Politik

Schön für alle berufstätigen Eltern: zu wissen, dass die Kleinen gut versorgt sind. (Foto: DAPD)

05.04.2012

Minimaxi: Kleine kommen groß raus

Seit über drei Jahren ist die Kindertagesstätte des bayerischen Landtags ein Solitär unter den Länderparlamenten

Theo ist neulich drei Jahre alt geworden. Das hat der Kleine gebührend gefeiert: mit leckerem Kuchen und guten Freunden aus dem Minimaxi. Das ist die Kindertagesstätte des bayerischen Landtags, die der Junge seit anderthalb Jahren besucht. Auch die Eltern seiner Freunde waren zur Party eingeladen. „Da saßen dann drei Fraktionen am Tisch“, erzählt Andreas Bachmann, Theos Vater, lachend. Das parteiübergreifende Treffen hatte allerdings keinen politischen Hintergrund, sondern erklärt sich so: Minimaxi richtet sich an die Kinder von Mitarbeitern aller Fraktionen. Zudem sind Sprösslinge von Abgeordneten, der Landtagspresse und der Mitarbeiter des Landtagsamts seit über drei Jahren in der Stätte an der Münchner Max-Planck-Straße willkommen.

Dogmen verbieten sich

In der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion für oder wider Kitas sowie pro und kontra Betreuungsgeld lohnt sich ein Blick auf erfolgreiche Projekte wie das Minimaxi. An solchen Beispielen wird nämlich klar, dass sich in Sachen Kinderbetreuung Dogmen verbieten. Und nicht zuletzt, dass der Besuch einer Kita nicht bedeutet, dass damit familiäre Fürsorge auf der Strecke bleibt.
Im Dezember 2009 gegründet, ist Minimaxi eine Initiative von Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU). Die Kita startete mit einer Gruppe. Mittlerweile gibt es zwei, die von insgesamt 15 Mädchen und Jungen im Alter von 0 bis drei Jahren besucht werden. Jeweils zwei Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen und eine Praktikantin kümmern sich werktags von 7.30 bis 16.30 Uhr um die Kleinen. Ab vier bis neun Stunden Betreuungszeit pro Tag können die Eltern nach ihrem Bedarf buchen. Zwischen 228 und 408 Euro kostet ein Platz monatlich. Die Trägerschaft der Kita liegt beim bayerischen Landtag; dem hatte das Präsidium geschlossen zugestimmt.
Seitdem ist das Minimaxi ein Solitär auf Länderebene. Kein anderer Landtag in Deutschland bietet eine Kita an. Allerdings haben sich andere Länderparlamente über das bayerische Projekt informiert, heißt es aus dem Maximilianeum. „Ich bin außerordentlich zufrieden und sehe mich in meiner Initiative bestätigt“, sagt Initiatorin Stamm, selber Mutter von drei Kindern. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, Beruf und Familie zu vereinbaren.

"Theo fühlt sich wohl"

Dass das Minimaxi dies zumindest wesentlich erleichtert, berichten Eltern, die ihre Kinder dorthin schicken. „Wir sind rundherum zufrieden“, sagt beispielsweise Stephanie Bachmann, Theos Mutter. Nicht zuletzt der Kita-Platz hat ihr den Wiedereinstieg in den Beruf – sie ist Mitarbeiterin der CSU-Fraktionsgeschäftsstelle – geebnet. „Und Theo fühlt sich da pudelwohl“, ergänzt sein Vater.
Kein Wunder, schließlich wird für reichlich Abwechslung gesorgt: Tanz- und Bewegungsspiele, Morgenkreis mit Liedern sowie Ausflüge in den Wald oder zu Spielplätzen sind unter anderem geboten. Und natürlich gibt es zwischendurch Frühstück, Mittagessen und Nachmittagsbrotzeit. Unter anderem diese festen Strukturen sind es, die Andreas Bachmann am Kita-Angebot schätzt. „Und auch die soziale Kontrolle der Erzieherinnen untereinander ist gut“, ergänzt er.
Letzteres unterscheide eine Einrichtung wie das Minimaxi von der Betreuung durch eine Tagesmutter. „Unser älterer Sohn Paul, der jetzt in die Schule geht, war bei einer Tagesmutter, mit der wir letztlich nur positive Erfahrungen gemacht haben. Dennoch muss man so einer Person erst mal einen gehörigen Vertrauensvorschuss geben“, sagt der Vater.
Es gibt Studien, in denen wird dargelegt, Kinder könnten nirgends besser soziales Verhalten lernen als in ihren Familien. In anderen Expertisen wird ausgemacht, dass die Kleinen verstärkt in Kitas die wichtigen entwicklungspsychologischen Sprünge machen. In der Praxis liegt die Wahrheit – wie sollte es anders sein – in der Mitte: Theo, so haben seine Betreuerinnen festgestellt, kann warten. Beispielsweise darauf, dass das Bobby- Car der Kita von einem anderen Kind freigegeben wird. Erst danach setzt er sich selber drauf und saust los. „Natürlich kann er warten, er hat einen sechs Jahre alten Bruder. Von Paul bekommt Theo die Sachen auch nicht immer sofort“, erklärt sein Vater. Andererseits hat der Journalist festgestellt, dass Theos Fingerfertigkeit stetig besser wird. „Durch das Basteln in der Kita“, vermutet Bachmann.

Sohn von Isabell Zacharias (SPD) wird auch ein Minimaxi

Seine motorischen Fähigkeiten kann der Dreijährige ab September im Kindergarten unter Beweis stellen. Denn im Herbst wird Theo das Minimaxi altersbedingt verlassen. Schon jetzt steht ein Namensvetter als sein Nachfolger fest: der jetzt einjährige Theo, Sohn der SPD-Abgeordneten Isabell Zacharias und des Grünen-Abgeordneten Thomas Mütze.
Auf die Zeit ab September freut sich Zacharias schon jetzt: „Momentan ist der Tag ganz genau durchstrukturiert und alle helfen bei der Betreuung“, sagt sie. Doch obwohl sich neben Theos Eltern auch Zacharias’ erwachsene Töchter bei der Betreuung des kleinen Bruders einbringen, sagt die Sozialdemokratin: „Ohne Zukauf einer Bildungseinrichtung geht es nicht. Ich habe nun mal keinen eight-to-five-Job.“ Während Ausschussreisen, nächtlicher Plenarsitzungen und Wochenendterminen passt eine Tagesmutter auf Theo auf. Auf sie wird Zacharias ab September trotz Minimaxi nicht verzichten können. „Es wäre toll, wenn die Kita auf die Zeiten, wenn das Plenum tagt, Rücksicht nehmen könnte“, schlägt sie vor.
Obwohl sie insbesondere aus ihrer Fraktionsspitze Unterstützung erfahre, hat sie festgestellt: „Unsere Gesellschaft ist nicht gerade kinderfreundlich, und das spiegelt sich auch im Parlament wider.“ Insgesamt gelte es „als wenig attraktiv, während seines Parlamentarismus ein Kind auf die Welt zu bringen“. Manche Kollegen dächten wohl: „Musste die noch ein Baby bekommen?“
Bei der ganzen Diskussion wird häufig eines vergessen: Kitas sind mehr als Verwahranstalten für unter Dreijährige. Hier lernen Kinder unterschiedliche zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen. „Ich freue mich, dass Theo ab September unter Gleichaltrigen sein wird. Das wird ihm neue Impulse geben und zu seiner Entwicklung beitragen“, sagt Zacharias. Sie selbst versteht sich durchaus als Vorbild: „Ich möchte anderen Frauen Mut machen und zeigen, dass das geht: Politikerin sein und ein kleines Kind haben.“(Alexandra Kournioti)

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