Politik

23.08.2013

Ganztags- und Zwangstagsschule

Ein Kommentar von Anke Sauter


Ein Recht auf Ganztagsbetreuung für Schulkinder: Diese Forderung hört man zurzeit öfter, und sie ist logisch. Gilt doch seit 1996 der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, und seit wenigen Wochen ist auch die Betreuung Unter-Dreijähriger gesetzlich garantiert. Klar können berufstätige Eltern auch ihre ABC-Schützen nachmittags nicht einfach sich selbst überlassen. Das sieht auch Bayerns Sozialministerin so und stellt einen Rechtsanspruch auf Schulkinderbetreuung für 2018 in Aussicht.
Schon jetzt verpflichten Bundes- und Landesgesetze die Kommunen zu einer Bedarfsplanung für die Betreuung von Schulkindern. Überall in Bayern sind Horte entstanden, die schulische Mittagsbetreuung wurde ausgebaut, gebundene und offene Ganztagsangebote an den Schulen wurden geschaffen. Dieser Ausbau soll laut Staatsregierung weitergehen. Aber immer wieder suchen Eltern erfolglos einen Platz. Insofern ist ein Rechtsanspruch wünschenswert.

Eine Frage des Geldes


Doch ist fraglich, ob es ein Recht auf Ganztagsschule im engeren Sinn sein sollte. Denn dorthin würden die Schülerströme nicht nur nach pädagogischen Kriterien gelenkt. Die bisher vorhandenen schulischen Ganztagsangebote sind nämlich für die Eltern kostenlos. Beim Hort hingegen werden Beiträge fällig.
Ob die Ganztagsschule tatsächlich alle sozialen Ungleichheiten ausbügeln kann, sei dahingestellt. Echte Wahlfreiheit würde jedoch gleiche Kosten für Ganztagsschule und für Schule plus Hort voraussetzen. Denn vieles spricht für den Hort – nicht nur die Öffnung auch während der Ferien. An der gebundenen Ganztagsschule herrscht Anwesenheitspflicht, da geht viel Flexibilität verloren. Bayerns Horte haben einen guten Ruf, dort findet statt, was in der Schule keinen Platz hat. Und nicht jedes Kind möchte auch nachmittags die Schulbank drücken.
Auch wenn es die „Zwangsganztagsschule“, wie von Hessens Kultusministerin formuliert, so oder so nicht geben wird in Bayern: Die normative Kraft des Faktischen wird unsere Gesellschaft verändern. Und wir sollten nicht aufhören darüber nachzudenken, was Familien wirklich brauchen – nicht nur im Sinne der Vereinbarkeit von Job und Kinderkriegen. Dazu gehört auch eine familienfreundliche Arbeitswelt.

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