Politik

Ein Mann mit Kippa, der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

06.08.2019

Bespuckt und beleidigt

In München wurden ein Rabbiner und seine beiden Söhne Opfer eines antisemitischen Übergriffs

Nach dem Besuch einer Synagoge sind in München ein Rabbiner und seine beiden Söhne Opfer eines antisemitischen Übergriffs geworden. Die drei Männer, ein 53-Jähriger und zwei 19-Jährige, seien beleidigt und einer von ihnen bespuckt worden, teilte die Polizei mit. Das Trio sei am Samstag am frühen Nachmittag aus der Synagoge gekommen, als es zunächst von einem bislang unbekannten Mann von der gegenüberliegenden Straßenseite als "Scheiß Juden" beleidigt wurde. Durch das Tragen der Kippa, der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung, seien die drei Männer von dem Täter als Juden identifiziert worden, teilte die Polizei auf Nachfrage mit.

Eine bislang unbekannte Frau habe aus ihrem Pkw heraus den Vorfall beobachtet und daraufhin einen der beiden 19-Jährigen ebenfalls als "Scheiß Jude" beleidigt. Als sich der junge Mann an die Beifahrerseite begab, um die Frau anzusprechen, wiederholte sie ihre Beleidigung und spuckte ihm durch das geöffnete Autofenster ins Gesicht. Anschließend fuhr sie davon. Die Kriminalpolizei ermittelt nun gegen die beiden Tatverdächtigen wegen Volksverhetzung und Beleidigung.

Spaenle: Angriff auf die gesamte Stadtgesellschaft

Bayerns Antisemitismus- Beauftragter Ludwig Spaenle (CSU) zeigte sich entsetzt über den Vorfall und bezeichnete ihn als "Angriff auf die ganze Münchner Stadtgesellschaft". Er forderte die Bürger auf, bei auffälligem Handeln gegenüber Jüdinnen und Juden genau hinzuschauen und konsequent zu handeln: "Wir müssen deutlich machen, dass wir das Angehen von Jüdinnen und Juden bei uns nicht dulden." Im Bedarfsfall seien sofort die Polizei und die Sicherheitsbehörden zu verständigen. Bayern werde Übergriffe auf Menschen jüdischen Glaubens nicht dulden. Erst Ende Juli war in Berlin ein Rabbiner in Begleitung eines seiner Kinder von zwei Männern auf Arabisch beschimpft und bespuckt worden.

Der Vorfall in der Hohenzollernstraße sei leider symptomatisch für die schwierige Situation vieler jüdischer Menschen in der heutigen Zeit, teilte Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München und Oberbayern, mit. "Sicherheit im öffentlichen Raum, die für alle Bürger selbstverständlich sein sollte, rückt gerade für Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft in immer weitere Ferne." Das belege zusätzlich eine Davidstern-Schmiererei, die am Montagabend im Treppenhaus des Wohnhauses eines anderen Gemeindemitglieds entdeckt wurde, erklärte sie. Knobloch spricht von einer neuen Dimension - quantitativ und qualitativ. Sie forderte, das schwindende Sicherheitsgefühl innerhalb der jüdischen Gemeinschaft als gesamtgesellschaftliches Problem ernst zu nehmen: "Judenhass ist eine Gefahr für unsere ganz Gesellschaft und muss auch so bekämpft werden." 
(dpa, BSZ)

Kommentare (3)

  1. macht mal halb lang am 09.08.2019
    Bei allem Respekt, niemand kann mir vorschreiben wen ich mag und wen nicht und solange ich keinem Menschen einen Schaden zufüge geht dies auch niemand etwas an. Da braucht es auch keine Superlativen in irgendwelchen Foren, Artikeln und dgl.

    Grundsätzlich ist es zu verurteilen, wenn ein Mensch angegriffen wird, in welcher Form und aus welchen Gründen auch immer.

    Und dennoch ist es zu beobachten, dass die meisten antisemitischen Angriffe in Deutschland von Menschen muslimischen Glaubens initiiert werden. Das die Medienlandschaft dann immer wieder versucht zu implizieren, die Deutschen würden zunehmend antisemitisch, dass ist schon fast kriminell, wenn nicht gar volksverhetzend.

    Die Forderung von Herrn Spaenle, an die Bevölkerung, aller ehrenwert, wenn es nicht wieder einseitig um eine Gruppe unserer Gesellschaft handeln würde. Selbstredend sollte man immer helfen wo dies erforderlich und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu verantworten ist. Wenn so ein Politiker hinausposaunt, "Bayern werde Übergriffe auf Menschen jüdischen Glaubens nicht dulden". Den muss ich Fragen warum nur auf jüdische Menschen und nicht alle Menschen.
  2. inflexible am 07.08.2019
    Antisemitismus ist ein No Go. Ein Widerspruch zur Liberalitas Bavarica. Judenhasser sind keine echten Bayern, sondern (mit Verlaub, aber etwas anderes fällt mir nicht ein, Sie können mich deshalb zensieren, das versteh ich) auf direkt bayerisch: Volldeppen. Antisemitismus kommt aber nicht erst durch Zuwanderer. Er war schon als menschenverachtende, mörderische Pandemie unserer Geschichte da und konnte wie ein unheilvoller Virus bis heute nicht ausgerottet werden. Antisemitismus steckt in vielerlei Köpfen drin. In rechten und in linken (siehe BDS) und auch in Teilen der Zuwanderer. Ich frag mich, was in diesen Menschen kocht und brodelt. Allzuviel Hirnschmalz kann es nicht sein.
  3. Patriot Whiteblue am 06.08.2019
    Wir müssen endlich mal so ehrlich zu uns selbst sein und offen aussprechen, dass diese neue Dimension des Antisemitismus vor allem durch die vielen muslimischen Migranten ins Land gebracht wurde. Aber wer das auch nur ein wenig thematisiert wie zuletzt Innenminister Herrmann, über den fällt die linke Gesinnungspolizei her.
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