Politik

27.09.2013

Horst der Starke

Ein Kommentar von Waltraud Taschner

Das war Horst Seehofer dann wohl doch zu viel: eine als CSU-Fraktionsvorsitzende weitgehend unabhängige Ilse Aigner, die Pläne des Ministerpräsidenten auch mal durchkreuzen und ihn, Seehofer, damit alt aussehen lassen könnte. Zumal sich im Falle einer Fraktionschefin Aigner auch das mediale Interesse stark auf die als Kronprinzessin gehandelte CSU-Frau fokussiert hätte. Während Horst der Starke, eben noch gefeiert für erstaunliche Wahlergebnisse in Bund und Land, mittelfristig an externem Aufmerksamkeits-Defizitsyndrom leiden dürfte. Der schon fast als Automatismus gehandelte Aufstieg einer Fraktionschefin Aigner zur Ministerpräsidentin-Kandidatin 2018 hätte für Seehofer nämlich auch bedeutet: dass er früher, als ihm recht sein kann, als Lame Duck gehandelt worden wäre.
Das sich abzeichnende Szenario, wonach Ilse Aigner nun doch Ministerin im Kabinett Seehofer würde statt Fraktionschefin, bietet Seehofer, aber auch Aigner selbst und außerdem dem ambitionierten Markus Söder interessantere Perspektiven als die ursprüngliche Option. Seehofer kann seine Machtposition unter dem wahrscheinlichen neuen Fraktionschef Thomas Kreuzer ungestört auskosten. Kreuzer, derzeit Staatskanzleiminister, ist nämlich nicht nur loyal, sondern auch wenig erpicht darauf, im Rampenlicht zu stehen. In der Fraktion gilt der Jurist als staubtrockener Aktenleser und Administrator; er wird den Ministerpräsidenten also weder mit Widerspruch noch mit großartigen eigenen Konzepten nerven. Derlei bedingungslose Gefolgschaft hatte Seehofer schon am vormaligen Fraktionschef Georg Schmid geschätzt, der im April über die Verwandtenafffäre gestürzt war.

Noch nie wurde ein Fraktionschef Ministerpräsident


Aigner wiederum wäre zwar die Idee los, als Fraktionschefin quasi den Freifahrtschein zur Ministerpräsidentenkandidatur gelöst zu haben. Wobei gesagt werden muss, dass in Bayern noch nie ein Fraktionsvorsitzender Regierungschef wurde und auch noch kein Ministerpräsident seinen Nachfolger bestimmte – aber was heißt das schon. Karriererelevant ist im Übrigen auch, wer zum Vize-Regierungschef avanciert. In jedem Fall aber haben Minister mehr als Fraktionschefs die Möglichkeit, bekannt zu werden bei den Bürgern. Vor allem, wenn sie Ressorts mit Geldverteilungsgewähr ergattern. Und Markus Söder: wird bei seinen Ambitionen, Horst Seehofer zu beerben, nicht von vermeintlichen personellen Vorfestlegungen gestört. Ein Win-win-win-Situation also. Die für Beobachter sogar einigermaßen spannend sein kann: Wie der alerte Selbstinszenierungskünstler Söder und die gemütliche Dirndlträgerin Aigner unter König Horst um mediale Aufmerksamkeit wetteifern – die Show hätte Unterhaltungswert.

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