Politik

10.11.2017

Seehofers Irrtum

Ein Kommentar von Jürgen Umlauft

Wenn Politiker Konkurrenten bemitleiden, ist Häme meist nicht weit. Es steht also schlimm um Horst Seehofer. Oppositionsführer Markus Rinderspacher äußerte jetzt Mitleid mit ihm ob der immer neuen Rufe aus der CSU, ihr Vorsitzender möge nach der vergeigten Bundestagswahl endlich für einen „geordneten Übergang“ an Partei- und Landesspitze sorgen – also zurücktreten.

Seehofer hätte bereits am Wahlabend wissen müssen, wie seine Partei ohne Rücksicht auf alte Verdienste mit Verlierern umspringt. Er war ja nicht ganz unbeteiligt daran, dass das Duo Huber/Beckstein 2008 nach dem Verlust der absoluten Mehrheit binnen weniger Tage abtrat. 1998, als die CSU im Schlepptau der Kohl-CDU die Bundestagswahl vermasselte, kam der damalige Parteichef Theo Waigel einer Personaldebatte mit seinem umgehend angekündigten Rücktritt zuvor. Sie alle ersparten sich so den quälenden Prozess, in dem Seehofer gerade steckt.

Seehofer glaubt, seinem Schicksal entrinnen zu können


Der glaubt, seinem Schicksal entrinnen zu können. Er vertraute seiner in vielen Schlachten erprobten Kampfkraft und nahm sich für seine CSU in die Pflicht. Für die schwierige Regierungsbildung zu „Jamaika“ sah er keinen, der das im Kreuz hat. Seehofers Hoffnung war, die CSU für die Zeit der Sondierungen disziplinieren und anschließend mit Verhandlungserfolgen punkten zu können – eine fatale Fehleinschätzung.

Es rächt sich nun auch, dass vieles in Seehofers Handeln geradezu manisch dem Streben galt, Markus Söder als Nachfolger zu verhindern. Es mag Gründe geben für seine Söder-Vorbehalte, doch unterschätzte er, dass eine wachsende Mehrheit in der Partei in Söder den größeren Erfolgsgaranten für die Landtagswahl sieht. So wird auch Seehofer damit scheitern, seine Nachfolge in Staat und Partei selbst zu regeln.

Nächste Woche, wenn die Berliner Sondierungen vorbei sind, will sich Seehofer zu den Personalien äußern. Nach Lage der Dinge ist das seine letzte Möglichkeit, noch selbstbestimmt den Rückzug anzutreten. Die Partei wäre dann frei, eine eigene Entscheidung zu treffen. Das könnte durchaus eine Zerreißprobe für die CSU werden. Hielte Seehofer aber unbeirrt an allen Ämtern fest, droht der CSU im Dezember ein turbulenter Parteitag mit unkalkulierbaren Folgen.

Kommentare (1)

  1. Susi81 am 11.11.2017
    Mir kann ein Mann gern mal auf den Hintern schauen (Anfassen muss ja nicht gleich sein) und sagen, dass ihm gefälllt was er sieht - wenn er mir dafür etwa die scheiss schwere Mineralwasserkiste in die dritte Etage hoch trägt. So ein galanter Macho ist mir lieber als die megakorrekten Schluffis heutzutage allerorten.
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