Politik

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (Mitte) und der SPD-Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher (Mitte rechts), in Bad Aibling. (Foto: dpa)

10.02.2016

"Bayern trauert"

Horst Seehofer am Unfallort: "Furchtbare Tragödie für ganz Bayern". Auch die Oppositionschefs Markus Rinderspacher und Margarte Bause kamen. Die Ursache für das Unglück ist noch unklar

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat das Zugunglück in Bad Aibling als "furchtbare Tragödie für ganz Bayern" bezeichnet. "Bayern trauert", sagte er heute bei einer Pressekonferenz im Rathaus von Bad Aibling. Er sprach den Angehörigen der Opfer und der Bevölkerung in der Region seine Anteilnahme und Verbundenheit aus. Er habe am Unfallort gebetet. "Wir beten und hoffen, dass die Verletzten ihre Verletzungen überwinden", sagte Seehofer, der sich nach dem Besuch der Unfallstelle tief betroffen zeigte. "Man ist ganz verstört, wenn man diese Bilder noch mal sieht, diese Knäuel." Die Ermittlungen müssten nun zeigen, welche Konsequenzen gezogen werden müssen, "um solche Tragödien noch ein Stück unwahrscheinlicher zu machen". Bei dem schweren Zusammenstoß zweier Pendlerzüge waren am Dienstag zehn Menschen gestorben und Dutzende verletzt worden. Zuvor haben sich Seehofer und andere Politiker quer durch die Parteien in einem fast eineinhalbstündigen Gespräch mit den Rettungskräften über den Einsatz in Bad Aibling informiert. "Das Land trauert und ist erschüttert", sagte Seehofer nach Angaben einer Sprecherin bei dem Termin hinter verschlossenen Türen im Rathaus der oberbayerischen Gemeinde, an dem auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, sein bayerischer Kollege Joachim Herrmann, Ilse Aigner sowie zahlreiche Vertreter anderer Parteien teilnahmen, darunter SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher und Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause.

Linke geißeln den "unsäglichen Polittourismus"

Nicht dabei waren: Die Freien Wähler und die Linken. Man habe sich bewusst gegen eine Teilnahme an diesem unsäglichen Polittourismus in Bad Aibling entschieden", teilte Xaver Merk, Landessprecher der Linke mit. "Dies hilft weder den Angehörigen noch den Verletzten." Lieber greife man die Forderung des bayerischen Blutspendedienstes auf: "Wir bitten um regelmäßige Blutspenden, auch in Zukunft, um den notwendigen Bedarf an Blutpräparaten in Bayern immer wieder zu gewährleisten", so Merk. Mehr als 300 Menschen hatten sich nach dem Zugunglück zu Blutspenden bereit erklärt. "Nach der überwältigenden Resonanz der Spender, hat sich die Lage bereits nach einem Tag wieder beruhigt", teilte der Blutspendedienst München heute auf seiner Homepage mit, der tags zuvor zu Spenden aufgerufen hatte. "Damit können die Verletzten im betroffenen Unglücksgebiet versorgt werden." Die Ursache für Zugunglück ist indes noch unklar. Bisher gebe es keine Hinweise auf einen technischen Fehler oder Fehler bei der Signalbedienung durch einen der Lokführer, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Nachdem in den Trümmern des Zuges niemand mehr vermisst wird, geht die Polizei davon aus, dass es bei der bereits am Vortag genannten Zahl von zehn Todesopfern bleibt. Zwei der sogenannten Blackboxes aus den Zügen seien bereits geborgen worden, die dritte könnte noch am Mittwochnachmittag folgen, erklärte Dobrindt. Ohne eine Analyse der Daten dieser Fahrtenschreiber, die ähnlich wie in Flugzeugen Informationen über das Fahrzeug sammeln, sei eine Klärung des Hergangs schwierig, erläuterte der Minister.

Die verbleibenden Schwerverletzten werden wohl alle überleben

"Es wird niemand mehr vermisst", sagte ein Polizeisprecher am Morgen - zuvor waren die Helfer noch von einer weiteren Leiche in den Trümmern ausgegangen. Auch die verbleibenden Schwerverletzten würden wohl alle überleben, hieß es nun.

Um die Ursache für die verheerende Kollision zweier Regionalzüge der privaten Bayerischen Oberlandbahn auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim zu klären, arbeitet nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) inzwischen eine 50-köpfige Sonderkommission an dem Fall.

Zu den bisherigen Ergebnissen wollten die Pressestellen von Polizei und Staatsanwaltschaft unter Verweis auf laufende Ermittlungen keine Stellung nehmen. Ein Polizeisprecher vor Ort sagte jedoch, zwar könne ein Fehler oder Vergehen - etwa des diensthabenden Fahrdienstleiters - nicht ausgeschlossen werden. Doch sei der Fahrdienstleiter bereits unmittelbar nach dem Zusammenstoß der Regionalzüge am Dienstag befragt worden. Daraus ergebe sich noch "kein dringender Tatverdacht", sagte Polizeisprecher Jürgen Thalmeier. Die Ermittlungen stünden noch am Anfang. Bahnchef Rüdiger Grube sagte: "Haben Sie Verständnis, dass ich den Untersuchungsergebnissen nicht vorgreifen möchte."

Die Opfer: Ausschließlich Männer im Alter von 24 bis 60 Jahren

Die Deutsche Presse-Agentur hatte aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass die Tragödie im oberbayerischen Landkreis Rosenheim durch menschliches Versagen ausgelöst worden war. Am Mittwoch ermittelten die Beamten auch im Stellwerk von Bad Aibling. Sie werteten zudem alle bislang gefundenen Blackboxen aus. Auch Experten der Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes waren an der Unfallstelle.

Die Ermittler stellten zudem die Identität von neun der zehn Opfer fest. Dabei handelt es sich ausschließlich um Männer im Alter von 24 bis 60 Jahren, wie Thalmeier sagte. Alle stammten aus der Region. Unter ihnen seien auch die zwei Lokführer sowie ein Lehr-Lokführer, der routinemäßig einen der beiden Männer auf seiner Fahrt begleitete. Die Opfer würden noch am Mittwoch in München obduziert, hieß es.

Mehr als 300 Menschen erklärten sich nach dem Zugunglück zu Blutspenden bereit. "Nach der überwältigenden Resonanz der Spender, hat sich die Lage bereits nach einem Tag wieder beruhigt", teilte der Blutspendedienst München am Mittwoch auf seiner Homepage mit, der tags zuvor zu Spenden aufgerufen hatte. "Damit können die Verletzten im betroffenen Unglücksgebiet versorgt werden." (dpa/BSZ) Fotos:
Auch die Grünen-Politikerinnen Claudia Roth, Bundestagsvizepräsidentin und Margarete Bause, Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag sin dnach Bad Aibling gekommen. (dpa)

Gedenken an die Opfer: Ministerpräsident Horst Seehofer mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, der erste Bürgermeister der Stadt Bad Aibling Felix Schwaller, Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und SPD-Fraktionsvorsitzender Markus Rinderspacher. (Bayerische Staatskanzlei)

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