Politik

Der Vertreter der Familie Rosenberg, Christopher MArinello, nahm im Mai 2015 das Gemälde "Sitzende Frau" von Henri Matisse entgegen - eines von zwei Bildern aus der Gurlitt-Sammmlung, die bisher zurückgebenen wurden. (Foto: dpa)

08.10.2015

Magere Ausbeute

Im Fall der Gurlitt-Raubkunst schaffte es die Task Force bisher lediglich, zwei Gemälde zurückzugeben – von 1000 in Frage kommenden

Die Arbeit der 2013 eingesetzten Task Force, welche die rechtmäßigen Besitzer von Raubkunst-Bildern aus der Sammlung Cornelius Gurlitts ausfindig nachen soll, gerät zur Blamage: Bei fast 1000 der insgesamt 1500 Kunstwerke besteht grundsätzlich der Verdacht, dass die Bilder während der NS-Zeit jüdischen Besitzern abgepresst wurden – und bei lediglich vier Bildern wurde die Herkunft durch die Taskforce abschließend geklärt. An die Erben der rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben wurden sogar nur nur zwei davon: Zwei Reiter am Strand von Max Liebermann und die Sitzende Frau von Henri Matisse. Dass die Gurlitt-Taskforce nun laut Bundes-Kulturstaatssekretärin Monika Grütters Ende des Jahres aufgelöst werden soll, sorgt deshalb für Irritationen – jedenfalls bei den Grünen. Der Grünen-Abgeordnete Sepp Dürr wollte es genau wissen und fragte bei Kunstminister Ludwig Spaenle nach. Dessen Antwort blieb vage: „Ob und in welcher Form die Provenienzrecherche nach dem 31.12.2015 fortzusetzen ist, wird zu gegebener Zeit gemeinsam von der Bundesregierung und der Staatsregierung entschieden werden.“ Dürr wütet: „Seit beinahe vier Jahren glänzt der zuständige CSU-Minister Spaenle mit Nichtstun.“ Bald vier Jahre ist es nämlich schon her, dass per richterlichen Durchsuchungsbeschluss der Schwabinger Kunstschatz bei Gurlitt entdeckt wurde. Er hatte die Sammlung von seinem Vater geerbt, der als Kunsthändler in der NS-Zeit auch Raubkunst kaufte, also Bilder, die jüdischen Eigentümern entweder zu einem Bruchteil des tatsächlichen Werts abgepresst oder schlicht gestohlen worden waren.

Die Behörden waren von Anfang an nicht auf Transparenz erpicht

Die Behörden hatten den Sensationsfund damals über eineinhalb Jahre wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Erst im November 2013 erfuhr die Öffentlichkeit durch die Medien von dem Fund. Transparenz sieht anders aus. Was auch der Grüne Kulturpolitiker Dürr zu Recht moniert: „Hauptproblem war von Anfang an die fehlende Transparenz, während die Öffentlichkeit nur als Störfaktor und nicht als Hilfe wahrgenommen wurde.“ Doch kann man Spaenle wirklich Untätigkeit vorwerfen? Erst Anfang September ist der Kultusminister dem Wunsch der Grünen, über den Stand der Bemühungen der Task Force zu berichten, auf immerhin 14 Seiten „gerne nachgekommen“. Ausführlich beschreibt Spaenle die Schwierigkeiten, bei fast 1000 Kunstwerken den einstigen rechtmäßigen Eigentümer ausfindig zu machen. „Recherchen in weltweiten Archiven“ seien hierzu nötig, und allein die Identifizierung eines einzigen Bildes sei manchmal diffizil bis unmöglich. „Auch nach Ausschöpfung aller Erkenntnisquellen“ komme man „nicht immer zu eindeutigen Ergebnissen“. Und schon gar nicht könne man die Herkunft der Bilder in einer vorher festgesetzten Zeit klären: „Es liegt in der Natur der Provenienzrecherche, dass ein Zeitrahmen, in dem die Provenienz jedes einzelnen Werkes geklärt sein wird, nicht bestimmt werden kann.“ Dieser Satz gefiel Spaenle so gut, dass er ihn jetzt bei seinem Statement über ein baldiges Task-Force-Aus gleich nochmal zitierte. Genausogut hätte er verlauten lassen können: Die Provenienzrecherche ist abgeschlossen, wenn die Provenienzrecherche abgeschlossen ist. Alles klar? (Florian Sendtner)

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