Politik

Der Parteivorsitzende und Ministerpräsident hat in Bamberg den ersten Rat für die Zukunft gegeben: Bewahrt diese Personalunion! (Foto: dpa)

27.03.2015

Abschreckendes Musterbeispiel SPD

Seehofer will sich 2018 zurückziehen und fordert, Parteivorsitz und Ministerpräsidentenamt nicht zu trennen: Der Tipp ist richtig

Horst Seehofer und Edmund Stoiber waren alte Bekannte, und nach der Machtübergabe tat der Nachfolger nicht so, als kenne er seinen Vorgänger kaum mehr. So manches harmonische Telefonat ist damals zustande gekommen, durchaus zur Freude des munteren Rentners. Wer keine Anweisungen mehr geben kann, fühlt sich geschmeichelt, wenn er wenigstens einen Rat erteilen darf. Es wäre Seehofer zuzutrauen, dass er sich auch selbst diese Freude ganz gern gönnen würde. Den Abschied von seinen derzeitigen Ämtern hat er angekündigt und nunmehr auf einem Kleinen Parteitag des Personals gedacht, unter dem der politische Erbe ausfindig zu machen wäre.
Die Ankündigung aber war ein Wagnis. Wenn allen mitgeteilt wird, dass von 2018 an eine bestimmte Person nicht mehr zu respektieren und noch weniger zu fürchten sei, werden Respekt und Furcht bereits im Jahr 2017 nachlassen, vielleicht auch schon viel früher. Doch abgesehen davon, dass Seehofer sich zuweilen dadurch treu bleibt, dass er es sich wieder einmal anders überlegt, ist der Versuch, den Sturz in die Bedeutungslosigkeit rechtzeitig abzufedern, bei einem hohen Herrn durchaus verständlich.

Ein Duo schwebte stets in Versuchung, sich Einflüsse gegenseitig streitig zu machen - gerade in Bayern und gerade bei der CSU


Der Erbe also ist gefragt – und nicht die Erben. Der Parteivorsitzende und Ministerpräsident hat in Bamberg den ersten Rat für die Zukunft gegeben: Bewahrt diese Personalunion! Der Tipp ist richtig. Zwar könnte, wer fern aller politischen Praxis scharf nachdenkt, zu dem Ergebnis kommen, die Leitung einer Partei sei ein Fulltimejob und die eines großen Bundeslandes erst recht. Und wäre es nicht möglich, dass zwei mit ehrenwerter Arbeit überhäufte Persönlichkeiten, die eine womöglich weiblich, die andere männlich, Bayern und der Welt ein Beispiel schönster, durch Grundsatztreue gefestigter Harmonie böten? Ein reichlich unwahrscheinliches Schauspiel.
Allerdings läge der Grund für die Misserfolge eines solchen Duos nicht in „Berlin“, wo nach Seehofers Auskunft ein Ministerpräsident ohne Parteivorsitz, ebenso ein CSU-Repräsentant ohne einen Freistaat im Rücken, immer nur als halbe Portion dastünde. Vielmehr bildeten sich, und zwar gerade in Bayern und gerade bei der CSU, zwei Einflusszentren, die stets in Versuchung schwebten, sich die Einflüsse gegenseitig streitig zu machen. Und für Intriganten eröffneten sich die herrlichsten Perspektiven. Das abschreckende Musterbeispiel ist ein bundespolitisches gewesen: Kanzler Schröder und Parteichef Lafontaine (damals SPD). Wohl wahr, dass Schröder später auch seiner eigenen Doppelfunktion überdrüssig wurde. Doch Müntefering, der nächste SPD-Vorsitzende, war dem Regierungschef so treu ergeben, dass von einem Ausnahmeverhältnis gesprochen werden darf. Zu solcher Herzlichkeit fand in Bayern das ungleiche Paar Stoiber/Waigel nie. Richtig kameradschaftlich dürfte es auch mit Markus Söder nicht zugehen – um denjenigen zu nennen, der nach jetzigem Stand der Dinge ganz gute Aussichten hat, die Zweisamkeit allein zu verkörpern. Er scharrt eben am nachdrücklichsten. (Roswin Finkenzeller)

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