Politik

Die Windenergie ist in Bayern ausgebremst, die Potenziale der Sonnenernergie nutzt der Freistaat hingegen vorbildlich. (Daniel Reinhardt, dpa)

27.11.2019

Bayern bei Erneuerbaren nur Mittelmaß

Wann immer über die Energieversorgung in Bayern gesprochen wird, kommt sofort Kritik an der restriktiven Windradpolitik des Freistaats. Eine Studie bestätigt das - nennt aber auch Lobenswertes

Bayern belegt laut einer am Mittwoch in Berlin veröffentlichen Studie bei der Nutzung von erneuerbaren Energien im Bundesvergleich nur einen Mittelfeldplatz. Konkret belegt der Freistaat mit seinem Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung Platz sieben. Größter Kritikpunkt der Autoren: Die Potenziale der Windenergie würden wegen der seit 2014 geltenden 10H-Regel noch immer nur unzureichend genutzt.

Die Analyse haben das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg im Auftrag von und in Kooperation mit der Agentur für Erneuerbare Energien zum sechsten Mal erstellt. Sie bewertet auf Basis von 61 Indikatoren die politischen Anstrengungen und Erfolge der Länder bei der Nutzung von Erneuerbaren Energien und dem damit verbundenen wirtschaftlich-technischen Wandel.

Die 10H-Regel besagt, dass der Mindestabstand eines Windrads zur Wohnsiedlung mindestens das Zehnfache der Bauhöhe betragen muss. Mit der unzureichenden Nutzung Windenergie landet der Freistaat auf Platz 14 und damit fast ganz am Ende des Rankings. "Solange die strikten Abstandsregelungen bestehen bleiben, dürfte sich das auch in Zukunft kaum ändern", so die Autoren. Kritik dürfte auch hervorrufen, dass sich die CO2-Emissionen gemessen am Energieverbrauch von 2013 bis 2016 um eine Tonne pro Terrajoule erhöht haben.

Top bei der Photovoltaik

Dagegen nutze Bayern bei der Photovoltaik seine Potenziale mit deutlichem Abstand am besten aus, lobt die Studie. Obwohl das Land bei der Solarstromerzeugung bereits weit an der Spitze steht, sei zwischen 2015 und 2018 (gemessen am Potenzial) die dritthöchste Leistung zugebaut worden, heißt es in der Studie. Bei der Verstromung von Biomasse bewege sich Bayern aber nur im Mittelfeld (Platz neun).

Bei der Stromerzeugung aus Wasserkraft entfalle mehr als die Hälfte des in Deutschland vorhandenen Potenzials auf den Freistaat - "und diese Chancen nützt das Land auch gut aus", loben die Autoren. 82,4 Prozent des vorhandenen Potenzials würden schon genutzt, was Rang drei bedeute. Auch im Wärmebereich sei Bayern sehr gut aufgestellt, das Land führe deutlich beim Einsatz von Holz zur Wärmeerzeugung wie auch bei der Nutzung von Solarthermie.

Passend zur Studie will Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Mittwoch im Landtag seine erste Regierungserklärung abgeben - Titel "Bayerisches Aktionsprogramm Energie". Darin will er über die Pläne der schwarz-orangen Staatsregierung für die Energieversorgung im Freistaat sprechen und etwa skizzieren, wo trotz der 10H-Abstandsregel neue Windräder gebaut werden sollen und wie der stetig steigenden Energiebedarf gedeckt werden soll.

Die Energiewende und der Wegfall der Atomkraft ab 2022 machen einen neuen Energiemix für Bayern notwendig, da der Bedarf nicht ausschließlich über die großen Stromautobahnen mit Windenergie aus dem Norden gedeckt werden kann und soll. Insbesondere Aiwanger hatte sich in der Vergangenheit immer für eine dezentrale Energiegewinnung ausgesprochen und die Stromtrassen bekämpft.

Die Opposition kritisiert die Energiepolitik der Regierung schon lange. "Der Ausbau der Windkraft steht still. Wir brauchen aber die Windenergie in Bayern, sonst verfehlen wir die Klimaziele des Pariser Klimaabkommens in Deutschland deutlich", sagte etwa SPD-Landeschefin Natascha Kohnen. Die Staatsregierung müsse die Energiewende der Bevölkerung erklären und gemeinsam mit ihr umsetzen. Die 10H-Regel müsse abgeschafft werden.
(dpa)

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