Politik

Die neue Bundesregierung bei der konstituierenden Kabinettsitzung im Bundeskanzleramt. Hinten rechts: Die bayerische Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne). (Foto: dpa/Michael Kappeler)

10.12.2021

Die bayerischen Sieben

Bayerische Minister*innen in Berlin? Leider Fehlanzeige

Kurz nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz, damals noch nicht offiziell im Amt, seine Ministerriege vorgestellt hatte, polterte Christian Doleschal auch schon via Pressemitteilung los: „Die Ampel-Koalition ist eine Anti-Bayern-Koalition“, schimpfte Bayerns JU-Chef. Kein einziger Bundesminister komme aus Bayern. Und CSU-Generalsekretär Markus Blume legte auf Twitter nach: „#Bayern sitzt im Kabinett #Scholz nur auf der Ersatzbank.“

Eine Bundesregierung ohne bayerische Mitglieder, das gab es bisher tatsächlich nur einmal und auch nur für zwei Wochen – als 1982 die FDP die sozialliberale Koalition verließ und ihren Minister Josef Ertl mitnahm. In der Regel war Bayern – wie auch zuletzt in der Regierung Merkel – eher überrepräsentiert, was auch daran lag, dass eine der Koalitionspartnerinnen eine bayerische Regionalpartei, die CSU, war. So kamen in der letzten Regierung drei der 15 Minister aus Bayern. Von 2009 bis 2013 kam zu den CSU-Bayern sogar noch eine FDP-Frau, Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Zusätzlich gab es hie und da Staatssekretär*innen aus Bayern, zuletzt etwa Thomas Silberhorn, Stephan Mayer (beide CSU) oder Florian Pronold (SPD). Das also, was für Markus Blume unter Ersatzbank läuft.

Eine Bundesregierung ohne bayerische Mitglieder, das gab es bisher tatsächlich nur einmal und auch nur für zwei Wochen

Auf dieser Ebene wird der Freistaat auch künftig wieder im Kabinett vertreten sein. Insgesamt sind es sechs Frauen und ein Mann aus Bayern, die am Kabinettstisch Platz nehmen dürfen. Die prominenteste ist Claudia Roth aus Augsburg. Die 66-Jährige, die sich als Vizepräsidentin des Bundestags parteiübergreifend Respekt verschafft hat, sitzt nun als Kulturstaatsministerin bei Scholz im Kanzleramt. Ihre Parteifreundin Ekin Deligöz, 50, ist ebenfalls Schwäbin (Wahlkreis Neu-Ulm). Bisher Fraktionssprecherin für Kinder- und Familienpolitik, geht sie nun ins Familienministerium. Die dritte Grüne ist Manuela Rottmann, 49, aus Unterfranken. Die promovierte Juristin zieht ins Landwirtschaftsministerium.

Auch zwei bayerische Sozialdemokratinnen dürfen ins Kabinett. Beide wurden sie als mögliche Ministerinnen gehandelt, jetzt werden sie Staatssekretärinnen – Sabine Dittmar, eine 57-jährige Ärztin aus Unterfranken, im Gesundheitsministerium und Bärbel Kofler aus Freilassing im Entwicklungsministerium. Bisher war die 54-Jährige Menschenrechtsbeauftragte.

Die bayerische FDP ist mit Katja Hessel und Thomas Sattelberger am Kabinettstisch vertreten. Hessel war früher bereits im bayerischen Wirtschaftsministerium in diesem Amt. Die 49-jährige Nürnbergerin unterstützt nun Christian Lindner im Finanzressort. Sattelberger geht ins Bildungsministerium. In jungen Jahren soll er Maoist gewesen sein. Doch das ist lange her. Inzwischen ist er 72 und schaut auf eine Karriere als Telekom-Vorstand zurück.

Fragt sich natürlich, wen sich Christian Doleschal denn als Minister in der Ampel gewünscht hätte? Vielleicht Anton Hofreiter? Der jedenfalls dürfte es selbst am meisten bedauern, nicht zum Zug gekommen zu sein. Viele hatten ihn schon als künftigen Chef im Landwirtschaftsministerium auf dem Zettel, ein Ressort, für das er sicherlich die nötige Kompetenz mitgebracht hätte – wenn er einem Großteil der Bauernschaft vielleicht auch schwer zu vermitteln gewesen wäre. Dass er nun Cem Özdemir, eher Experte in den Bereichen Verkehr und Außenpolitik, den Ministersessel überlassen musste, dürfte nicht nur dem grünen Anspruch auf Diversität geschuldet sein, sondern auch der überragenden Beliebtheit Özdemirs weit über die Partei hinaus. (Dominik Baur)

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