Politik

31.07.2020

Pflegekräfte: Applaus und Bonus reichen nicht

Ein Kommentar von Angelika Kahl

Hach, war das nicht schön, als allabendlich die Menschen auf den Balkonen und an den Fenstern standen, um für die „Helden der Corona-Krise“ zu klatschen? Für die Menschen, die in der Pflege von Kranken und Alten ihre Gesundheit riskieren. Die jede Menge Überstunden machten und ihren Urlaub strichen. Heute aber klatscht für die Pflegekräfte niemand mehr. Und auch die Lobeshymnen aus der Politik verstummen zusehends.

Noch schneller als die Kurve der Corona-Fallzahlen in Deutschland ist die Wertschätzung für die Menschen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, wieder gesunken. Und damit auch deren Hoffnung – meist sind es Frauen, die unterbezahlt in Krankenhäusern und Altenheimen, aber auch in Kitas und Supermärkten arbeiten –, dass das Interesse an ihren Problemen und Nöten auch nach der Corona-Krise bestehen bleibt. Und zu den lange überfälligen Reformen führt.

Pflegekräfte benötigen vernünftige Rahmen- und Arbeitsbedingungen

Doch viele Pflegekräfte bekommen noch nicht einmal den Corona-Bonus, den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt hatte. Die 1000-Euro-Einmalzahlung, die Länder oder Arbeitgeber steuerfrei um weitere 500 Euro aufstocken können, erhält nur, wer in der Altenpflege arbeitet. Klinik- und Krankenhausmitarbeiter*innen gehen leer aus. Immerhin: Bayern ist eines der wenigen Bundesländer, die 500 Euro an die Pflegekräfte aller Bereiche zahlen.

Was aber ändern 500 Euro an einer chronischen Überlastung des Systems? Bundesweit fehlen rund 50 000 Pflegekräfte. Vor eineinhalb Jahren trat zwar Spahns „Sofortprogramm Pflege“in Kraft, mit dem 13 000 neue Stellen in der Altenpflege geschaffen werden sollten. Laut dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) wurden bis heute aber gerade einmal 2600 Stellen besetzt.

Der Beruf muss dringend attraktiver werden – durch höhere Gehälter mit Tarifbindungen und Perspektiven durch bessere Fortbildungsmöglichkeiten. Pflegekräfte brauchen keinen Applaus. Sie benötigen vernünftige Rahmen- und Arbeitsbedingungen. Und mehr echte Wertschätzung in der Gesellschaft. Und zwar in Form der Bereitschaft, endlich anzuerkennen, dass eine menschenwürdige Pflege ihren Preis hat.

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