Politik

In Berlin haben die Erzieherinnen schon gestreikt - morgen ist Bayern dran. (Foto: dpa)

19.03.2015

Erzieher im Warnstreik

Bis zu 500 Kitas könnten geschlossen bleiben

Bis zu 500 Kitas könnten am morgigen Freitag in Bayern geschlossen bleiben, weil die Erzieherinnen streiken. Die Gewerkschaft Verdi hat rund 2000 Beschäftigte in Sozial- und Erziehungsberufen zu einem Warnstreik aufgerufen. Bei dem größten Teil handelt es sich nach Verdi-Angaben um Erzieherinnen. 
Aufgerufen sind Beschäftigte in allen kommunalen sozialen Einrichtungen in München, Augsburg, Nürnberg, Fürth, Erlangen, Lauf, Schwabach und Ansbach sowie Olching und Germering. In der Münchner Innenstadt soll es eine Demonstration und eine Verdi-Kundgebung geben. Derzeit steht Verdi mit den kommunalen Arbeitgebern in Tarifverhandlungen, am Montag (23. März) findet die nächste Verhandlungsrunde im westfälischen Münster statt. 

Der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) Bayern kritisierte die Gewerkschaftsentscheidung zum Warnstreik. "Dafür kann es angesichts des erst am 25. Februar 2015 erfolgten Auftakts der Verhandlungen und verabredeter zweier weiterer Verhandlungstermine keinerlei Verständnis geben", hieß es in einer Mitteilung. 

"Die Warnstreiks belasten in erster Linie die Kinder und ihre Eltern, die auf eine verlässliche Kinderbetreuung angewiesen sind", sagte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) in Frankfurt, Manfred Hoffmann. Die Gehälter von der Erzieherinnen liegen nach VKA-Angaben zwischen 2590 Euro und 3750 Euro brutto, Kita-Leitungen erhalten demnach bis zu 4749 Euro. Nach Verdi-Angaben arbeiten bundesweit knapp 60 Prozent der Erzieherinnen in Teilzeit.

Die Gewerkschaft fordert eine Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe und eine Einstufung bestimmter Tätigkeiten in höhere Gehaltsgruppen. "Die fachlichen Anforderungen an die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen", begründete Verdi den Warnstreik. "Die Kinderbetreuungseinrichtungen sind längst keine "Aufbewahrstationen" mehr." Der Verdi-Geschäftsführer für München und die Region, Heinrich Birner, empfahl Eltern, sich rechtzeitig zu erkundigen, ob die Kita ihrer Kinder am Freitag geschlossen ist oder nicht. 

Die Großstädte München, Augsburg und Nürnberg informieren auf ihren Internetseiten über die Warnstreiks. Auch dort hieß es, Eltern sollten sich am besten direkt an die Kitas ihrer Kinder wenden.

Was wollen die Erzieher?

Frage:Wo wird gestreikt?
Antwort: Aufgerufen sind Beschäftigte in allen kommunalen sozialen Einrichtungen in München, Augsburg, Nürnberg, Fürth, Erlangen, Lauf, Schwabach und Ansbach sowie Olching und Germering. Die betroffenen Kommunen und die Gewerkschaft Verdi empfehlen Eltern, sich direkt an die jeweilige Kindertagesstätte zu wenden und zu fragen, ob sie geschlossen ist oder nicht.
Frage:Warum wird nicht überall in Bayern zum Warnstreik aufgerufen?
Antwort:Der stellvertretender Verdi-Landesbezirksleiter Norbert Flach sagt:"Wir gehen davon aus, dass dieser Tarifkonflikt schon länger dauert, und man macht nicht gleich das ganz große Fass auf."

Frage:Was will Verdi?
Antwort: Die Gewerkschaft fordert in den laufenden Tarifverhandlungen mit den kommunalen Arbeitgebern die Eingruppierung verschiedener Erziehungs- und Pflegeberufe in höhere Gehaltsklassen. Weil die fachlichen Anforderungen seit Jahren gestiegen seien und eine Erzieherin es sich heutzutage kaum noch leisten könne, in einer Stadt wie München zu leben, müssten die Berufe aufgewertet werden, so Verdi. Bundesweit seien rund 60 Prozent der Erzieherinnen nur in Teilzeit beschäftigt.

Frage:Was bedeutet die Forderung?
Antwort: Zwei Beispiele:Eine Kinderpflegerin mit staatlicher Anerkennung ist nach Verdi-Angaben in die Gruppe S3 eingeordnet und bekommt 2433 Euro brutto. "Wir fordern, dass diese Tätigkeit in S5 eingruppiert wird", sagt Flach. Dann gäbe es 2756 Euro brutto. Erzieher als Gruppenleiter verdienen in der Gruppe S6 2768 Euro und sollen nach Verdi-Angaben in die Gruppe S10 aufrücken, wo sie dann 2991 Euro brutto bekämen.

Frage:Und was sagen die Arbeitgeber dazu?
Antwort: Nach Angaben der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (KAV) bedeuten die Forderungen von Verdi für die häufigste Gehaltsgruppe ein Gehaltsplus von 21 Prozent. Erzieherinnen verdienen nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst nach KAV-Angaben schon jetzt mehr als andere Berufsgruppen mit vergleichbarer Ausbildung. Die Gehälter der Erzieherinnen liegen demnach zwischen 2590 Euro und 3750 Euro, Kita-Leitungen erhalten bis zu 4749 Euro.

Frage:Müssen die Kommunen eine Ersatz-Unterbringung gewährleisten, wenn der Kindergarten geschlossen bleibt?
Antwort: Die Stadt München schreibt dazu auf ihrer Homepage:"Der städtische Betrieb muss keine Notbetreuung gewährleisten, bemüht sich aber in begründeten Notfällen, eine Betreuung zu ermöglichen." Die Stadt empfiehlt Eltern, sich im Falle einer Schließung der Kitas zusammenzutun, um die Kinder abwechselnd zu betreuen. Aus Haftungsgründen sei das allerdings nicht in den Räumen der Kindertageseinrichtungen möglich. In Notfällen sollen Eltern in München bei ihrer Einrichtung nachfragen, ob eine Notbetreuung im Einzelfall angeboten werden kann. Eine zentrale Vermittlung von sogenannten Notplätzen ist nach Angaben der Stadt nicht möglich. Und andere städtische Einrichtungen, die möglicherweise geöffnet sind, dürfen andere Kinder nur aufnehmen, wenn ein sogenanntes "Gastkinderformular der Stammeinrichtung" vorgelegt werden kann.

Frage:Verfahren alle Kommunen so?
Antwort: Nein. Die Stadt Nürnberg, wo voraussichtlich 118 der insgesamt 140 Kindertageseinrichtungen geschlossen bleiben, hat "für dringend erforderliche Ersatzbetreuung" einen Notdienst in neun Kitas eingerichtet.

Frage: Muss das Betreuungs- und Essensgeld für diesen Tag trotzdem gezahlt werden?
Antwort: Ja, schreibt die Stadt München auf ihrer Homepage. (Britta Schultejans, dpa)

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