Politik

21.08.2020

Überzogene Corona-Vorgaben: Kultur-Kahlschlag

Ein Kommentar von Marco Frei

Die Meldung war ein Paukenschlag. Am Dienstag ließen zwei Institute der Berliner Charité verkünden, dass voll besetzte Klassik-Konzerte und Opern-Aufführungen möglich seien. Bei vollständiger Maskenpflicht sowie strikter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln. Zwar hat sich die Leitung der Charité von diesem Papier prompt distanziert, aber: Der Gedanke ist in der Welt. Für die bayerische Staatsregierung ist das gar nicht gut: Sie hat mit die strengsten Corona-Regeln für die Kunst und Kultur erlassen.

Im Freistaat gilt weiterhin eine Obergrenze von 200 Besucher*innen in Konzertsälen und Theatern, mit fatalen Folgen. Das zeigt der sonst so reiche Festival-Sommer in Bayern. Viele Reihen haben entweder komplett abgesagt oder buttern kräftig zu. Auch kleinere und damit eigentlich flexible Kammer-Festivals. Selbst die prominenten Bayreuther Festspiele sind durch die Absage in eine gefährliche Schieflage gerutscht. Die Staatsregierung ist auf dem besten Weg, in die Annalen einzugehen: als Totengräberin des Kulturstaats Bayern.

In Österreich und der Schweiz ist man großzügiger - ohne dass dort die Welt untergeht

Ein Blick ins benachbarte Ausland offenbart vollends den kulturpolitischen Corona-Wahnsinn im Freistaat. So sind bei den Salzburger Festspielen und dem Lucerne Festival in der Schweiz 1000 Menschen zugelassen. Neben dieser Obergrenze gilt in der Schweiz eine 70-Prozent-Regelung: Zwei von drei Plätzen dürfen belegt werden, einer nicht. Demnach könnten bei den Insel-Konzerten auf Herrenchiemsee 70 und nicht nur 50 Personen Platz nehmen. Im riesigen Nationaltheater in München, einem der größten Opernräume der Welt, sowie in der Gasteig-Philharmonie wären 1000 und nicht nur 200 Leute zugelassen.

Schon damit wäre der Kultur viel geholfen, ganz zu schweigen von einer umsichtigen Bemessung nach der jeweiligen Raumgröße wie in der Schweiz. Es scheint, als führten Teile der Staatsregierung einen politisch motivierten Profilierungskampf um das bundesweit zackigste Vorgehen in Sachen Corona. Anders sind die völlig überzogenen, im Vergleich zu anderen Branchen unlogischen Verordnungen nicht zu erklären. Die pauschale Obergrenze in Bayern ist tödlich für die Kultur. Sie muss endlich fallen, und zwar schnell, denn: Mancherorts startet bereits am 1. September die neue Saison.

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