Politik

25.11.2022

Fußball-WM in Katar: Problematische Kritik

Ein Kommentar von Thorsten Stark

Keine Frage: Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür, dass die Fußball-WM nach Katar vergeben wurde. Dorthin, wo es im Sommer so heiß ist, dass man kaum nach draußen geht, geschweige denn Sport treibt. Deswegen hatte man ja auch nach der Vergabe an den Wüstenstaat beschlossen, dass die WM im Winter stattfindet. Klimatisieren muss man die Stadien dennoch, es wäre sonst nicht zu ertragen. Die Liga-Spielpläne wurden wegen der WM durcheinandergewirbelt. Niemand zweifelt daran, dass Korruption im Spiel war.

Public Viewing wird es bei uns nicht geben – die Flächen sind von Weihnachtsmärkten besetzt, ohnehin wäre es zu kalt. Sogar in Katar ist das Interesse an dem Spektakel nicht allzu groß, wie die großen Lücken im Stadion beim Eröffnungsspiel gezeigt haben. Dass sechs neue Stadien gebaut wurden, die danach niemand braucht, ist alles andere als nachhaltig. Dazu kommt, dass die Rechte von Arbeitenden, Frauen, Presse und Minderheiten mit Füßen getreten werden.

Doch: Wo blieb der Aufschrei gegen die Fußball-WM 2018 in Russland, das 2014 völkerrechtswidrig die Krim annektiert hatte, wo der Protest gegen die Olympischen Winterspiele in Peking in diesem Jahr? Bis zum russischen Angriff auf die Ukraine plante man in Deutschland weiter die Eröffnung der Erdgaspipeline Nord Stream 2. Und mit dem autokratischen China macht man immer noch fleißig Geschäfte. Nie waren die Direktinvestitionen Deutschlands dorthin höher als in diesem ersten Halbjahr.

Das Auswärtige Amt nennt auch Katar einen wichtigen Handelspartner. Das Emirat ist einer der größten ausländischen Investoren der Bundesrepublik, dazu bietet es einen immer größer werdenden Markt für Exporte. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der jetzt die WM in Katar eine „bekloppte Idee“ nennt, verbeugte sich im März noch vor dem dortigen Energieminister – in der Hoffnung, katarisches Flüssiggas zu bekommen. Der Staat wird zudem für immer mehr Deutsche zu einem Luxus-Urlaubsziel. Das alles muss man sich vor Augen führen, wenn man Kritik übt. Nach dem Motto: Wir wollen euer Geld, wir wollen euer Gas, wir wollen eure Traumstrände – aber bei der WM ziehen wir die moralische Grenze. Das ist Heuchelei.

 

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