Leben in Bayern

Großer Jubel nach dem Endspiel gegen Argentinien 2014: Kann die deutsche Elf in Russland ihren WM-Titel verteidigen? (Foto: dpa)

15.06.2018

"Wer beim Fußball gelassen bleibt, kennt sich nicht aus"

Die Mission Titelverteidigung hat begonnen und – Wahlkampf hin oder her – natürlich fiebert auch die Politprominenz bei der WM mit ...

Die einen brüllen ihre Emotionen raus, andere geben sich zumindest nach außen beherrscht: Auch Bayerns Politiker verfolgen in den nächsten Wochen gespannt, wie sich die deutsche Elf bei der WM schlägt. Dass die ausgerechnet in Russland steigt, bereitet vielen zwar Bauchschmerzen, den Spaß verderben lassen sie sich aber nicht. Und worin der eine oder andere selbst Weltmeister-Qualitäten hat, haben die Polit-Promis der Staatszeitung ebenfalls verraten.

Seit 56 Jahren hält der Fluch schon an. Seit 1962 konnte keine Mannschaft mehr ihren Weltmeistertitel verteidigen. Doch dieser Fluch wird bei der WM in Russland gebrochen, davon ist die Politprominenz Bayerns überzeugt. Weitgehend zumindest. Ministerpräsident Markus Söder ist noch im Stadium der Hoffnung: dass Deutschland ins Finale kommt. Vor allem aber, dass trotz Wahljahr Zeit bleibt, mit seinen Söhnen möglichst viele Spiele zu schauen. „Sie sind wie ich große Fans der Nationalmannschaft“, sagt Söder.

„Ich wäre gerne im Schafkopf Weltmeisterin“
Die Titelverteidigung fest im Blick hat Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Sitzt sie vor dem Fernseher, kann es schon mal lauter werden. „Ich bin sehr emotional“, gesteht sie. Am meisten Spaß macht das in Gesellschaft, „sehr gerne mit einem Gläschen Frankenwein und Bratwürsten“. Sie selbst wäre gerne im Schafkopf Weltmeisterin. „Aber das Wichtigste ist der Spaß beim Karteln und den habe ich definitiv“, betont Stamm.

„Volleyball kann ich ganz gut, den Titel überlasse ich Jogis Jungs“
Auch bei SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen wird es emotional – am liebsten daheim. „Und gegen ein gutes Bier zum Spiel ist nie etwas einzuwenden“, sagt sie. Sportlich ist Kohnen auch selbst. „Volleyball kann ich ganz gut, aber den Titel Weltmeister überlasse ich der Nationalmannschaft“, erklärt sie. „Wenn der Teamgeist stimmt – und das hat uns zuletzt besonders ausgezeichnet –,  sind wir nicht zu schlagen.“

„Beim Zahlenmerken und im Lachen bin ich weltmeisterlich“
„Natürlich Deutschland“, sagt auch Bayerns Verkehrsministerin Ilse Aigner auf die Frage, wer den Titel holt. Mit Freunden daheim und viel gesalzenen Erdnüssen wird sie Jogis Jungs anfeuern. Und es dabei auch nicht immer schaffen, gelassen vor dem Fernseher sitzen zu bleiben. Weltmeisterliche Qualitäten hat sie auch selbst: „beim Lachen, der Gelassenheit und im Zahlenmerken.“

„Die Spiele am Wochenende sind Familienereignisse“

Finanzminister Albert Füracker möchte andere bewerten lassen, wie es um seine Meisterqualitäten steht. Er hofft angesichts vieler Termine, wenigstens die Deutschlandspiele sehen zu können. „Die am Wochenende sind natürlich auch Familienereignisse“, sagt er. Geht mal etwas schief, ist Füracker der Typ, der gelassen bleibt. Viel schief gehen kann aus seiner Sicht aber ohnehin nicht: „Ich habe ein gutes Gefühl, dass Deutschland den Titel verteidigen kann – im Kader von Joachim Löw steckt große fußballerische Qualität.“

„Als Handballerin ist mir Handball lieber als Fußball“
Auch sie hat einen vollen Terminkalender. Dass Katharina Schulze, Fraktionschefin der Grünen im Landtag, vermutlich nicht allzu viele Spiele schauen wird, hat aber noch einen Grund: „Als Handballerin ist mir Handball lieber als Fußball“, erklärt sie. Schaut sie aber doch, darf es schon mal laut und emotional werden. „Hauptsache, man kann hinterher wieder lachen – gerne auch über sich selbst.“ Schulze hält Spanien und Brasilien für stark. Ist sie auch selbst weltmeisterlich in einer Sache? Schulze: „Egal, was man gut kann: Irgendwer auf dieser Welt kann’s immer besser.“

„Für den WM-Titel an der Posaune reicht es nicht ganz“
Ein leidenschaftlicher Musiker ist Franz Josef Pschierer. „Für den Weltmeistertitel an der Posaune reicht es zwar nicht ganz. Ich bin aber mit dem Herzen dabei“, betont der Wirtschaftsminister. Seine Vorstellung von einem perfekten Fußballabend: mit Freunden und Bekannten grillen und im Anschluss zusammensitzen und fachsimpeln. „Ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Wenn die Stimmung hochkocht, kann es daher auch mal etwas lauter werden“, so Pschierer, der sich natürlich wünscht, dass Deutschland die Titelverteidigung schafft.

„Ich fluche nur, wenn die Kinder nicht in der Nähe sind“
„Wir dürfen nicht aufgeben, an Deutschland zu glauben!“ Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger unterstützt die Nationalelf, wenn er Zeit hat, vom Kanapee aus. Und das „sehr diszipliniert – wie im Landtag gilt: sich keine Gefühlsregung anmerken lassen“, scherzt er. Seine Regel: „Fluchen nur wenn die Kinder nicht in der Nähe sind und zuhören.“ Was er am besten kann? Aiwanger: „Es gibt sicher bei allem Denkbaren jemand auf dieser Welt, der es besser kann.“

 „Geht was schief: gelassen bleiben, positiv denken“

„Was für eine Frage: Deutschland natürlich!“ Für Joachim Herrmann gibt es keinen Zweifel, wer den Titel holt. Und er muss es wissen, immerhin ist er nicht nur Innen-, sondern auch Sportminister. Auch wenn er am liebsten zu Hause schaut, Herrmann wird wohl viele Spiele von unterwegs im Internet und Radio verfolgen müssen. Weltmeisterlich sei er selbst beim Fußballspielen leider nicht, bedauert er. „Aber ich bin ein leidenschaftlicher Radfahrer.“ Und geht bei einem WM-Spiel doch mal etwas schief, ist Herrmanns Motto: „Gelassen bleiben und positiv denken!“

„Ich selbst bin Weltmeister in Rechthaberei“
„Wer beim Fußball gelassen bleibt, kennt sich halt nicht aus!“, erklärt SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher und fügt an: „Und Politiker, die Fußballtrikots falsch herum tragen, sind keine Aufreger. Sie können es halt nicht besser.“ Für ihn ist Fußball ein Gemeinschaftserlebnis mit Freunden, Grillsteaks und Bier aus der Flasche. „Ich selbst bin Weltmeister in der Rechthaberei“, sagt er. Das nerve politische Widersacher, Parteifreunde und Familie gleichermaßen. „Beim Fußball wird das aber geduldet, da haben wir in Deutschland 80 Millionen Bundestrainer, einer von ihnen bin ich.“ Auch für Rinderspacher steht fest: Deutschland wird Weltmeister. „1:0 im Finale. Torschütze Özil nach Vorlage Gündogan. Und Frank Walter Steinmeier gratuliert.“

„Ich drücke Jogis Jungs die Daumen“

Ob Gesundheitsministerin Melanie Huml Fußball-Expertin ist? Wer weiß. Gelassen bleibt sie nämlich auch, wenn es mal nicht so gut für die deutsche Mannschaft läuft. Beim Grillabend mit Familie und Freunden zu Hause oder auch beim Public Viewing schaut sie die Spiele, wenn es zeitlich geht. Ihre eigenen Stärken? „Ich hole gerne alle mit ins Boot beziehungsweise an den Runden Tisch.“ Sie drückt ihre Daumen Jogis Jungs.

„Sonst bin ich der gelassene Typ, aber beim Fußball gilt: Brüllen“
FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen dagegen reizen Public-Viewing-Großveranstaltungen inzwischen nicht mehr. „Ich schaue am liebsten im Freundeskreis zu Hause oder in einer Wirtschaft. Dazu ein kühles Bier.“ Eigentlich sei er ja eher der gelassene Typ, meint er, aber beim Fußball gilt: „Brüllen.“ Hagen tippt darauf, dass Deutschland oder Frankreich die WM gewinnet. „Wo ich weltmeisterlich bin? Das zu beantworten verbietet meine Bescheidenheit“, sagt er.

„Weltmeisterlich bin ich mit falschen Prognosen im Fußball“
„Weltmeisterlich bin ich im Abgeben von falschen Prognosen dazu, wie Fußballspiele ausgehen“, erklärt Wissenschaftsministerin Marion Kiechle. Und ihre Prognose für die WM? Es gebe kaum Argumente gegen Deutschland, aber auch ein paar gute für Frankreich, Spanien oder Brasilien, sagt sie. Kiechle schaut die Spiele am liebsten gemütlich auf der Couch mit einem richtig kalten Hellen und Nüssen zur Nervenberuhigung. „Denn Fußball reißt mich emotional total mit, sodass mir der ein oder andere Brüller schon mal entweicht.“

„Wenn mich das Spiel begeistert, fiebere ich voll mit“
Auch Sozialministerin Kerstin Schreyer „fiebert voll mit“, wenn sie ein Spiel begeistert. Sie hofft, keines der deutschen Nationalelf zu verpassen und schaut gerne im Kreise von Freunden. „Natürlich drücke ich unserer Nationalmannschaft die Daumen, dass sie ihren WM-Titel verteidigen kann.“ Da sie selbst keinen offiziellen Weltmeistertitel vorweisen kann, möchte sie die Beurteilung ihrer Champion-Talente anderen überlassen.

„Sieger ist, wer nach der Gruppenphase alles gewinnt“
Nürnbergs SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly hingegen bleibt auch beim Sport der gelassene Typ. Er schaut die WM mal zu Hause, mal mit Freunden – mit einem kühlen Bier. Zu seinen eigenen weltmeisterlichen Stärken schweigt auch er. Mit seiner Prognose für den Titelgewinn liegt Maly aber in jedem Fall richtig: „Die Mannschaft, die nach der Gruppenphase alle Spiele gewinnt.“

„Ich grille mit Leidenschaft, Präzision und Ausdauer“
„Klar drücke ich unserer deutschen Mannschaft fest die Daumen! Ein fünfter Stern für Deutschland wäre toll“, sagt Bayerns Justizminister Winfried Bausback. Er guckt die Spiele am liebsten zusammen mit seinen drei Jungs zu Hause in Aschaffenburg. „Wenn dann auch noch Grillwetter ist – perfekt!“ Wenn es beim Spiel spannend wird, hebt es ihn schon mal vom Sitz. „Aber es hilft ja doch nichts, den Fernseher anzubrüllen“, so Bausback. Weltmeister sei er im Grillen: „Natürlich – da vereine ich Leidenschaft, Präzision und Ausdauer.“

„Meine gegrillten Steaks können als weltmeisterlich durchgehen“
Bei einer Grill-WM hätte Bausback starke Konkurrenz. Denn Kultusminister Bernd Sibler ist überzeugt: „Meine gegrillten Steaks können durchaus als weltmeisterlich durchgehen.“ Seine Heimatstadt Plattling hat ein Public Viewing organisiert. Sibler, der der deutschen Mannschaft die Daumen drückt, guckt aber auch zu Hause mit seinen fußballbegeisterten Söhnen, wo es im Eifer des Gefechts auch mal lauter werden kann. „Da treffen dann drei Fußball-Experten aufeinander, die auch am heimischen Grill herrlich über das letzte Tackling diskutieren können!“

„Für mich ist es der Horror, spielt Deutschland gegen Kroatien“
Sie ist beim Fußball eigentlich entspannt. Aber nicht, wenn Deutschland gegen Kroatien spielt. „Das ist für mich der Horror, weil nicht beide gleichzeitig gewinnen können“, sagt Agrarministerin Michaela Kaniber, deren Eltern aus Kroatien stammen. Ihr Tipp für die WM, die sie im Kreis der Familie, am liebsten im Garten mit Grillsteaks und kühlem Bier, schaut: „Deutschland. Und Zweiter Kroatien.“ Worin sie selbst weltmeisterlich ist? „Jedenfalls nicht darin, mich selbst zu überschätzen.“

„Innerlich impulsiv, nach außen allgäuerisch beherrscht“
Auch CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer gibt sich bescheiden, was die eigenen Weltmeister-Qualitäten betrifft. „Wir Allgäuer haben es nicht so mit extrovertiertem Selbstlob“, sagt er. Er mag wie Umweltminister Marcel Huber die Live-Stimmung beim Public Viewing. „Gegessen wird allenfalls, was nicht zu viel Aufmerksamkeit von Thomas Müllers Torschüssen ablenkt. Also eher Brezen“, sagt Kreuzer. Die Reaktion, wenn der nicht trifft: „Innerlich impulsiv, nach außen allgäuerisch beherrscht.“ Auch Kreuzer glaubt fest an Deutschland. „Aber der Vereinsfußball hat gezeigt, dass man mit Spanien immer rechnen muss.“
(Angelika Kahl)

Bilder im Text (alle dpa) von oben:

Sie ist beim Lachen weltmeisterlich: Verkehrsministerin Ilse Aigner.

Fußball läuft bei ihr eher nicht auf dem Tablet: Katharina Schulze.

Joachim Herrmann ist ein leidenschaftlicher Radfahrer.     

Einer von 80 Millionen Bundestrainern: Markus Rinderspacher.

Hält sich für einen Weltmeister im Grillen: Justizminister Winfried Bausback.

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