Politik

03.05.2013

Selbst schuld

Ein Kommentar von Angelika Kahl

„Wahlkampfmanöver“, polterte Ministerpräsident Horst Seehofer, als die Freien Wähler das Volksbegehren für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium ins Spiel brachten. Damit mag er Recht haben. Denn wie sinnvoll es tatsächlich ist, ein Volksbegehren nicht einmal fünf Monate vor einer Landtagswahl zu starten, ist fraglich. Denn zum eigentlichen Volksbegehren wird es vor dem Urnengang kaum mehr kommen – das sagen selbst die Freien Wähler. Aber weil es im Wahlkampf eben beim Stimmenfang auch um das Auffangen von Stimmungen geht, will man – beflügelt vom erfolgreichen Volksbegehren gegen die Studiengebühren – noch im Mai mit der Unterschriftensammlung beginnen.
Und das – Wahlkampfmanöver hin oder her – könnte der CSU durchaus wehtun.

Sturer Spaenle

Schuld daran ist sie selbst. Denn bei grundlegenden Reformen am G8 geben sich Seehofer und Kultusminister Ludwig Spaenle seit jeher stur. Seit neun Jahren doktert Bayern am G8 herum – ohne dass die herbeigesehnte Ruhe am Gymnasium eingekehrt wäre. Im Gegenteil: Schüler, Eltern und Lehrer stöhnen immer lauter über die immense Belastung und den hohen Zeitdruck durch das von Stoiber im Hauruck-Verfahren eingeführte Turbo-Abitur. Statt aber die Schwächen des Systems gemeinsam mit den Betroffenen anzugehen, kam Spaenle mit einem abenteuerlichen Konstrukt daher: das Flexibilisierungsjahr mit angeblich individuellem Konzept für jeden Schüler.
Die Idee des FW-Chefs Hubert Aiwanger dagegen ist bestechend einfach. Bayerns Gymnasiasten sollen künftig zwischen G8 und G9 wählen dürfen. Stundenzahl und Lerninhalte bleiben für jeden Schüler gleich – verteilt werden sie aber auf entweder acht oder neun Jahre. Im G9-Zweig gibt es damit weniger Prüfungen, weniger Stress, dafür mehr Zeit für Hobbys, Sport und Entspannung. Das dürfte bei vielen Eltern ziehen.
Spaenle prophezeit „Chaos an den Gymnasien“, sollte es dazu kommen. Chaos könnte dann allerdings vor allem im Kultusministerium ausbrechen. In Baden-Württemberg darf man bereits an 44 Modellschulen zwischen G8 und G9 wählen. Das Ergebnis: 90 Prozent der Schüler machen dort in neun Jahren das Abitur. Mit der Wahlfreiheit könnte sich das G8 also bald von selbst erledigt haben.

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