Politik

27.03.2020

Bizarres Freiluft-Hamstern

Ein Kommentar von Waltraud Taschner

Gewiss, die Corona-Pandemie ist schrecklich, sie stellt uns alle vor Herausforderungen, und die Ängste sind groß. Dennoch: Panik-Reaktionen helfen am Ende niemandem. Vor allem die verantwortlichen Politiker sollten das beherzigen und sich nicht vor den Karren singulärer Egoismen spannen lassen. Ein besonders krasser Fall von Corona-Hysterie ließ sich diese Woche im Landkreis Tegernsee beobachten. Allen Ernstes forderten die dortigen Bürgermeister, dass Münchner und Bürger anderer Städte und Landkreise den idyllischen Tegernsee gefälligst meiden und in ihrer eigenen Nachbarschaft Sport treiben und spazieren gehen sollten: ein Ausdruck von Hamstern in anderer Form.

Polit-Akteure sollten verstärkt auf Corona-Überreaktionen achten

Dass Ministerpräsident Markus Söder einem solchen Ausflugsverbot eine Absage erteilt hat, ist erfreulich. Gleichwohl sollten er und alle anderen Polit-Akteure verstärkt auf Corona-Überreaktionen achten. Dass etwa am Sonntag Polizeilautsprecher in der Münchner Innenstadt die Bürger zum Daheimbleiben mahnen, mutet übertrieben martialisch an. Befremdlich wirkt daneben die Aufforderung der Polizei, Verstöße gegen Corona-Regeln zu melden. Wenn Menschen sich jetzt gegenseitig belauern und denunzieren, vergiftet das die ohnehin angespannte Stimmung, in der Lächeln inzwischen so rar geworden ist wie Atemschutzmasken.

Ja, Vorsicht ist wichtig, Leichtsinn mitunter lebensgefährlich. Dass man umsichtig und dennoch gelassen – wie auch solidarisch  – sein kann, zeigt das Beispiel Südkorea, wo die Corona-Infektionen im Februar explodiert waren. Dort schenken sich laut Zeitungsberichten wildfremde Menschen Schutzmasken und andere Hilfsgüter, Hamstern ist verpönt. Die Corona-Ausbreitung in dem 50-Millionen-Einwohner-Staat ist weitgehend eingedämmt. Ganz ohne Hysterie. Dafür mit breiten Virentests und dem präzisen Nachverfolgen der Kontaktpersonen infizierter Bürger.

Kommentare (2)

  1. inflexible am 06.04.2020
    Mit Verlaub:
    1. Es gibt keinen Landkreis Tegernsee. Der Tegernsee liegt im Landkreis Miesbach.
    2. Die bayerischen Bestimmungen sind ziemlich nachvollziehbar. Münchner Haushalte sind zum Großteil Singlehaushalte. Die haben sich ihr überschätztes urbanes Habitat zu ziemlichen Teilen selbst herausgesucht und können in der Corona-Krise an der Isar Covid19- und Co2-neutraler ihren urbanen Lagerkoller ausleben als mit einer beherzten Fahrt ins Tegernseer Tal. 60 bis 70 km sind für die frische Luft im Sinne des § 4 Abs. 3 Nr. 7 BayIfSMV nicht erforderlich.
    3. Bin selber Insasse dieser Großstadt. Aber hier auf Seiten des Landes. Das braucht jetzt seine Ruhe vor uns. Und nicht unsere urbanen Freiluft-Hamsterfahrten.
    4. Wer auch immer das liest: Bleiben Sie gesund!
  2. Schlawiner am 28.03.2020
    Wenn die Münchner Polizei tatsächlich so handelt ist das überaus befremdlich und außerdem nicht durch die Verordnung vom 24.03. gedeckt (Spazierengehen und Sport ausdrücklich erlaubt). Wichtig halt der Abstand, gerne auch mehr als 1,5m. Und noch eine Bitte: Nicht ständig die Leute anquatschen, manchmal könnte ein freundliches Kopfnicken als Begrüßung reichen, v.a. auf beengtem Raum. Wäre es nicht auch denkbar, breite Straßen (z.B. in Mü. den Altstadtring) ztw. für den Verkehr zu sperren und damit Raum für abstandwahrendes Spazieren zu eröffnen? Sprich: den Menschen kreativ neue Freiräume anzubieten, um mit der schwierigen Situation besser und auf längere Zeit klar zu kommen, statt dieser Drohgebärden.
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