Politik

16.12.2021

Ist die 2G-Regelung im Einzelhandel sinnvoll?

"Die 2G-Regel ist der sicherste Weg, eine erneute Ausbreitung der Pandemie zu verhindern", betont Bernhard Seidenath (CSU), Chef des Gesundheitsausschusses im Landtag. "2G im Einzelhandel trägt nichts zur Eindämmung der Pandemie bei", widerspricht Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland

JA

Bernhard Seidenath (CSU), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Landtag

Die vierte Welle der Corona-Pandemie hat uns weiterhin fest im Griff. Die Infektionszahlen haben ungeahnte Höhen erreicht: Menschen erkranken, die Krankenhäuser sind stark belastet, ja überlastet – und leider sterben täglich geliebte Menschen an den Folgen von Covid-19. Auch können die Auswirkungen der neuen Virusvariante Omikron noch nicht eingeschätzt werden. Die 2G-Regel ist hier ein Akt der Solidarität gerade unseren Pflegekräften, Ärztinnen und Ärzten gegenüber, die auf den Intensivstationen um das Leben vieler Corona-Kranker kämpfen. Der Scheitelpunkt der Welle, der Höchststand der Krankenhaus-Behandlungsfälle, kommt erst noch!

Das heißt: Wir brauchen jetzt Maßnahmen – und diese brauchen Zeit, bis sie wirken können. Wenn jeden Tag eine andere Rechtslage gelten würde, wäre dies eine noch größere Belastung für die Menschen, aber auch für die Händler und die Wirtschaft. Keine der Entscheidungen in der Corona-Pandemie ist leichtfertig gefallen. Die 2G-Regel ist der sicherste Weg, eine erneute Ausbreitung der Pandemie zu verhindern: Sie übt – ohne Pflicht oder gar Zwang – sanften Druck in Richtung Impfung aus, die der sicherste Weg aus der Pandemie ist. Die 2G-Regelung ermöglicht es den Geschäftsleuten zudem, ihre Läden aufzusperren, denn in Regionen mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von mehr als 1000 mussten sie komplett schließen. Das belastet die Händler noch mehr. Ausgenommen von 2G sind und bleiben dabei Geschäfte, die den täglichen Bedarf decken.

Um möglichst rasch zu einer von früher gekannten Normalität zurückkehren zu können, brauchen wir weiterhin Anreize für die Menschen, sich impfen zu lassen! Die Impfzahlen der vergangenen Tage beweisen, dass es funktioniert. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gebietet es, dass auch die 2G-Regel wieder abgeschafft werden muss, sobald die Pandemielage es zulässt. Noch ist dafür die Zeit aber definitiv nicht reif.


NEIN

Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland

Die Lage ist eindeutig: 2G im Einzelhandel trägt nichts zur Eindämmung der Pandemie bei. Denn der Einkauf ist kein Infektionsherd, Shoppen mit Maskenpflicht und Hygienekonzept ist eine sichere Angelegenheit. Das machte auch erst vor Kurzem eine Studie des Max-Planck-Instituts deutlich, die die hohe Schutzwirkung des Maskentragens betonte. Und auch in der Politik herrscht Einigkeit, dass der Einzelhandel kein Pandemietreiber ist. Und doch gilt nun bundesweit für den Einzelhandel mit Gütern des nichttäglichen Bedarfs die 2G-Regelung. Die Politik muss schnellstens wieder auf den Pfad der Erkenntnis zurückkehren und entsprechend handeln: 2G beim Einkauf muss wieder abgeschafft werden.

Die notwendigen Kontrollen an den Türen der Geschäfte sind für die Händler kaum zu leisten. Gerade in Branchen mit hoher Kundenfrequenz wie im Bekleidungshandel ist das mit dem vorhandenen Personal nicht zu schaffen, ohne dass sich lange Schlangen vor den Türen bilden. Das schreckt viele Kundinnen und Kunden ab. Unter 2G-Bedingungen sind die Besucherzahlen im Innenstadthandel Anfang Dezember durchschnittlich um 41 Prozent im Vergleich zu 2019 gesunken. Die Umsatzverluste im betroffenen Non-Food-Handel könnten sich im Dezember am Ende auf 5,5 Milliarden Euro summieren.

Es bleibt die Vermutung, dass durch die Einschränkungen im Einzelhandel die Ungeimpften dazu bewegt werden sollen, sich impfen zu lassen. Impfen ist richtig und wichtig. Deshalb hat der Einzelhandel mit „Leben statt Lockdown – Lass dich impfen“ ja auch eine eigene, sehr erfolgreiche Impfkampagne gestartet. Aber die Politik darf nicht die Existenz vieler Händlerinnen und Händler aufs Spiel setzen, um Uneinsichtige von der Impfung zu überzeugen. Das ist zynisch. Für die Versäumnisse der staatlichen Impfkampagne und den Egoismus vieler Ungeimpfter sollte nicht der Einzelhandel seinen Kopf hinhalten müssen.

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