Politik

21.09.2012

Spezialist für Machterhalt

Ein Kommentar von Waltraud Taschner

Über die angeblichen oder tatsächlichen Defizite des bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer ist viel gelästert worden – vor allem in seiner Partei, der CSU: Unzuverlässig und unberechenbar sei er, ein Solotänzer ohne Teamgeist, ein Spieler. Eines allerdings haben ihm seine Parteikollegen nie abgesprochen: einen ausgeprägten Machtinstinkt. Er verstehe nicht viel von Politik, hat Seehofer selbst mal kokettiert, aber einiges davon, wie man Wahlen gewinnt.
Da passt es ins Bild, dass Seehofer die Personalie Ilse Aigner lancierte, noch bevor er seine eigene – wenig überraschende – Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2013 bekanntgab. Die 47-Jährige ist überaus beliebt, wenngleich eine Frau ohne Ecken und Kanten. Wofür sie steht, ist ähnlich diffus wie bei Seehofer selbst. Dennoch ist Aigners Landtagskandidatur ein Seehofer-Coup erster Güte: Als amtierende Bundesministerin und Vorsitzende des einflussreichen CSU-Bezirks Oberbayern verfügt die sympathische Aigner über genug Strahlkraft, um enttäuschte CSU-Anhänger zu locken. Gemessen am Frustrationsgrad ist der Handlungsdruck in Oberbayern nämlich am größten – bei der Landtagswahl 2008 verzeichnete die CSU dort, in Stoibers Heimatbezirk, die deutlichsten Verluste.

Genervt vom übereifrigen Stoiber


Mit Blick auf den übereifrigen Stoiber wiederum könnte sogar Aigners Schwachstelle zum Vorzug geraten. Denn mit Konzeptehuberei und abgehobenem Höher-Schneller-Weiter ist die passionierte Dirndlträgerin Aigner noch nicht aufgefallen – davon haben die Gefährten des rastlosen Edi, der seine Vorstellungen zuletzt brachial durchgedrückt hatte, aber auch erst mal genug.
Dass Seehofer mit dem Aigner-Import die Riege seiner potenziellen Nachfolger vergrößert, ist für ihn ein netter Nebeneffekt. Nach dem Knockout von Karl-Theodor zu Guttenberg sind mit Aigner sowie den Kabinettsmitgliedern Christine Haderthauer und Markus Söder nunmehr wieder drei Aspiranten im Ring. Der Machtpolitiker Seehofer kann diese nun entspannt dabei beobachten, wie sie einander belauern. Drei Möchtegern-Nachfolger, die sich gegenseitig in Schach halten – damit ist erst mal sichergestellt, dass ihn keiner vorzeitig vom Thron stößt. Ohnehin sitzt Seehofer, aktuellen Umfragen zufolge, fester im Sattel denn je. Nicht schlecht für einen, dem die Landtags-CSU schon alles Mögliche, jedenfalls aber kaum Gutes, nachgesagt hat.

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