eingestecktes Besteckstück geht, macht die Dimension deutlich: "Das sind gut 300 Teile pro Jahr", so von Bentzel. Begehrt bei Langfingern seien auch spezielle Limonadengläser mit Henkel, die der Park seit einiger Zeit nutze. Im Münchner Tierpark Hellabrunn stibitzen Gäste einer Sprecherin zufolge schon mal Eis und Getränke.

Und sie machen offensichtlich auch nicht vor Spendenaktionen Halt: So werde schon mal ein Handy aus einer Sammelbox im Urwaldhaus entwendet, wie die Sprecherin weiter mitteilte. "Das ist insofern bedauerlich, als dass dieses Gerät dann nicht den Artenschutzprojekten zugute kommt, für die es ursprünglich gespendet wurde." Wohlgemerkt: Dort werden defekte Handys eingeworfen.

Auch Besucher werden Opfer von Dieben

Auch Besucher können Opfer von Dieben werden: "In den Sommermonaten wird zudem durchaus in unseren Service-Centern gemeldet, dass Geldbeutel oder andere Wertsachen geklaut wurden - wie häufig üblich bei großen Menschenansammlungen", so die Hellabrunn-Sprecherin. Hier berichteten viele Parks aber, dass vermisste Sachen häufig wieder auftauchen, weil andere Gäste Fundstücke zum Beispiel bei den Mitarbeitern abgeben. Eine Sprecherin vom Playmobil-FunPark in Zirndorf (Landkreis Fürth) teilte mit: "Wir sammeln alle gefundenen Gegenstände zentral und unsere Besucher können diese an der Info einsehen und wieder abholen - schließlich soll kein Kind ohne sein geliebtes Kuscheltier oder die Lieblingsmütze nach Hause fahren."

Maßnahmen gegen die Diebe sind nach Einschätzung der Befragten oft kaum möglich. Im Nürnberger Tiergarten führe ein Pfandsystem dazu, dass etwa Besteck in der Regel abgegeben werde, sagte der Sprecher. Davon ist man im Erlebnispark Schloss Thurn wieder abgekommen: Anfangs seien die Limo-Gläser bepfandet gewesen, das habe sich aber als zu kompliziert herausgestellt, erklärte von Bentzel. "Als wir das Pfand abgeschafft haben, waren die Gläser sofort weg." Doch bei einem Schaden von 500 bis 800 Euro lohne sich der Aufwand nicht.

Im Tiergarten Straubing wurde vergangenes Jahr eingebrochen. Dabei machten die Täter laut Direktor Wolfgang Peter zwar nur rund 300 Euro Beute, hinterließen aber Sachschäden von etwa 20 000 Euro. "Die Konsequenz unsererseits: Einbau von Alarmanlagen mit unmittelbarer Meldungsweiterleitung an die Polizei." Im Freizeit-Land Geiselwind wurden etwa Plastikdublonen eines Goldschatzes diebstahlsicher befestigt und in der Gastronomie echte durch Kunstblumen ersetzt.
Auch wenn das alles nach viel Kriminalität klingen mag: Die meisten Parks betonten allerdings, dass die Probleme mit Diebstählen sehr gering oder überhaupt kein Thema seien - so etwa der Freizeitpark Ruhpolding (Landkreis Traunstein). Aus dem Legoland in Günzburg hieß es wiederum recht vielsagend, man habe sich entschlossen, "das Thema Diebstahl im Park nicht an die große Glocke zu hängen".

Übrigens: Bei der Fahndung nach den fünf fränkischen Flamingos hat Freizeit-Land-Chef Mölter offenbar die Hoffnung aufgegeben, dass sie wieder auftauchen könnten: "Wir sind aktuell auf der Suche nach neuen Flamingos, zur Vervollständigung unserer Kolonie", sagte er. "Deshalb sind wir in Kontakt mit diversen Zoos und Tierparks."
(dpa)

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