Politik

20.10.2022

Soll man in diesem Jahr auf Weihnachtsbeleuchtung verzichten?

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, ist dafür. Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft bei der Stadt München, hält dagegen in diesen Zeiten einen Hoffnungsschimmer in Form von Licht für notwendig.

JA

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe

In diesem Winter sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass sowohl auf üppige Weihnachtsbeleuchtung in Städten als auch bei Privathäusern und Wohnungen verzichtet wird. Jede und jeder muss sich fragen, auf welche Lichterketten, auf wie viele Stunden Beleuchtung und Stromverbrauch er oder sie nicht eigentlich verzichten kann. Denn wir müssen im Angesicht der Energiekrise, der explodierenden Energiekosten und der Klimakrise innehalten.

In den letzten Jahren haben private und öffentliche Beleuchtungsspektakel enorm zugenommen. Pro Jahr verursacht allein die Weihnachtsbeleuchtung in privaten Haushalten in diesen wenigen Wochen einen Stromverbrauch von über 600 Millionen Kilowattstunden Strom – so viel, wie eine mittlere Großstadt mit 400.000 Einwohnern im gesamten Jahr verbraucht. Das ist auch angesichts der vielen Menschen, die mit explodierenden Stromrechnungen kämpfen und angesichts des Leides, das die Klimakrise heute bereits verursacht, nicht solidarisch und nicht vernünftig. Jede Einsparung zählt dabei in diesem Winter umso mehr.

Denn durch die Reaktivierung von Braunkohlekraftwerken führt jede Kilowattstunde zu dreimal so hohen CO2-Emissionen wie in früheren Wintern. Je weniger wir insgesamt verbrauchen, desto sicherer und preiswerter wird der Strom für alle.

Und Städte und Gemeinden sind genauso gefragt. Auch hier appellieren wir als Deutsche Umwelthilfe, auf Lichtermeere zu verzichten. Vielleicht lässt sich dies ja auf jeweils einen beleuchteten Baum pro Gemeinde reduzieren. Damit könnte der Marktplatz mit seinem beleuchteten und schön geschmückten Baum auch wieder ein Ort sein, an dem sich Menschen treffen und miteinander ins Gespräch kommen. Das könnte das diesjährige Weihnachtsfest zu einem ganz besonderen machen.

Diese Chance sehen viele: Wir freuen uns sehr über Hunderte Zuschriften von Menschen, über Dutzende Städte, wichtige Touristenmagnete wie Schloss Neuschwanstein und auch Kirchen, die bereits Beleuchtungen auslassen oder dies planen.

NEIN

Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft bei der Stadt München

ir sehnen uns gerade in schwierigen Zeiten nach dem sprichwörtlichen Hoffnungsschimmer. Licht erhellt nicht nur die dunkelste Zeit des Jahres, es ist auch ein Zeichen der weihnachtlichen Friedensbotschaft. Wir brauchen es dieses Jahr dringender als jemals zuvor. Daher ist meine Antwort ein klares Ja zur Weihnachtsbeleuchtung.

Wir leben in herausfordernden Zeiten. Das Pandemiegeschehen, der Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf das Weltgeschehen sowie die Energiekrise erfordern ein Umdenken, kluge Maßnahmen und auch Einschränkungen. Da ist München ganz vorne mit dabei. Unabhängig von der aktuellen Situation haben das Thema Energiesparen und der Ausbau der erneuerbaren Energien für die Landeshauptstadt seit Jahren oberste Priorität.

So sind der Christbaum auf dem Marienplatz und auch die Leuchtsterne auf dem städtischen Christkindlmarkt mit energiesparenden LED-Lämpchen bestückt. Auf weitere Lichtaktionen zum Christkindlmarkt, über die wir noch im Frühjahr nachgedacht haben, werden wir selbstverständlich verzichten. Auch die Christbaumbeleuchtung werden wir zeitlich verkürzen.

Als Referent für Arbeit und Wirtschaft und Chef des Münchner Christkindlmarkts mache ich mir auch Gedanken über die Bedeutung einer freundlichen, einladenden Atmosphäre in unserer Innenstadt. Hier sollen sich die Menschen wohl und sicher fühlen und gerne zum Einkaufen und Bummeln kommen. Auch dafür ist Licht von entscheidender Bedeutung. Das sehen die Händler und Unternehmen, die sich beispielsweise um die Weihnachtsbeleuchtung in der Sendlinger Straße oder der Brienner Straße kümmern, ähnlich.

Dennoch hat auch für sie, schon aus rein wirtschaftlichen Gründen, Energiesparen Priorität. Deshalb setzen sie ebenfalls auf LEDs für ihre Leuchtkörper. Eine dunkle Innenstadt in den dunkelsten Wochen des Jahres können weder sie noch ich uns vorstellen. Und auch keine Adventszeit ohne Lichter auf unserem Christbaum vor dem Rathaus.

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