Politik

10.12.2010

PISA: Nicht länger auf andere schielen

Ein Kommentar von Alexandra Kournioti

Genauso schlimm ist für die Deutschen höchstens, wenn die Stiftung Warentest einem traditionellen und liebgewonnen Produkt ein „Mangelhaft“ verpasst: Als vor zehn Jahren zum ersten Mal der PISA-Test herauskam, versetzte das die selbsternannte Bildungsnation in einen kollektiven Schockzustand.  Demnach entsprachen hiesige Schüler nicht dem OECD-Durchschnitt. Das hat gesessen – und offenbar etwas bewirkt: Im Rechnen gehören die 15-jährigen Deutschen laut jüngstem PISA-Test inzwischen zu der von Finnen und Südkoreanern angeführten Mathematik-Elite. Das geht als Beweis durch, dass die ab dem Jahr 2000 von den Landesregierungen verordneten Förderkurse und Intensivierungsstunden bereits gefruchtet haben.
Ein Grund zur Entwarnung oder gar Euphorie ist das aber noch lange nicht, denn: Lernende mit Migrationshintergrund und aus so genannten bildungsfernen Schichten tun sich noch immer schwer in der Schule. Nach wie vor hängt in der Bundesrepublik die schulische Karriere nämlich viel zu stark von Geldbeutel und Bildungsniveau der Eltern ab. Das wiederum beweist, dass die deutsche Gesellschaft – genauso wie bei der Vermögensverteilung – auch bei der Bildung zunehmend auseinanderfällt: in Gewinner und Verlierer.
Dass der PISA-Test dieses Missverhältnis regelmäßig aufzeigt, ist eine Art Alarmsignal. Das sollte man ernstnehmen – aber nicht als Maß aller Dinge bewerten. Denn PISA hat auch zu einem ständigen Schielen auf die so genannten Sieger-Nationen und deren Methoden geführt. Fragmente aus ihren Bildungssystemen zu übernehmen, ist auf Dauer aber keine Lösung. Deutschland braucht ein eigenes, auf seine sehr differenzierte Gesellschaftsordnung zugeschnittenes Schulsystem. Bildungspolitiker und -experten müssen Unterrichtsformen und Schultypen prüfen – oder besser ersinnen, die für Deutschland geschaffen sind. Das Kriterium darf dabei nicht nur sein, ob sie in Skandinavien oder anderswo funktionieren.

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