Politik

27.04.2023

Sollen die Atomkraftwerke in Länderregie weiterlaufen?

Die letzten drei deutschen Atomkraftwerke sind mittlerweile vom Netz gegangen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fordert allerdings, die Atomkraftwerke in Länderregie wieder ans Netz zu nehmen. CSU-Generalsekretär Martin Huber ist da komplett seiner Meinung. Starker Wiederspruch kommt von Ludwig Hartmann, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Landtag

JA

Martin Huber, Generalsekretär der CSU

Der Ausstieg aus der Kernkraft zum jetzigen Zeitpunkt ist ein großer Fehler. Die globalen Krisen treffen uns nach wie vor hart. Es muss alles getan werden, damit Deutschland gut durch diese Krise kommt.

Die Ampel-Regierung handelt aus purer Ideologie, indem sie lieber auf extrem dreckige und klimaschädliche Kohlekraftwerke setzt, anstatt klimafreundliche Kernkraftwerke weiter zu betreiben. Während Robert Habeck die Sicherheit von Kernkraftwerken im Kriegsgebiet in der Ukraine hervorhebt, schaltet er sie in Deutschland ab. Das kann niemand verstehen.

Die deutschen Atomkraftwerke zählen zu den sichersten der Welt: Isar 2 hatte in 35 Jahren Betriebszeit keinen einzigen Störfall. Deutschland isoliert sich mit seinem Alleingang zunehmend in Europa und der ganzen Welt. Denkverbote können wir uns als Industrienation nicht leisten. Die erneuerbaren Energien können den Strombedarf in ganz Deutschland leider noch nicht decken. Deshalb sollten die Kernkraftwerke bis zur Überwindung der Energiekrise in Länderverantwortung am Netz bleiben, um eine stabile und klimafreundliche Stromversorgung zu gewährleisten.

In der Bevölkerung hat der Vorschlag von Markus Söder Rückenwind: Eine Mehrheit der Bayern und der Deutschen unterstützt laut einer aktuellen Umfrage einen Weiterbetrieb der Kraftwerke durch die Länder. Schon jetzt sind die Länder für die Sicherheit und Überprüfung der Kernkraftwerke alleine verantwortlich. Das Know-how ist also bereits in den Ländern vorhanden. Auch bei der Forschung schneidet sich Deutschland mit dem Aus für die Kernkraft von der Zukunft ab.

Unsere Kernkraftwerke sind keine Museen, Kernkraft muss weiter Gegenstand der Forschung in Deutschland bleiben. Bayern steigt deshalb in die Forschung zur Kernfusion ein. Wir brauchen Weitsicht und krisenfähige Planung statt Sturheit und grün-ideologische Scheuklappen. Während die Ampel im Bund keine Verantwortung für die Energieversorgung übernimmt, tun wir es: Der Betrieb von Kernkraftwerken in Länderverantwortung wäre gut für die Energiesicherheit von Bayern und ganz Deutschland.

NEIN

Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen-Landtagsfraktion

Abgesehen davon, dass Markus Söders Vorschlag sowieso nichts anderes als ein durchsichtiges Wahlkampfmanöver ist, mit dem sich der bayerische Ministerpräsident deutschlandweit als schlagzeilenfixierter Populist hervorgetan hat: Nein, natürlich sollen die Atomkraftwerke nicht weiterlaufen. Weder unter Länderregie, ersonnen in Söders Fantasiewelt, noch in der Verantwortung des Bundes.

Vielmehr dürfen wir alle stolz auf uns sein. Mit dem 15. April ist uns in Deutschland der Atomausstieg gelungen. Trotz der Dauerbeschallung durch alle Ewiggestrigen, die im alten Denken verhaftet sind und keine Ideen für die Zukunft haben. Die Atomkraft spielt in der Energieversorgung Deutschlands schon jetzt keine Rolle mehr. Im letzten Winter war trotz Krise der Anteil von Atomstrom marginal, deutlich geringer als der von Solar, Biomasse und Windkraft jeweils allein. Wir sind also gut aufgestellt für ein Morgen ohne Atomstrom.

Vor allem werden wir mit der Atomkraft endlich die Technologie los, die den teuersten Strom überhaupt produziert. Atomstrom ist doppelt so teuer wie Strom aus erneuerbaren Energien – die Kosten für die Endlagerung noch nicht einberechnet! Die erneuerbare Zukunft dagegen hält günstigen Strom für alle bereit. Atomkraft war zudem immer das russische Roulette der Energieerzeugung. Wir gewinnen also Sicherheit und Unabhängigkeit, indem wir das verstaubte Kapitel zuschlagen.

Vor uns liegt ein nachhaltiges und sicheres Energiezeitalter. Endlich fokussieren wir Lösungen, die auch in Zukunft noch tragen. Unsere Kinder und Enkel werden es uns danken. Ihr Dank für giftigen Atommüll wird weniger groß ausfallen.

Die Energie-Zukunft ist erneuerbar und die Vorteile enorm: Mit den Erneuerbaren wird der Wirtschaftsstandort Bayern auch morgen noch attraktiv sein. Mit den Erneuerbaren schaffen wir zukunftsfeste Arbeitsplätze. Mit den Erneuerbaren sichern wir unseren Wohlstand. 
 

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