Politik

14.02.2014

Energiewende: Es nervt langsam

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Keine Stromtrassen, keine Windräder, möglichst wenig Biogasanlagen – was Horst Seehofer in Sachen Energiewende nicht will, hat er inzwischen hinreichend klargemacht. Konfrontiert mit der geballten Bürgerwut über die gesundheitsgefährdenden und optisch störenden Stromtrassen quer durch Deutschland tat Seehofer das für ihn Naheliegende. Und verabreichte mit dem Moratoriums-Vorschlag erst mal eine Beruhigungspille. Doch die wird nicht lange wirken. Gefragt sind jetzt nämlich Entscheidungen.

Erdverkabelung: ökologisch unbedenklich ist auch das nicht


Durchweg einvernehmliche Lösungen wird es dabei nicht geben. Strebt man etwa die viel propagierte Erdverkabelung der Leitungen an, explodieren die Kosten. Dann sind pro Kilometer nicht mehr eine, sondern je nach Geologie zwischen vier und 16 Millionen Euro pro Kilometer fällig. Ökologisch unbedenklich sind die Erdleitungen übrigens nicht: So hat deren Wärmeabstrahlung durchaus Folgen für die umgebende Pflanzen- und Tierwelt. Eine weitere Schwachstelle der Erdkabel: Sollte es darin zu einem Kurzschluss kommen, erfolgt eine Explosion. Man muss sich vorstellen, welche elektrische Energie in so einem Kabel steckt: bis zu 3000 Megawatt – das ist die Leistung von drei Atomkraftwerken. Im Havariefall könnte sich ein Krater von bis zu 50 Metern Durchmesser bilden. Danach dauert es Monate, bis der Schaden behoben ist. Bei Problemen an einer Freileitung brennt das Licht in der Regel schon nach ein paar Stunden wieder. Und während Freileitungen eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren haben, muss die Erdverkabelung nach Expertenmeinung bereits nach 40 Jahren erneuert werden.

Irgendwann muss Seehofer Klartext reden


Den betroffenen Bürgern dürften derlei Rechnungen egal sein; der Zoff um die Leitungen wird gewaltig sein. Horst Seehofer kann noch so lange zögern – irgendwann muss er den Bürgern ehrlich sagen, dass auf die ungeliebten oberirdischen Stromtrassen nicht völlig verzichtet werden kann.
Was Bayern außerdem tun kann: Selbst in Kraftwerks-
kapazitäten investieren. Warum eigentlich beteiligt sich die bayerische Wirtschaft, die nicht müde wird, Ausnahmen von den EEG-Umlagen trotz EU-Wettbewerbsverfahren einzufordern, nicht an den Kosten für neue Gaskraftwerke? Als Refinanzierung erhielte sie dann günstigeren Strom. Der Nebeneffekt: Weil moderne Gas-Turbo-Anlagen rund um die Uhr laufen können, wären weniger Biogasanlagen nötig. Was zumindest den Streit um den Vorrang von Nahrungsmittel- oder Energiepflanzenanbau auf den Äckern entschärfen würde.

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