Politik

Am Ende gewinnt Eike Hallitzky kanpp mit 145 zu 134 Stimmen. (Foto: dpa)

20.10.2014

"Grün pur"

Knapper Sieg, glücklicher Sieger: Eike Hallitzky ist der neue Chef der bayerischen Grünen. Er will seine Partei für die nächsten Wahlkämpfe fit machen

Rote Turnschuhe. Ausgerechnet rote Turnschuhe trägt Eike Hallitzky, als er am Sonntag zum neuen bayerischen Grünen-Chef gewählt wird. Grüne habe es in dem Geschäft in Prag nicht gegeben, erzählt er. Aber vielleicht finde er ja in München welche.
In München, wo er von 2003 bis 2013 Landtagsabgeordneter war, wird der Niederbayer jetzt wieder häufiger sein: Auf dem Parteitag im oberfränkischen Hirschaid wird der 55-Jährige am Sonntag zum neuen Landesvorsitzenden gewählt - neben Sigi Hagl, auch aus Niederbayern.
Als Hallitzky nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses in seinen roten Turnschuhen auf die Bühne springt, da fällt die Anspannung der letzten Stunden und Tage erkennbar von ihm ab. "Es war auch ein bisschen Glück", sagt er über das Ergebnis der Kampfabstimmung. Viele im Saal hatten Hallitzkys Konkurrenten Markus Büchler vorab leicht vorne gesehen. Der hatte mit dem scheidenden Landeschef Dieter Janecek, mit Landtagsfraktionschef Ludwig Hartmann und mit Bundestagsfraktionschef Toni Hofreiter (dessen Mitarbeiter er ist) mächtige Fürsprecher. Am Ende aber steht es 145 zu 134 für Hallitzky.
Der strahlende Wahlsieger selbst ist nachher der erste, der den Strippenzieher-Gerüchten widerspricht. "Es gab keine Seilschaften", sagt er. "Ich habe niemanden rausgeschickt, und Markus auch nicht." Und Ludwig Hartmann betont: "Ich sehe in Eike keinen Konkurrenten."

Hallitzky sagt klar, was er denkt

Fakt ist: Mit Hallitzky hat sich der bekanntere Ex-Abgeordnete gegen den unbekannteren Kommunalpolitiker durchgesetzt. Hallitzky ist ein guter Rhetoriker, einer, der klar sagt, was er denkt, und einer, der mit Hartmann, Co-Fraktionschefin Margarete Bause, Hofreiter und Hagl mindestens auf Augenhöhe agieren wird. Wer in den kommenden Jahren die starke Stimme der bayerischen Grünen wird, wird sich zeigen.
Hallitzky widerspricht allerdings den Gerüchten, er wolle den Chefposten nur als Sprungbrett in den Bundestag oder wieder zurück in den Landtag nutzen. Er stellt klar, dass er keine Spitzenkandidatur anstrebt, dass er nicht für ein Parlament kandidieren will: "Ich habe es nicht vor. Ich habe es nicht in meiner Lebensplanung. Punkt." Damit könnte Hartmann möglicherweise Landtags-Spitzenkandidat werden.
Inhaltlich aber wird Hallitzky die Richtung maßgeblich mit vorgeben, in die die Grünen in den kommenden Jahren marschieren. "Grün pur" verspricht er, eine Rückbesinnung auf die grünen Kernthemen. Es geht aber auch um die Machtoptionen für die bayerischen Grünen. "Mein Ziel ist Regierungsverantwortung", sagt der neue Parteichef unumwunden.

Sein Ziel: "Regierungsverantwortung" - auch mit der CSU

Oberstes Ziel ist, die CSU in die Opposition zu schicken. "Ich werde alles dafür tun, dass wir 2018 den Allesversprecher und Nichtstuer Seehofer und seine Marionetten endlich dahin schicken, wo sie schon lange hingehören: in die ungelesenen Fußnoten schlechter Geschichtsbücher", ruft Hallitzky. Er schließt allerdings auf Nachfrage eine Koalition mit der CSU nicht grundsätzlich aus, sondern vor allem wegen Seehofer, Söder & Co. "Koalitionen müssen auch auf Vertrauen beruhen, und das hat auch mit Personen zu tun - und zu denen kann man kein Vertrauen haben." Was aber, wenn bis dahin jemand anderes der starke Mann oder die starke Frau der CSU sein sollte?
Klar ist, das sagen mehrere führende Grünen-Politiker schon jetzt übereinstimmend: Die Partei wird sich im nächsten Wahlkampf nicht mehr derart bedingungslos an die SPD ketten wie vor der Wahl 2013. Daran ändern auch Äußerungen von SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher nichts, der die Grünen im "Münchner Merkur" (Samstag) davor gewarnt hatte, als möglicher Mehrheitsschaffer für die CSU zu agieren.
Fast genüsslich sagt Hallitzky, der seine roten Turnschuhe jedenfalls nicht als irgendein Bekenntnis verstanden wissen will: "Vielleicht klappt's ja mit der SPD. Der Rinderspacher soll sich mal ein bisschen anstrengen." (Christoph Trost, dpa)

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