Politik

02.08.2013

Das Siemens-Dilemma

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Ob Ex-Siemens-Chef Peter Löscher nur ein Bauernopfer in einem perfiden Finanzzirkus ist, wird sich wohl erst in ein paar Monaten herausstellen. Immerhin sind 59 Prozent der Unternehmensaktien im Besitz institutioneller Anleger, darunter auch ein paar so genannte Heuschrecken. Inwieweit diese derart viel Druck erzeugten, dass Löscher ein Umsatzziel von 100 Milliarden Euro proklamierte, wird sich wohl nie klären lassen.
Fakt dagegen ist, dass Löscher als Vorstandschef diverse Pannen zu verantworten hat. Die Deutsche Bahn wartet wegen Zulassungsproblemen immer noch auf die neuen ICE-Züge. Umspannplattformen für die deutschen Offshore-Windparks wurden nicht fertig. Von Windrädern an Land brachen Flügel ab. Und im Zukunftsbereich Solarenergie spielte Siemens jedenfalls keine herausgehobene Rolle.

Pleiten, Pech und Pannen


Tatsächlich ist das größte Problem von Siemens die öffentliche Wahrnehmung. Der solide deutsche Industriekonzern wird nicht mehr als solcher gesehen. Wenn Siemens in den Schlagzeilen ist, dann wegen Gewinnwarnungen, schiefgelaufener Projekte, Entlassungen oder Korruptionsvorwürfen – nicht aber wegen innovativer Entwicklungen. Es scheint, als ob die eigentlichen Umsatztreiber, sprich die Know-how tragenden Ingenieure, kein Sprachrohr haben.
Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß – der alte Spruch erlangt dieser Tage wieder traurige Aktualität. Der Konzern muss heute mehr denn je dafür sorgen, dass seine Innovationen zu marktreifen Produkten werden – damit Siemens wieder zum Powerhouse der deutschen Industrie werden kann. Immerhin erwirtschaftet der Konzern mit weltweit 370 000 Mitarbeitern 78 Milliarden Euro Umsatz und hat einen aktuellen Börsenwert von rund 70 Milliarden Euro. Und noch im vorletzten Geschäftsjahr konnte Siemens mit 4,5 Milliarden Euro den höchsten Gewinn in der 165-jährigen Unternehmensgeschichte vermelden.
Doch am finanziellen Druck könnte die Neuaufstellung von Siemens letztlich scheitern. Denn die zentrale Frage wird sein, wie Löschers Nachfolger Joe Kaeser, bis vorgestern noch Finanzvorstand des Konzerns, eine Kursänderung erreichen will, wenn er nach wie vor die Renditeerwartungen der Kapitalgeber erfüllen muss.

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