Politik

25.02.2011

„Die Zeit ist reif für eine Frau“

Wer beerbt Heinrich Oberreuter als Direktor der Akademie für Politische Bildung? Es gibt 31 Bewerber - darunter Thomas Goppel

Er dürfte der prominenteste Bewerber sein, nicht jedoch der chancenreichste: Thomas Goppel, 63, Ex-Wissenschaftsminister, will es nochmal wissen. Er möchte Chef werden in der Tutzinger Akademie für Politische Bildung. Deren Direktor, der Politikprofessor Heinrich Oberreuter, hört im November auf – nach 17 Jahren.
Um den prestigeträchtigen Posten haben sich insgesamt 31 Personen beworben. Die Mehrzahl von ihnen sind Wissenschaftler – Soziologen, Historiker, Politologen oder Juristen. In der Stellenausschreibung, von der Akademie in überregionalen Medien platziert, wird eine „angesehene, in Forschung und Lehre ausgewiesene Persönlichkeit“ gesucht. Die Stelle wird nach dem Tarif W3 bezahlt – was dem Gehalt eines Ordinarius an einer Hochschule entspricht.
Derzeit sichtet eine fünfköpfige Findungskommission unter Vorsitz des Politikprofessors und früheren bayerischen Wissenschaftsministers Hans Maier die eingegangenen Bewerbungen. Die Kommission wird dann dem 16-köpfigen Kuratorium der Akademie bei dessen nächster Sitzung am 6. April einige Bewerber empfehlen. Bestimmt wird der neue Chef vom Kuratorium – erforderlich ist eine Zweidrittelmehrheit. Der Ministerpräsident muss dem Vorschlag zustimmen, was als Formsache gilt.


„Schwierig für die CSU“


Schon ein Blick auf die Liste der Kuratoriumsmitglieder macht klar, dass es für den CSU-Politiker Goppel schwer wird: Nur etwa die Hälfte von ihnen sind klar dem konservativen Lager zuzuordnen.
Ohnehin sorgt Goppels Begehr in der CSU für Stirnrunzeln. Dass sich der Ex-Minister um die Stelle bewirbt, werde als „seltsam“ empfunden, heißt es aus der Landtagsfraktion. Und dass Goppel die CSU „in eine ganz schwierige Situation“ bringe. Denn: „Letztlich geht man davon aus, dass ein Wissenschaftler zum Zug kommt.“ Goppel ist promovierter Hauptschullehrer. Zudem wird er im April 64. Damit könnte er nur für eine Amtszeit kandidieren. Auch an der Akademie gilt das Pensionseintrittsalter von 65 Jahren. Wenn ein Kandidat vor Amtsantritt jünger als 65 ist, darf er die laufende sechsjährige Wahlperiode jedoch abschließen.
Warum er den Job will? Die Aufgabe sei „spannend“, sagt Goppel. Er wolle die Akademie von einem „gehobenen Erwachsenenbildungsinstitut“ zu einem „Think Tank“ machen, in dem aktuelle Themen diskutiert würden. Eine Entwicklung, die nach dem Selbstverständnis der Akademie indes überflüssig ist: „Stets am Puls der Zeit“ sei man, formuliert die Akademie auf ihrer Homepage. Man greife regelmäßig „aktuelle Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf“ und stelle sie zur Diskussion.
Aufgabe der Tutzinger Akademie ist laut Gesetz, „die politische Bildung in Bayern auf überparteilicher Grundlage zu fördern“. Dazu veranstaltet sie Tagungen, Lehrgänge und Seminare, gibt Publikationen heraus und sucht den Austausch mit Forschungseinrichtungen im In- und Ausland. Die Akademie firmiert als Anstalt des öffentlichen Rechts und untersteht dem Kultusministerium, sie verfügt über einen jährlichen Etat von 3,3 Millionen Euro.
Seit Gründung der Akademie im Jahr 1958 gab es lediglich zwei Führungswechsel: Vor dem Politologen Oberreuter amtierte bis 1993 der Politikprofessor Manfred Hättich, davor der Pädagoge Felix Messerschmid.
Manche wünschen sich jetzt eine Direktorin. „Die Zeit ist nach fünf Jahrzehnten reif für eine Frau“, sagt ein Kuratoriumsmitglied. Bewerbungen von qualifizierten Frauen liegen vor, bestätigt der Vorsitzende der Findungskommission, Hans Maier: „Auch die Wahl einer Frau“, formuliert er diplomatisch, „ist möglich.“
(Waltraud Taschner, Tobias Lill)

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