Politik

26.09.2021

CSU größter Verlierer in Bayern

In Bayern ist die ehedem unbesiegbare CSU größte Verliererin der 20. Bundestagswahl. Schlechter abgeschnitten hat die Partei nur einmal - beim allerersten Wahlgang 1949

Die CSU hat bei der Bundestagswahl in Bayern laut Hochrechnungen das schlechteste Ergebnis seit über 70 Jahren eingefahren. Nach den Zahlen von Infratest dimap im Bayerischen Rundfunk erreichen die Christsozialen unter Parteichef Markus Söder 32,6 Prozent, im Vergleich zu 2017 wäre das ein Verlust von 6,2 Prozentpunkten. Größte Gewinner in Bayern sind die Grünen, die jedoch unter ihren eigenen hochgesteckten Erwartungen blieben.

Auf Platz zwei in Bayern lag am Sonntagabend die SPD mit 17,2 Prozent, ein Plus von 1,9 Prozent. Die Grünen erzielten demnach mit 13,8 Prozent ihr bislang bestes Ergebnis im Freistaat, das wären vier Prozentpunkte mehr als 2017.

Die FDP gewinnt mit 10,7 Prozent leicht hinzu, die AfD verliert laut Hochrechnung 2,4 Prozentpunkte und kommt auf 10 Prozent. Die Freien Wähler können demnach in Bayern mit 6,6 Prozent rechnen, verfehlten aber ein weiteres Mal den von Parteichef Hubert Aiwanger erhofften Einzug in den Bundestag. Die Linke blieb mit 2,7 Prozent im Freistaat weit unter der Fünf-Prozent-Hürde.

CSU-Chef Söder reagierte enttäuscht: "Unser Ergebnis in Bayern gefällt uns nicht, ganz im Gegenteil, es ist kein zufriedenstellendes Ergebnis", sagte er in Berlin. Die CSU werde das "natürlich aufarbeiten in den nächsten Tagen und Wochen".

Die Christsozialen verloren damit zum zweiten Mal in Folge: 2017 war die CSU unter Söders Vorgänger Horst Seehofer mit 38,8 Prozent um über 10 Prozentpunkte abgerutscht. Bei den vorangegangenen 19 Bundestagswahlen hatte die Partei nur ein einziges Mal schlechter abgeschnitten, beim allerersten Wahlgang 1949 mit 29,2 Prozent.

Söder beansprucht die Regierungsbildung für die Union

Söder beanspruchte die Regierungsbildung für die Union und plädierte für eine Koalition mit Grünen und FDP. "Wir glauben fest an die Idee eines Jamaika-Bündnisses." Es brauche ein "Bündnis der Vernunft" in diesen schweren Zeiten. Nach den bundesweiten Hochrechnungen lag jedoch die SPD am Abend knapp vor der Union.

Daher beanspruchte auch SPD-Landeschef Florian von Brunn das Recht zur Regierungsbildung für die Sozialdemokraten: "Ich würde sagen, das ist ein Auftrag an Olaf Scholz, die nächste Regierung zu bilden."

Die CSU muss außerdem erstmals seit Jahren den Verlust von Direktmandaten fürchten: Insbesondere in München und Nürnberg machen sich SPD und Grüne Hoffnungen, der CSU einen oder mehrere der insgesamt 46 Wahlkreise im Freistaat abzujagen. Zum letzten Mal hatte die CSU bei der Bundestagswahl 2005 nicht alle Direktmandate in Bayern holen können - damals war der Wahlkreis München-Nord an die SPD gegangen.

Mitregieren wollen sowohl die Grünen als auch die FDP. "Das Ergebnis, das sich abzeichnet, ist eindeutig ein Mandat für uns Grüne, Verantwortung zu übernehmen", sagte die bayerische Spitzenkandidatin Claudia Roth. Das bisher beste Ergebnis ihrer Geschichte stellt die Partei aber nicht zufrieden. "Wir haben tatsächlich mehr erwartet", sagte Roth im BR-Fernsehen, ebenso wie Bundestags-Fraktionschef Anton Hofreiter.

Bei der FDP sagte deren Landesvorsitzender Daniel Föst: Die FDP sei zweistellig, und ohne sie sei praktisch keine Regierungskoalition möglich, sofern man eine erneute große Koalition ausschließe: "Und das begeistert uns", sagte Föst im BR.

Freie-Wähler-Chef Aiwanger erntete Empörung, weil er am späten Nachmittag vorläufige Prognosen eines Meinungsforschungsinstituts auf seinem Twitter-Account öffentlich machte. Die Veröffentlichung vor Schließung der Wahllokale kann eine hohe Geldbuße nach sich ziehen.

CSU-Generalsekretär Markus Blume kritisierte Aiwanger scharf: "Ein unglaublicher Fall von Wahlmanipulation und Wählerbeeinflussung. Das ist zutiefst undemokratisch und muss Konsequenzen haben!" SPD-Generalsekretär Arif Tasdelen forderte Ministerpräsident Söder auf, Aiwanger aus der Staatsregierung zu entlassen.

Die von parteiinternen Streitereien geprägte AfD hatte auf 15 Prozent gehofft, verlor stattdessen aber deutlich Stimmen und lag laut zweiter Hochrechnung bei 10,5 Prozent. Der stellvertretende AfD-Landeschef Hansjörg Müller machte am Wahlabend seinen Rücktritt publik und attackierte die Landesvorsitzende Corinna Miazga und deren Unterstützer: "Hinterzimmerabsprachen und persönliche Beleidigungen ziehen sich durch die Vorstandssitzungen."

Im Freistaat waren rund 9,4 Millionen Bürger zur Wahl aufgerufen. Viele von ihnen hatten ihre Stimme auch schon vorab per Briefwahl abgegeben - laut BR-Zahlen zeichnete sich ein Briefwahl-Anteil von rund 62 Prozent ab.

In Bayern traten laut Landeswahlleiter 967 Kandidatinnen und Kandidaten auf 26 Landeslisten und als Wahlkreiskandidaten an.
(dpa)

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