Politik

24.06.2022

AKW-Laufzeiten: Planloses Vorgehen

Ein Kommentar von Waltraud Taschner

Der schreckliche Atomunfall im japanischen Fukushima sorgte 2011 weltweit für Entsetzen. Die Konsequenzen blieben überschaubar. Allein Deutschland sagte sich verbindlich von der Kernenergie los. Nachdem sich in Umfragen bis zu 60 Prozent der Deutschen von der Atomkraft abwandten, verkündete Kanzlerin Merkel unter allgemeinem Beifall den Ausstieg. Belgien versprach zwar den Ausstieg, verschob ihn aber jetzt mithilfe der grünen Umweltministerin bis 2035, und von der Schweiz sowie Italien kamen lediglich Absichtserklärungen. Fakt ist, dass weltweit die Reaktoren am Netz blieben, zahlreiche neue kamen dazu – in China und den USA sowieso, doch auch in Europa. In Frankreich gibt es mittlerweile 57 AKWs, Tendenz steigend.

Jetzt, da aufgrund des Krieges in der Ukraine in Deutschland Energieknappheit droht, wird plötzlich diskutiert, ob der Atomausstieg im Jahr 2011 eine kluge Idee war. Das ist erstens eine berechtigte Frage, die zweitens zeigt, dass sich Politik nicht durchweg an Umfragen orientieren sollte.

Nach wie vor importiert Deutschland Atomstrom, unter anderem aus Tschechien, und das soll auch so bleiben: Das ist einfach verlogen

Tatsächlich will inzwischen die Hälfte der Deutschen, dass die noch im Betrieb befindlichen drei AKWs erst mal am Netz bleiben und nicht, wie geplant, Ende 2022 abgeschaltet werden. Diese Forderungen dürften sich verstärken, wenn die Strompreise weiter steigen und der Energieverbrauch im Winter womöglich rationiert wird. Dass Kernkraft schmutzig und gefährlich ist, wird bei vielen in den Hintergrund rücken, wenn es für sie persönlich unbequem, kalt und teuer wird.

Es nervt unendlich, dass keine ehrliche Debatte zur Energiepolitik stattfindet. Zweifellos sind AKWs riskant, und die Endlagerung des hochgiftigen Mülls ist ungeklärt. Natürlich soll man anderen Energieformen den Vorzug geben. Jetzt verstärkt auf den Klimakiller Kohle zu setzen, ist aber keine überzeugende Alternative. Bevor man aktionistisch die Meiler abschaltet, muss jedenfalls ein funktionierendes Versorgungskonzept her. Im Übrigen: Deutschland importiert nach wie vor Atomstrom – unter anderem aus dem tschechischen Temelin, dessen Reaktoren kaum unseren Sicherheitsstandards entsprechen. Dass vor diesem Hintergrund AKWs im Inland stillgelegt wurden, ist grotesk. Verlogen ist es außerdem. Merkel und Co haben es nicht geschafft, einen soliden Energieplan für die Zukunft zu entwickeln. Ein Fehler, den die Berliner Ampel-Koalition jetzt beheben sollte, statt ihn zu verschlimmern.

 

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