Politik

14.07.2017

Kampfansage ans Auto – endlich!

Ein Kommentar von André Paul

Dass sich Ministerpräsident Horst Seehofer mit den Oberbürgermeistern der Großstädte zum Thema „drohendes Diesel-Fahrverbot“ trifft, zeigt: Die Kuh möchte der Partei- und Regierungschef vor der Bundestagswahl im September aber ganz schnell vom Eis haben. Auch Diesel-Fahrer sind schließlich Wähler – und zwar nicht wenige und auch eher keine der Grünen.

Der Städtetag hat auf seiner Vollversammlung mit dem Thema „Mobilität“ ein Problem publik gemacht, dass bisher neben Flüchtlingskrise und Terrorgefahr in der öffentlichen Wahrnehmung eher nebenher waberte. Dabei droht gerade in den rasant wachsenden Kommunen Südbayerns in naher Zukunft der Verkehrsinfarkt. Verantwortlich sind nicht nur Zuzügler, sondern auch Pendler, die sich die innerstädtischen Lebenshaltungskosten nicht mehr leisten können.

Allein mit Appellen an die Vernunft kommt man hier nicht weiter

Einen Teil zu den verstopften Straßen und vollgeparkten Gehsteigen tragen auch die Bürger mit ihrer egoistischen Lebenseinstellung bei. Wer etwa meint, er müsse 24 Stunden an sieben Tagen die Woche Produkte aus aller Herren Länder einkaufen können und der Laden um die Ecke sei wegen ein paar Euro mehr im Vergleich zu den Onlinehändlern nicht akzeptabel –, der sorgt für Lieferfahrzeuge rund um die Uhr.

Mit Appellen an die Vernunft allein wird man hier nicht weiterkommen. Das Umdenken muss mit mehr oder weniger sanftem Druck forciert werden. Ein Satz wie der des scheidenden sozialdemokratischen Städtetagsvorsitzenden Ulrich Maly („Die autogerechte Stadt hat ausgedient!“) war notwendig. Nach Fahrrad und Bus & Bahn gehört das Auto als Verkehrsmittel innerorts endgültig auf Platz 3, bestenfalls. Dass es hier wirklich fünf vor zwölf ist, zeigt auch das vorbehaltlose Zustimmen der christsozialen Oberbürgermeister.

Richten soll es ein Ausbau des ÖPNV. Doch das ist ein sportlicher Plan. Zunächst einmal werden Audi, BMW & Co. nicht einfach demütig den Rückzug antreten. Dafür ist ihr politischer Einfluss zu groß, und dafür hängen an dieser Branche auch zu viele Jobs. Und ob die Öffentlichen die Herausforderung bewältigen werden, ist auch nicht sicher. Was mit dem allmorgendlichen Hineinpressen der Fahrgäste in die übervolle Münchner MVG abläuft, ist nicht mehr nur unkomfortabel, sondern gesundheitsgefährdend.

Kommentare (2)

  1. voa zua am 17.07.2017
    Dann aber bitte auch umgekehrt...!

    Ich will dann aber Umweltzonen nicht nur in der Stadt, sondern auch bei mir auf dem Land. Gerade auch die wenigen noch nicht vollends zersiedelten Bereiche unserer Kulturlandschaft brauchen den Schutz derer, denen die Autos vor der eigenen Haustür langsam zu nervig werden (was man ja nachvollziehen kann).

    Gleiche Lebensbedingungen überall im Land propagiert die Regierung ja immer wieder.
  2. Alexander P. am 14.07.2017
    Sehr geehrter Herr Paul,

    ich stimme Ihnen zu 99% zu. Bei den Onlineshops bin ich aber selbst "Attentäter".

    Es wäre so einfach die Luft sauber zu machen. Ab sofort keine Dieselfahrzeuge mehr zulassen. Da muss die Autoindustrie halt mal an die Kandare genommen werden. Die aktuell fahrenden Diesel müssen mit nachweislich sauberen Filtern, auf Kosten der Autoindustrie/Staat, umgehend nachgerüstet werden, sonst Entzug der Zulassung durch das KBA. Die sollen sich halt endlich mal trauen. Die Dieselautos werden durch den Zahn der Zeit dann weniger, bis gar keine mehr da sind. Die Innenstädte nur noch für Handwerker und Lieferverkehr freigeben. Alle anderen MÜSSEN auf den ÖPNV umsteigen. Dieser kann per Elektro-, Gas-, Wasserstoffbusse überbrückt werden, bis ausreichend U-Bahnen und S-Bahnen vorhanden sind. Schaut doch mal in unsere Nachbarländer. Da geht's doch auch. Aber ich erinnere mich noch an die Einführung der LKW-Maut in BRD. Was für ein ewiges Drama. Evtl. sollten wir mal die Österreicher fragen, wie man schnell und konsequent etwas umsetzt.
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