Politik

In der Nacht zum Sonntag ist es wieder so weit: Um 3 Uhr werden die Uhren dann auf 2 Uhr zurückgestellt. (Foto: dpa)

20.10.2014

Die verflixte Stunde

CSU-Unterschriftensammlung gegen Zeitumstellung floppt. Am Wochenende ist es wieder so weit

Die Unterschriftenaktion der Oberbayern-CSU gegen die halbjährliche Zeitumstellung war kein Publikumsrenner. Seit dem Start im Frühjahr haben lediglich 2200 Bürger für die Abschaffung der Zeitumstellung unterschrieben. Ein entsprechender Bericht des Radiosenders Antenne Bayern bestätigt die Geschäftsstelle des größten CSU-Bezirksverbands.  
Von einem Misserfolg will die Oberbayern-CSU aber nicht reden: Die Bezirksvorsitzende Ilse Aigner habe "breite Unterstützung" bekommen, hieß es in einer Mitteilung. Mit der Kampagne wollte Aigner eine europäische Initiative in Brüssel anstoßen.  

Die Unterschriften sollen der neuen EU-Kommission übergeben werden

Aigner hatte sich für die ganzjährige Beibehaltung der Sommerzeit ausgesprochen. Im Volk aber herrschen offensichtlich geteilte Meinungen. "Über die Frage, ob Sommer- oder Winterzeit abgeschafft werden sollen, sind sich die Bürger noch uneinig. Wichtig ist aber, dass man über die Notwendigkeit einer generellen Abschaffung der Zeitumstellung einer Meinung ist", teilte die Oberbayern-CSU mit.
Aufgegeben hat Aigner ihren Plan nicht. Die Europapolitikerin Angelika Niebler soll die 2200 Unterschriften bald der neuen EU-Kommission übergeben.
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger lästert: „Frau Aigners Vorschlag einer ganzjährigen, also auch im Winterhalbjahr geltenden Sommerzeit, ist genauso daneben, als würde sie den Bikini als Winterkleidung empfehlen." Wenn man schon die Zeitumstellung abschaffen will, dann müsse man eher die Sommerzeit abschaffen als die Winterzeit. "Ganzjährige Sommerzeit würde bedeuten, dass es im Winter erst um neun Uhr hell wird, was zum Beispiel für Schulkinder völlig unzumutbar wäre", so Aiwanger.

CSU-Chef Seehofer verschlief im April

Am Wochenende werden die Uhren umgestellt. Der Stundenzeiger wird am Sonntagmorgen um eine Stunde von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgedreht. Man kann also ohne schlechtes Gewissen eine Stunde länger schlafen. Klingt einfach, ist es aber offenbar nicht. Denn selten geht alles glatt. Die Zeitumstellung sorgt Jahr für Jahr für Malheure.
Auch bei den Regierenden. So verschlief beispielsweise CSU-Chef Horst Seehofer im April dieses Jahres eine für acht Uhr angesetzte Telefonkonferenz mit der Bundeskanzlerin. Er hatte offenbar vergessen, seinen Wecker auf Sommerzeit umzustellen. Erst als das Klingeln seines Handys nicht aufhörte, ist ihm nach eigenen Angaben schlagartig klar geworden: die Zeitumstellung! Die für acht Uhr geplante Telefonschalte habe dann erst um 8.07 Uhr begonnen.
(dpa)

Kommentare (1)

  1. Cäsar am 10.11.2014
    Ich bin auch für eine Abschaffung der Zeitumstellung. Zur Frage, welche ganzjährige Zeit dann gelten sollte, finde ich, dass Herr Aiwanger völlig Recht hat. Frau Aigners Vorschlag ist für mich ungeeignet, weil sie grundsätzlich die für unsere Zeitzone normale Zeit MEZ (= sog. "Winterzeit") abschaffen will. Genau diese Normalzeit entspricht aber laut längst bekannten wissenschaftlichen Forschungergebnissen weitaus eher der genetisch verankerten inneren Uhr des Menschen, die als "Energielieferant" für ihn dem Lauf der Sonne folgt, als die sog. "Sommerzeit".
    Dieses künstliche Zeitgebilde, ein falsches Signal für den Körper, hindert zahlreiche Menschen daran, morgens, wenn die innere Uhr es bräuchte, genügend Tageslicht abzubekommen, denn jeder Mensch benötigt am Morgen Helligkeit, nicht abends. Und der dennoch verbreitete Wunsch nach mehr Helligkeit am Abend, die die "Sommerzeit" scheinbar bewirkt, ergibt sich ja - ein Teufelskreis! - erst aus diesem Mangel an Morgenlicht. Zum Abend hin jedoch, mit abnehmendem Tageslicht, verlangsamt sich die innere Uhr, mit ihr die Energie und der Körper strebt schließlich mit zunehmender Dunkelheit dem Schlaf zu.
    Im Winter wäre eine "Sommerzeit", die das ganze Jahr lang währen würde, für die meisten Menschen somit noch verheerender, da vor allem Berufstätige und Schüler in tiefster Dunkelheit den Schlaf abbrechen und wach sein müssten, wenn die innere Uhr noch auf Schlaf "gestellt" ist. Das Beispiel Russland, das von 2011 bis Ende Oktober dieses Jahres ganzjährig "Sommerzeit" hatte, hat in diesen drei Jahren die Folgen gezeigt: signifikanter Anstieg von Krankheiten aufgrund von Schlafmangel, Depressionen bis hin zu Selbstmorden!
    Doch das Land hat die richtige Konsequenz gezogen, die Uhr Ende Oktober einmalig um eine Stunde zurückgestellt und bereits im Juli d. J. gesetzlich festgelegt, dass diese Zeit fortan durchgängig gelten soll. Ich meine, dass auf die Frage der geltenden Uhrzeit nach einer Abschaffung der zweimaligen jährlichen Umstellung Russland (dessen Politik ich im übrigen äußerst kritisch gegenüberstehe) in dieser Hinsicht durchaus als Vorbild dienen kann und sollte und dass in der EU endlich - warum nicht von Deutschland als Vorreiter? - die Initiative zur Wiederherstellung ganzjähriger MEZ, wie wir sie ja von 1950 bis 1979 bereits hatten, angestoßen werden sollte, statt noch länger darauf zu warten, bis alle EU-Länder einer Abschaffung dieser kostenträchtigen statt kostensparenden und gesundheitsschädlichen Regelung zustimmen. Ich fürchte, dann müssten wir unabsehbar lange warten!
    Übrigens: Als Lektüre zum Thema empfiehlt sich das Ende September d. J. erschienene Buch "Wake up! - Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft" des Wissenschaftsjournalisten und Neurobiologen Dr. Peter Spork (Hanser Verlag München).
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