Politik

Die Baumaßnehmen am Sudelfeld sind schon in vollem Gange. (Foto: DAV/Steffen Reich)

13.05.2014

Umweltverbände klagen gegen Schneekanonen am Sudelfeld

Erstmals wollen der Deutsche Alpenverein (DAV) und der Bund Naturschutz in Bayern den Bau neuer Beschneiungsanlagen gerichtlich verhindern. Die Pläne am Sudelfeld überträfen jeglichen bisherigen Ausbau. SPD fordert sofortigen Baustopp

Geplant ist ein eineinhalb Hektar großes Speicherbecken mit über 150 000 Kubikmetern Fassungsvermögen. Mit dem Wasser könnten bis zu 250 Schneekanonen betrieben werden. 17 Kilometer Leitungen sollen im Erdreich verlegt werden. Die Bauarbeiten für die neue Beschneiungsanlage am Sudelfeld bei Bayrischzell sind in vollem Gange. Damit aber sei eine rote Linie überschritten. Die Pläne seien auch touristisch eine Sackgasse, kritisieren Naturschützer.
Der Bund Naturschutz (BN) und der Deutsche Alpenverein (DAV) gehen gegen den Ausbau der Beschneiung am Sudelfeld jetzt gerichtlich vor. Die beiden Naturschutzverbände wollen noch in dieser Woche entsprechende Klagen beim Verwaltungsgericht München einreichen, kündigten sie an. Unterstützt werden sie dabei von fünf weiteren im bayerischen Alpenraum aktiven Naturschutzorganisationen. Im April hatte das Landratsamt Miesbach die Genehmigung für den Bau eines großen Speicherbeckens und für die Installation von zahlreichen Schneekanonen und Beschneiungslanzen erteilt.

Steuergelderverschwendung für eine touristische Sackgasse?

"Das Wettrüsten mit Schneekanonen in den bayerischen Skigebieten ist sinnlos und kurzsichtig", betonte Hubert Weiger, Vorsitzender des BN. "Es muss endlich beendet werden!" Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels sei eine staatliche Förderung des Großprojekts am Sudelfeld nicht vertretbar, fügt er hinzu. "Denn das wäre die Subventionierung von massiven Natur- und Landschaftszerstörungen mit Steuergeldern in Millionenhöhe, nur um das Unvermeidbare irgendwie hinauszuzögern. Nachhaltig und zukunftsfähig ist dieses Vorhaben auf keinen Fall und damit auch nicht mit dem Argument des angeblich öffentlichen Interesses zu rechtfertigen", erklärte Weiger. Tatsächlich hatte der Bayerische Landtag am vergangenen Mittwoch mehrheitlich mit den Stimmen der Regierungsfraktion beschlossen, den Ausbau am Sudelfeld zufördern. 35 Prozent staatlicher Zuschuss sind möglich, die Bausumme beläuft sich auf bis zu 45 Millionen Euro. Ein konkreter, entscheidungsreifer Förderantrag lag laut Wirtschaftsministerium zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht vor.

Das Sudelfeld ist überall

Für DAV-Vizepräsident Philipp Sausmikat ist das Vorhaben am Sudelfeld von herausgehobener Bedeutung für die weitere touristische Entwicklung im bayerischen Alpenraum. "Was dort derzeit passiert, geht über alle hierzulande bekannten Dimensionen hinaus und hat Signalwirkung für die gesamte Region. Deshalb haben wir uns ganz bewusst entschieden, in diesem Fall den gerichtlichen Weg einzuschlagen." In seiner 145-jährigen Geschichte hatte der DAV bislang noch nie als Naturschutzverband Klage eingereicht. "Es ist wichtig, dass wir jetzt ein klares Zeichen setzen," sagte Sausmikat. "Ein Zeichen gegen umweltschädlichen, teuren und nur kurzfristig wirksamen Aktionismus. Und ein Zeichen für einen breiten Dialog aller Beteiligten über die Zukunft der Alpen."

SPD fordert sofortigen Stopp der Baumaßnahmen

Der Umweltexperte der SPD-Landtagsfraktion Florian von Brunn fordert einen sofortigen Stopp der Bauarbeiten für Schneekanonen im Skigebiet Sudelfeld. "Solange immer noch nicht juristisch geklärt worden ist, inwieweit die Maßnahmen mit dem Natuschutzrecht vereinbart sind, dürfen keine weiteren Eingriffe in die Natur vor Ort durchgeführt werden!", so von Brunn. "Die Klage des Alpenvereins und des Bundes Naturschutz muss zunächst umfassend behandelt werden."
Von Brunn fordert die Staatsregierung zudem auf, endlich Maßnahmen für nachhaltigen Tourismus voranzutreiben, statt sich in umweltschädlichen Projekten festzubeißen. "Unter der Hand wurde seitens des Ministeriums ohne Prüfung offenbar eine Förderung versprochen, sodass direkt nach der Genehmigung durch den damaligen Landrat Kreidl mit dem Bau begonnen wurde. (BSZ)

Kommentare (1)

  1. KW am 14.05.2014
    Seit Jahrzehnten betreibt der Alpenverrein selbst eine massive Ausbeutung der Natur. Seine als Schutzhütten deklarierten Gebäude werden seit vielen Jahren zu pompösen Luxusberghütten ausgebaut um den Naturhunger seiner Mitglieder unter dem Deckmantel des Naturschutz zu befriedigen. Als Betreiber eines eigenen Reisebüros ist des dem DAV scheinbar nur recht und billig die Alpen und seine First Class Berghütten kommerziell zu vermarkten. Einem seit hundert Jahren bestehendem Skigebiet das nicht vergrößert, sondern nur modernisiert wird, will man dies aber nicht zugestehen. Nach der erfolgreichen Modernisierung des Sudelfelds ist (wie immer) der Alpenverrein der Erste, der vor der Tür steht und Vergünstigungen für seine Mitglieder einfordert.
    Der Alpenverrein sollte zuerst seine Hausaufgaben machen. Energiebeschaffungsprobleme auf seine immer größer werdenden Hütten oder Müllabladeplätze hinter den eigenen Hütten, mitten im Landschaftsschutzgebiet, die bereits seit Jahren vor sich hinrotten, sind nur zwei Beispiele aus dem Gebiet um Bayrischzell.
    Hinten an hängt sich dann noch der Bund Naturschutz als Trittbrettfahre.
    Lieber Bund Naturschutz, wo seid Ihr z.B. beim Projekt Höllentalangerhütte.
    Naturschutz ist einen gute und wichtige Sache aber diese Scheinheiligkeit mit der hier der Alpenverein vorgeht kann ich nicht akzeptieren. Da hilft nur eins. Mitgliedschaft kündigen.
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