Politik

Scheiterten beide im Stimmkreis München Schwabing: Ludwig Spaenle (CSU) und Isabell Zacharias (SPD), der am Ende gerade mal 208 Stimmen fehlten. (Foto: dpa)

19.10.2018

Das Risiko der Polit-Laufbahn

Eine ganze Reihe bekannter Abgeordneter schaffte den Wiedereinzug in den Landtag nicht

Wer hätte gedacht, dass es in Bayerns Großstädten einmal CSU-freie Zonen geben könnte. Aber bei der Landtagswahl hat das Erstarken der Grünen dafür gesorgt, dass weite Teile Münchens künftig ohne CSU-Abgeordnete auskommen müssen und Würzburg von der CSU im Landtag überhaupt nicht mehr vertreten wird. Insgesamt elf CSU-ler müssen ihren Sitz im Landtag räumen. Landtagspräsidentin Barbara Stamm schaffte wegen des bayernweiten Einbruchs der CSU den Wiedereinzug über die Liste nicht.

Auch der 36-jährige Hans Reichart, Staatssekretär für Finanzen und JU-Chef, stand nur auf der Liste. Was jetzt kommt? „Das weiß ich beim besten Willen noch nicht“, sagt der Schwabe. Immerhin: Existenzsorgen muss sich Reichart nicht machen. Als ehemaliger Richter hat er ein Rückkehrrecht. Grundsätzlich haben Ausscheider auf Jobsuche Anspruch auf ein Übergangsgeld: einen Monat für jedes Jahr als Abgeordnete, maximal 18 Monate.

Völlig überraschend und im besten Politikeralter erwischte es den Hochschulpolitiker Oliver Jörg (46), den viele für ministrabel hielten und der in der CSU seltene großstädtische Weltoffenheit verkörperte. Jörg verlor sein Stimmkreismandat an den Grünen Patrick Friedl. Er sieht sich als Opfer des Trends, dass die CSU in den urbanen Räumen einen immer schwereren Stand hat. Beruflich ist Jörg immerhin abgesichert, er kann seine zuletzt auf Sparflamme reduzierte Tätigkeit als Rechtsanwalt wieder voll aufnehmen. Und auch die zehn Jahre Landtags-Zugehörigkeit für die spätere Altersversorgung hat Jörg voll. Die gibt es ab dem 67. Lebensjahr.

"Nase pudern, Krönchen richten"

Auch drei Münchner verloren ihr CSU-Direktmandat an grüne Bewerber. Die Integrationsbeauftragte Mechthilde Wittmann mit nur einem Minus von 78 Stimmen. Besonders bitter ist auch die Niederlage für Ludwig Spaenle: Erst war das Ministeramt weg, jetzt das Landtagsmandat. Aus seinem Umkreis heißt es, sein „Herzblut“ hänge an seinem aktuellen Posten, er ist Regierungsbeauftragter gegen Antisemitismus.

Bei der SPD hat es ebenfalls eine Reihe prominenter Größen erwischt, neun insgesamt. Gerade einmal 208 Stimmen fehlen der hochschulpolitischen Sprecherin Isabell Zacharias zum Wiedereinzug in den Landtag, in dem die 53-jährige dreifache Mutter zehn Jahre lang saß. Einen Plan B hat die Diplom-Ökotrophologin nicht. „Jetzt gilt es aufstehen, Nase pudern, das Krönchen richten. Ich kann einiges“, betont sie. Mit Anfang 50 will sie nun die Chance für was ganz Neues ergreifen. „Was soll ich denn noch werden in der Politik“, fragt sie. Auch einen neuen Schulpolitiker muss sich die SPD suchen, nachdem es der Dachauer Martin Güll (64) ebenfalls knapp nicht mehr in den Landtag geschafft hat. Mit dem Unterfranken Hans-Jürgen Fahn und dem Oberbayern Sepp Dürr haben übrigens auch ein Freier Wähler und ein Grüner den Wiedereinzug in den Landtag verpasst. Trotz Rekord-Wahlergebnissen ihrer Parteien. (Angelika Kahl, Jürgen Umlauft)

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