Politik

03.12.2010

Fatales Signal

Bayerns Hochschulen müssen 13 Millionen Euro sparen – trotz der Herausforderung durch den doppelten Abiturjahrgang

German Angst wird in der angelsächsischen Philosophie die so genannte typisch deutsche Verzagtheit genannt: Dinge als Probleme wahrzunehmen und dabei mögliche Chancen zu übersehen. Vielleicht trifft dieses Phänomen beim Thema doppelter Abiturjahrgang tatsächlich zu: Immer wieder ist von 76 000 respektive 72 000 Erstsemestern, die 2011 und 2012 an die Hochschulen „drängen“ werden, die Rede. Wird künftig die Wehrpflicht ausgesetzt, könnten nochmal 5500 Studienanfänger „auf uns zukommen“, heißt es.
Angesichts solcher Vokabeln könnte man meinen, dass die angehenden Akademiker als eine Art Bedrohung gesehen werden, gegen die es sich zu schützen gilt. Man sei für den Ansturm gut gewappnet, verlautet denn auch im Militär-Jargon aus dem bayerischen Wissenschaftsministerium. Bis zum Jahr 2011 werde man 38 000 neue Studienplätze sowie 3000 neue Personalstellen an den Hochschulen schaffen; laut Ministerium sind bis dato 1600 entstanden. Im Januar sollen zirka 800 neue hinzukommen. Weitere 600 „werden zur flexiblen Nachsteuerung zurückbehalten, um das tatsächliche Studierverhalten der Studierenden berücksichtigen zu können“.
Dass der doppelte Abiturjahrgang indes eine einmalige Chance für die Gesellschaft ist, wird allgemein nur am Rande erwähnt: Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft beziffert den Fachkräftemangel fürs Jahr 2015 mit 500 000 Menschen. Ein Stück weit auffangen könne man das mit einem gut ausgebildeten doppelten Abiturjahrgang. Deshalb sollte man ihm deutlich signalisieren: „Wir brauchen euch.“
Es ist auch nicht so, als werde in diese Richtung nichts unternommen: Rund 100 Propädeutika an den Hochschulen und Informationen im Internet (www.studiereninbayern.de) zählen zu den motivierenden Maßnahmen, die so etwas wie eine Willkommenskultur erahnen lassen.
Würden diese nicht von einer anderen Entscheidung überschattet, die eine negative Botschaft aussendet: 13 Millionen Euro müssen die bayerischen Hochschulen rückwirkend für das Jahr 2010 sparen. Unabhängig von der Höhe der Summe ist die Signalwirkung fatal: Egal, welche Entscheidung das Kabinett am 21. Dezember zur künftigen Hochschulfinanzierung treffen wird, man hat den Rotstift trotz doppelten Abiturjahrgangs angesetzt.
Dabei wird nicht erst dieser die Hochschulen finanziell belasten. Sie sind längst belastet. So soll der Rückstau an den Bildungsstätten rund 3 Millionen Euro betragen. Stundenlöhne im einstelligen Euro-Bereich beklagt der Landesverband Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Bayern. Etliche marode Gebäude und einzelne Professoren, die Hunderten von Studenten gegenüberstehen, bedeuten Handlungsbedarf ohne Ende.(Alexandra Kournioti)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist das geplante Demokratiefördergesetz sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.