Politik

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat seinen Stellvertreter, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), öffentlich dafür kritisiert, dass er noch nicht gegen Corona geimpft ist. (Foto: dpa/Peter Kneffel)

28.07.2021

Aiwanger sorgt sich um Impf-Nebenwirkungen

Wirtschaftsminister Aiwanger erklärt mit Nebenwirkungen aus seinem Umfeld die eigene Impfskepsis

Bayerns Vize-Regierungschef Hubert Aiwanger hat seine Skepsis gegenüber Corona-Impfungen erneut gegen Kritik verteidigt. Er warte mit einer Impfung, bis er selbst überzeugt sei, dass eine Impfung für ihn ganz persönlich sinnvoller sei, als ungeimpft zu bleiben, sagte der Chef der Freien Wähler am Mittwoch im Interview mit dem Deutschlandfunk. Man müsse auch kein Geheimnis daraus machen, dass auch er aus seinem privaten Umfeld von Impfnebenwirkungen höre, bei denen einem "die Spucke wegbleibe". Konkrete Beispiele dazu wollte Aiwanger aber keine nennen.

Dafür sprach sich Aiwanger aber für eine Fortführung der kostenlosen Corona-Tests aus und warnte vor einer "Jagd" auf Ungeimpfte. Die Bürger müssten "ohne Druck" und mit guten Fakten überzeugt werden. Bisher seien sie "teilweise nicht zu Unrecht verunsichert" und nannte in dem Zusammenhang den Impfstoff von Astrazeneca. Aiwanger verwies auf möglicherweise kommende Impfstoffe, die besser funktionierten.

Aiwanger widersprach auch der These, dass die Pandemie durch die Impfungen beendet werden könne. Die Situation "sei mit Impfungen nicht erledigt", vielmehr warne er davor, dass doppelt Geimpfte durch eine falsche Nachlässigkeit bei Tests das Virus weiter verbreiteten. Er sagte voraus, dass im Herbst die Infektionszahlen trotz vieler Impfungen im Land wieder steigen würden, vergleichbar mit dem Herbst vor einem Jahr, wo es noch keine Impfungen gegeben habe.

Nicht alles tun, was die Mehrheit fordert

Angesprochen auf die Frage, ob er als Wirtschaftsminister und Regierungsmitglied keine besondere Verantwortung bei der Frage habe, sagte Aiwanger, seine Verantwortung liege auch darin, nicht alles zu tun, was die Mehrheit an dieser Stelle fordere oder das politische Establishment erwarte. Er sehe sich in der sensiblen Debatte auch als Stimme derer, "die den Weg noch nicht mitgehen".

Der Staat, so Aiwanger, dürfe den Menschen nicht vorschreiben, ob sie sich impften. Das Aufzwingen einer Impfung wäre eine "rote Linie", die nicht überschritten werden dürfe. Für ihn gelte: "Mein Köper, darüber entscheide ich selbst. Das letzte Wort liegt bei mir."

Im Netz erntete Aiwanger für seine Aussagen viel Kritik und Spott. Impfbefürworter wie Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir riefen unter dem Hashtag Aiwanger zur Impfung auf. Andere warfen ihm vor, mit seiner Impfskepsis im Bundestagswahlkampf auf Stimmenfang zu gehen. Aiwanger ist der Spitzenkandidat der Freien Wähler.
(Marco Hadem, dpa)

Kommentare (3)

  1. Hugo am 29.07.2021
    Es ist ja ein sehr feiner Charakterzug unseres geschätzten Ministerpräsidenten, seinen Stellvertreter öffentlich vorzuführen und seinen Gesundheitsminister noch nachtreten zu lassen. Wirklich eine noble Geste. Wenn Söder es nicht gesagt hätte, hätten wir Bayern (und andere Deutsche) nie erfahren, dass Aiwanger noch nicht geimpft ist. Seehofer wird sich krümmen vor lachen. Julian Assange wird für eine vergleichbare Aktion mit 175 Jahren Gefängnis bedroht. Aber wir Bayern halten diesen Mann für geeignet ein Bundesland und sogar Deutschland zu führen. Wirklich ein nobler Charakter, dieser Markus Söder.
  2. Politiksocke am 29.07.2021
    Gerne würde ich mich impfen lassen, nur lehne ich gentechnisch hergestellte Impfstoffe ab.

    Bis dato gibt es noch keinen in der EU zugelassenen Totimpfstoff.

    Ich empfinde die „Hetzjagd“ auf uns Ungeimpfte beängstigend, die Bevölkerung spaltend

    und unter Berücksichtigung der vollständig Geimpften, welche positiv auf Corona getestet werden, unverhältnismäßig.
  3. Geimpfter am 29.07.2021
    Herr Aiwanger irrt mit seiner Aussage, dass der Staat eine Impfung nicht vorschreiben darf, eigentlich sollte er das wissen als Vize. Wenn er sich jedoch aus Trotz, wegen Söders vehementen Forderungen zur Impfung, nicht Impfen lässt, soll er das wenigstens zugeben. Dafür könnte ich sogar noch Verständnis aufbringen, ich habe mich schließlich auch nicht wegen unseres gottgleichen Leaders impfen lassen, sondern aus Sorge um die Gesundheit meines Umfeldes und meiner eigenen.

    Wahlkampf mit Corona ist keine gute Wahl unserer Politiker, eigentlich sollten die sich dafür schämen, würde natürlich (guten) Charakter voraussetzen.
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