Politik

16.10.2015

VW: Fatales Krisenmanagement

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Wer schon einmal einen VW beim Händler gekauft hat, kennt sie: die überhebliche Attitüde, die einem bedeutet, dass der Servicegedanke hier nicht gerade großgeschrieben wird. Diese Arroganz ist auch jetzt im VW-Skandal deutlich wahrzunehmen. Statt angesichts der kriminellen Machenschaften im Konzern etwas vom hohen Ross herabzusteigen, sich um maximale Aufklärung zu bemühen und die Dinge beim Namen zu nennen, sprechen der neue VW-Chef Matthias Müller samt seiner Kommunikationsmannschaft nur von einem „schwerwiegenden Fehler“.

Dabei war es vorsätzlicher Betrug in rund elf Millionen Fällen. Denn in so viele Dieselfahrzeuge mit dem Motor EA 189 hat VW die Schummel-Software einbauen lassen. Getroffen hat es alle Konzernmarken: Audi, Seat, Skoda und VW. Experten schätzen den Schaden für den Konzern auf bis zu 47 Milliarden Euro. Nicht eingerechnet sind Imageverlust und ein möglicher, damit verbundener Absatzrückgang.

Genau der könnte sich auch negativ auf Bayern auswirken. Denn in Ingolstadt sitzt die Konzerntochter Audi, und im gesamten Freistaat gibt es zahlreiche Automobilzulieferer. Eines ist klar: Auch wenn Martin Winterkorn als VW-Vorstandschef zurückgetreten ist, auslöffeln müssen die Suppe die Angestellten. Winterkorn wird einen rosigen Ruhestand verleben können. Doch auf die Mitarbeiter kommen wegen der hohen Schadenssumme harte Jahre zu. Ob da ein sozialverträglicher Personalabbau möglich sein wird, bleibt abzuwarten.

Auch die von den VW-Eignerfamilien Porsche und Piech per registergerichtlicher Anordnung erwirkte Berufung von Ex-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch in den Aufsichtsrat bestätigt einmal mehr die ungeheure Arroganz im Konzern. Wie soll denn angesichts dieses Signals maximale Aufklärung möglich sein? Selbst wenn Pötsch von den Tricksereien nichts wusste, demonstrieren die VW-Oberen, dass ihnen Filz und Klüngel wichtiger sind als gute Unternehmensführung. Das Land Niedersachsen und die Arbeitnehmervertreter wollten übrigens eine andere Lösung – wurden aber von Porsche und Piech überstimmt. Mit Blick auf das desaströse Agieren von VW bleibt nur zu hoffen, dass die US-Justiz ordentlich aufräumt.

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist das geplante Demokratiefördergesetz sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.