Politik

Musste nach der Gewalttat am Nikolaustag 2019 scharfe Angriffe einstecken: Augsburgs Ex-Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU). (Foto: Stefan Puchner/dpa)

30.07.2020

Hass-Mail an OB: 1200 Euro Strafe

Nach der Gewalttat vom Nikolaustag 2019 am Augsburger Königsplatz gibt es ein weiteres rechtskräftiges Urteil. Es geht aber nicht um den mutmaßlichen Gewalttäter, sondern um einen Mann, der die Tat als Anlass für eine beleidigende Hass-Mail nahm

Der mutmaßliche Haupttäter der tödlichen Gewalttat vom Nikolaustag 2019 am Augsburger Königsplatz wartet zwar noch auf seinen Prozess, dennoch gibt es schon rechtskräftige Urteile. Ein 61-Jähriger, der nach der Tat eine Hass-Mail über den früheren Augsburger Oberbürgermeister verfasst hatte, ist nun zu einer Geldstrafe von 1200 Euro verurteilt worden. Dies teilte das Amtsgericht Augsburg am Donnerstag mit.

Ursprünglich sollte der Angeklagte, der Einspruch gegen einen entsprechenden Strafbefehl wegen Beleidigung eingelegt hatte, sich am Donnerstagvormittag vor Gericht verantworten. Da der Mann kurz vor dem Prozess seinen Einspruch zurückzog, ist die Strafe rechtskräftig. Der Mann hatte in einer E-Mail bezüglich des früheren Augsburger Oberbürgermeisters Kurt Gribl (CSU) von "Mainstreamgeile- Linksversiffte Idioten" geschrieben und den OB zudem als Kriminellen bezeichnet.

Hintergrund der Mail war eine Traueranzeige, die Gribl für einen Augsburger Berufsfeuerwehrmann aufgegeben hatte, der am 6. Dezember 2019 am Königsplatz bei einer Auseinandersetzung mit mehreren Jugendlichen umgebracht wurde. In der Todesanzeige hatte Gribl geschrieben, dass der 49 Jahre alte städtische Mitarbeiter "durch einen tragischen Vorfall" gestorben sei. In der Folge war Gribl in den sozialen Netzwerken und in E-Mails wegen angeblicher Verharmlosung der Tat mitunter scharf angegriffen worden.

Auch die AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Alice Weidel, kritisierte Gribl auf Twitter: "Du wirst von einer Gruppe Migranten angegriffen und brutal erschlagen? Dann ist das für die Stadt #Augsburg ein "tragischer Vorfall". Höhere Gewalt eben, da kann doch keiner was für..."

Die Staatsanwaltschaft hat gegen einen 17-Jährigen, der den 49-Jährigen mit einem Faustschlag getötet haben soll, Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge erhoben. Der junge Mann, es handelt sich nach Angaben der Ermittler um einen gebürtigen Augsburger mit mehreren Staatsangehörigkeiten, soll bei dem Streit mit seinem Schlag eine Halsschlagader des Opfers getroffen haben, der Familienvater starb binnen kurzer Zeit an einer Hirnblutung. Der Prozesstermin ist noch nicht bekannt. Der Fall hatte Ende des vergangenen Jahres in ganz Deutschland wochenlang für Schlagzeilen gesorgt.

Die Staatsanwaltschaft hatte nach der Tat allerdings nicht nur mit dem Gewaltverbrechen zu tun, sie musste auch fast 30 Nachrichten bezüglich des Oberbürgermeisters strafrechtlich bewerten. In drei Fällen wurden mittlerweile Strafbefehle beantragt, mindestens zwei davon sind nunmehr rechtskräftig. Es ist aber möglich, dass es später noch weitere Strafbefehle oder Anklagen gibt. Denn bei einem Dutzend Hass-Botschaften konnte zunächst nicht der Absender ermittelt werden.

Seit Jahren berichten Bürgermeister in ganz Deutschland, dass sie immer häufiger beleidigt und angegriffen werden. Auch Gribl, der bei der Kommunalwahl im März nicht mehr kandidierte, hatte insbesondere in seiner Zeit als Vorsitzender des Bayerischen Städtetages immer wieder auf das Problem hingewiesen. Er hatte seine Kollegen in den Rathäusern aufgefordert, Beleidigungen und Übergriffe nicht hinzunehmen und diese konsequent anzuzeigen.
(Ulf Vogler, dpa)

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