Politik

03.08.2012

Herumdoktern am G8

Ein Kommentar von Angelika Kahl

Ruhe am Gymnasium – das ist es, was sich Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer so sehr wünscht. Gerade vor der Landtagswahl im kommenden Jahr. Also erfindet er den schönen Begriff Flexibilisierungsjahr. Das ist zwar nichts anderes als das von Kultusminister Ludwig Spaenle bereits ins Spiel gebrachte Intensivierungsjahr, das wiederum nichts anderes ist als ein freiwilliges Wiederholungsjahr. Aber es klingt doch schön. In Seehofers Ohren jedenfalls besser als die von Herausforderer Christian Ude proklamierte Wahlfreiheit zwischen G8 und G9, von Spaenle abgekanzelt als „Retro-Murks“.
Aber es stimmt: Das Flexibilisierungsjahr hat mit echter Wahlfreiheit nicht viel zu tun. Welcher Schüler verlässt denn freiwillig seine Klasse, um ein zusätzliches Jahr einzulegen? Sollte es aber tatsächlich bei den Gymnasiasten ankommen, wie will man dann für zehntausende Schüler jeweils einen individuellen Lehrplan erstellen? Denn das ist es, was jetzt angekündigt wurde: ein individuelles Konzept für jeden im Flexi-Jahr.

Das Turbo-Abi: Stoibers fixe Idee


Seit acht Jahren doktert Bayern jetzt schon am G8 herum, das Stoiber mit nur wenigen Monaten Vorlaufzeit eingeführt hat. Nicht aus pädagogischen Gründen übrigens, sondern aus ökonomischen. Deutsche Abiturienten seien zu alt. Mit dem Turbo-Abi wollte man konkurrenzfähig bleiben. Das Problem: Ein durchdachtes pädagogisches Konzept dazu fehlte.
Acht Jahre hatte man nun Zeit, ein solches Konzept nachzureichen. Geschehen ist das nicht. Lehrplankürzungen, die Einstellung neuer Lehrer und die Einführung von neuen Förderinstrumenten, wie sie Seehofer und Spaenle jetzt angekündigt haben, sind zwar wichtig und richtig. Doch das allein reicht nicht.
Statt Stoibers Fehler zu wiederholen und im Hauruck-Verfahren Korrekturen am G8 zu beschließen, hätte man sich Zeit nehmen sollen, um an einem echten neuen pädagogischen Konzept zu feilen: weg vom Frontalunterricht und Auswendiglernen hin zur Fächervernetzung und einem umfassenden Ganztagskonzept, das über die reine Mittagsbetreuung hinausgeht.
So lange ein solches Konzept aber fehlt, wird keine Ruhe am Gymnasium einkehren. Denn das Signal an Schüler, Eltern und Lehrer lautet: Die Bildungspolitiker wissen selbst nicht, wohin sie steuern. Und das ist dann tatsächlich ein bisschen viel Flexibilität.

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