Politik

20.03.2015

Berechtigter Aufruhr

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Wenn sich Stellvertreter gegen ihre Chefs erheben, ist das immer ein bemerkenswerter Vorgang. Für einen solchen Schritt muss schon viel zusammenkommen. Das scheint jetzt innerhalb der Handwerksorganisationen des Freistaats der Fall zu sein.
Der Bayerische Handwerkstag, der Bayerische Industrie- und Handelskammertag und die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft haben anlässlich der Internationalen Handwerksmesse in der bayerischen Landeshauptstadt Bundeskanzlerin Angela Merkel die „Münchner Erklärung“ überreicht. In dem gemeinsamen Papier prangern die drei Verbände einige angeblich falsche wirtschaftspolitische Weichenstellungen an: eine planlos laufende Energiewende, den Mindestlohn und die geplante Erbschaftssteuerreform. Dass die Exporte nach wie vor so gut laufen, sei der Agenda 2010, der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und dem Ölpreisverfall zu verdanken.

Eine weitere Spaltung in Arm und Reich darf Deutschland nicht dulden


Dieser Analyse widersprechen die Vizepräsidenten der Handwerkskammern und lehnen die „Münchner Erklärung“ ab. Völlig zu Recht! Denn tatsächlich leidet Deutschland seit Jahren unter einem Nachfrage- und keinem Kostenproblem. Erst 2014 lagen die Reallöhne wieder leicht über dem Niveau des Jahres 2000. Sicher werden Hochqualifizierte gut bezahlt. Aber es gibt eben auch das Heer der anderen: die nahezu gratis arbeitende Generation Praktikum sowie Billiglöhner im Einzelhandel und anderen Branchen.
Die „Münchner Erklärung“ mit ihren Forderungen an die Politik mag aus betriebswirtschaftlicher Sicht richtig sein. Doch aus volkswirtschaftlicher Sicht ergibt sich ein anderes Bild. Aufgabe der Politik ist es, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen in Einklang zu bringen. Es darf nicht sein, dass sich Deutschland und die EU vom Sozialstaatsprinzip verabschieden und sich an den Unsitten anderer Länder orientieren. Ausbeutung sowie eine sich noch weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich dürfen reiche Gesellschaften wie unsere weder propagieren noch dulden.

Kommentare (2)

  1. Diana am 24.03.2015
    Ich habe mein Spargeld zum Teil in mein Hus gesteckt und zum Teil den Kindern geschenkt. Ich glaube nicht an den Euro und an die Geldwertstabilität. Man braucht nur zu schauen, welche Mengen an Geld um den Globus kreisen und die Reichen noch reicher machen. Ich weiß von Nachbarn, daß sie es genauso machen. Und wenn man sich im Dorf so umschaut, sind wir nicht die einzigen. Von was die Handwerksbetriebe leben sollen, wenn die Ersparnisse (bis auf den Notgroschen) weg sind, weiß ich auch nicht. Wir Fleißigen - Arbeitnehmer und kleine bis mittlere, unternehmergeführte Betriebe - sollten uns mal zusammenschließen. Wir haben dieselben Interessen, nämlich daß das Geld bei den Leuten bleibt und nicht in die Finanzindustrie und die Hedgefonds fließt.
  2. Zitrone am 23.03.2015
    Das haben wir doch alles schon, ungleiche Vermögensverteilung, ungleiche Steuerbelastung, Kapital wird bevorzugt, Armut, 7 Millionen Arbeitslose, prekäre Arbeitsverhältnisse usw. CDU/CSU waren nach dem Krieg bis auf wenige Jahre in der Regierungsverantwortung und stellten den Kanzler bzw. Kanzlerin. Das ist das Ergebnis ihrer Politik, die sich allein nach dem Bibelwort richtet " wer hat, dem wird gegeben.". Leider hat's die SPD in ihrer Regierungszeit mit Schröder genauso schlecht gemacht und mit der Riesterrente die funktionierende Rentenversicherung zerstört. Die Genossen sollten sich schämen und sich nicht wundern, wenn es bei 25% bleibt. Schade nur, dass eine weltfremde Partei, wie die Linke, deren Repräsentanten es sich auch sehr bequem in den weichen Sesseln des Wohlfahrtstaates eingerichtet haben, trotzdem die einzige Partei als Stachel im Politikbetrieb bleibt. Statt Seehofer und Merkel sollten Urban Priol und Volker Pispers auf den Parteitagen die Reden halten. Das wäre unterhaltsamer und ausnahmsweise auch eine wahre Zustandsbeschreibung der Gesellschaftswirklichkeit.
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