Politik

Warten auf den Investor: Die Abendzeitung ist pleite. (Foto: dpa)

06.03.2014

Nach dem Aus der Abendzeitung: Wie geht's weiter?

Spekuliert wird über einen Einstieg von Großverleger Dirk Ippen

In den 70er Jahren stand die Abendzeitung wie kein anderes Blatt für das besondere Lebensgefühl in München. Mehr als 300 000 Exemplare wurden täglich verkauft. Jetzt kämpft sie ums Überleben. Der Verleger spricht über die Gründe - und nennt mögliche Auswege.
 Die insolvente Münchner Abendzeitung fährt nach Angaben ihres Herausgebers Johannes Friedmann bereits seit Jahrzehnten Verluste ein. "Es gab kaum jemals ein gutes Jahr in der Abendzeitung, seitdem er 1986 die Geschäfte übernommen habe, sagte Friedmann der Süddeutschen Zeitung. Sinkende Anzeigenerlöse, sinkende Leserzahlen und hohe Druckkosten seien der Grund für den Insolvenzantrag. "In Wirklichkeit hätte man diesen Schritt schon viel früher gehen müssen", sagte Friedmann. "Vor zehn Jahren." Mit Hilfe eines Investors könne die AZ zwar überleben, aber: "Ich kenne nur keinen."
Nach Angaben Friedmanns ist auch eine Sanierungsfusion denkbar, wie bei der Übernahme der Frankfurter Rundschau durch die Frankfurter Allgemeine Zeitung. "Aber wer käme da infrage? Eigentlich nur der Süddeutsche Verlag, der sich aber von Anfang an äußerst uninteressiert gezeigt hat - vielleicht könnte auch Dr. Ippen interessiert sein."

Steigt Dirk Ippen ein?


Zur Zeitungsgruppe des Verlegers Dirk Ippen gehören der Münchner Merkur und die Münchner Boulevardzeitung tz. In der tz schrieb Ippen: "Verlag und Redaktion der tz würden es sehr bedauern, wenn die Insolvenz des benachbarten Hauses dazu führen sollte, dass die Abendzeitung künftig nicht mehr erscheinen kann." Die Situation der AZ sei ein Einzelfall. "Die allermeisten deutschen Tageszeitungen sind wirtschaftlich gesund. (...) Sie erfreuen sich insgesamt einer Reichweite und Werbekraft, die größer ist als jemals zuvor in ihrer Geschichte."
AZ-Herausgeber Friedmann sieht auch im Internet einen Grund für die Probleme der Abendzeitung: "Das, was eine typische Boulevardzeitung ausmacht, ist (...) durch das Internet weitgehend bedeutungslos geworden." Junge Leser seien nur sehr schwer für den Boulevard zu begeistern. "Die suchen sich heute alles im Internet zusammen, vor allem bei Facebook. Da bekommen sie dann eben alle aktuellen Nachrichten über genau die Bands oder die Sportler, die sie interessieren."
Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hofft auf ein Überleben des Blatts. "Ich bin wirklich bestürzt von der Meldung, dass eine traditionsreiche Münchner Zeitung, die man sich aus der Stadt gar nicht wegdenken kann und gar nicht wegdenken mag, in ihrem Bestand gefährdet ist", sagte Ude. Die AZ habe das Meinungsspektrum der Stadt erweitert. Er wolle sich nicht vorstellen, dass einfach "Schluss, Aus, Ende" sei. Dies müsse München "durch Bündelung aller Kräfte, die sich angesprochen fühlen", noch abwenden.
Ude appellierte an die Leser, dem Blatt die Treue zu halten, und an mögliche Investoren, ein Engagement zu prüfen. Eine Rettung der AZ dürfe nicht am Kartellrecht scheitern: "Auch eine Kartellbehörde muss so viel Realismus zusammenkratzen, dass jede Fusion immer noch besser ist als ein Zeitungssterben."
Am Mittwoch hatte die AZ beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gestellt. 110 Mitarbeiter sind betroffen, davon rund 50 in der Redaktion. Die Familie Friedmann als Eigentümerin ist mit 18,75 Prozent auch am Süddeutschen Verlag beteiligt, der die Süddeutsche Zeitung herausgibt. Johannes Friedmann (62) ist der Sohn des 1969 gestorbenen AZ-Gründers Werner Friedmann. Dessen Frau Anneliese Friedmann (86) übernahm 1969 die Verlagsleitung. Sie ist gemeinsam mit Johannes Friedmann Herausgeberin der Abendzeitung.

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