Politik

Von links: Hubert Aiwanger, Michael Piazolo und Thorsten Glauber. (Fotos: BSZ)

09.11.2018

Was von den orangen Ressortchefs zu erwarten ist

Von den künftigen FW-Ministern ist Hubert Aiwanger der bekannteste, auch Michael Piazolo kennt man, Thorsten Glauber eher nicht

Er hat Mühe mit dem Hochdeutschen, trägt mittelschicke Anzüge, sein ganzer Habitus ist das Gegenteil von weltläufig. Dass man Hubert Aiwanger (47) deshalb keineswegs unterschätzen sollte, hat auch die CSU längst kapiert. Der rhetorisch begabte Freie Wähler-Chef und bayerische Vizeministerpräsident in spe weiß genau, was er will. In den Koalitionsverhandlungen trotzte er der CSU zwar keine großen inhaltlichen Zugeständnisse ab – dafür aber drei wichtige Ministerien, die größtmögliche Bürgernähe sicherstellen. Das um Energie und Landesentwicklung aufgemotzte Wirtschaftsressort wird Aiwanger selbst leiten. Zweifellos wird er jede Möglichkeit nutzen, beim Volk den unermüdlichen Kümmerer zu geben. Seinen hellwachen Verstand erkannte die CSU übrigens früh: Sein Agrarstudium absolvierte Aiwanger mithilfe eines Stipendiums der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung.

Der Münchner Hochschulprofessor Michael Piazolo, der im Landtag zuletzt den Wissenschaftsausschuss leitete, ist nach Aiwanger nicht nur der bekannteste Freie Wähler. Der bedächtige Jurist und Politikwissenschaftler gilt auch als einer der profiliertesten FW-ler. Sein Aufstieg zum Minister in einer schwarz-orangen Koalition war deshalb vorprogrammiert. Er soll künftig das Bildungsressort leiten. Dass Piazolo das fachlich drauf hat, bezweifelt keiner. Als Bildungspolitiker, der maßgeblich an der Abschaffung des G9 beteiligt war, ist er fraktionsübergreifend anerkannt. Allerdings: Umkrempeln wird Piazolo das Schulsystem nicht. Es sind von ihm eher kleinere Akzente zu erwarten, bei der politischen Bildung etwa.

Ginge es bei der Besetzung von Ministerämtern streng nach fachlicher Kompetenz, müsste eigentlich Thorsten Glauber Wirtschafts- und nicht Umweltminister werden. Er war über zwei Legislaturperioden ein respektierter wirtschafts-, energie- und verkehrspolitischer Sprecher der FW im Landtag und zudem für den Bereich Landesentwicklung zuständig. Der 47-jährige Architekt gilt aber als Generalist und kann auf Erfahrungen aus der Kommunalpolitik zurückgreifen. Damit ist er sozusagen aufgewachsen, sein Vater war FW-Landrat im Landkreis Forchheim. Später wurde Glauber junior selbst Gemeinderat und Vize-Bürgermeister. Glauber ist ein Mann der leiseren Töne. Und er ist erfolgreich: Bei der Landtagswahl 2013 war er Erststimmenkönig der FW, diesmal kam er auf Rang 2 – noch vor Hubert Aiwanger.
(Waltraud Taschner, Angelika Kahl, Jürgen Umlauft)

Kommentare (1)

  1. Speedy17 am 09.11.2018
    Nun, es ist vollbracht. Die Koalitionsverhandlungen sind abgeschlossen und die sog. "Katze" ist aus dem Sack. Das Ergebnis ist für die Freie Wähler entdäuschend! Die FW-Jungs und das eine Mädel wurden von der CSU schön über den Tisch gezogen. Die Ankündigungen von Aiwanger sind in diesen Verhandlungen in Schall und Rauch aufgegangen. Was ist mit der Reiterstaffel, Grenzpolizei, Polizeiaufgabengesetz (PAG), H-10-Regelung und der 3. Startbahn am Münchner Flughafen. Was bedeutet das? Die Planungen werden nicht (offiziell) weiter betrieben. Die Lufthansa und Flughafengesellschaft plant (im Geheimen) weiter. Wer soll dies überprüfen? Nach 5 Jahren geht es weiter! Dies kann in den nächsten 5 Jahren so beibehalten werden, denn die Lufthansa sieht zurzeit keinen realen Bedarf. Die Flugbewegungen gingen und gehen leicht zurück!
    Dies alles wollte Aiwanger nicht mittragen und nun, alles bleibt und wird umgesetzt in den kommen- den 5 Jahren.
    Aiwanger und Wirtschaft, na ja? Landesentwicklung gesteht man ihm zu, aber Energie, nein, das geht nicht. Piazolo als Bildungs- und Schulminister? Nun, er ist ein guter Theoretiker aber kein Macher. Ich bin gespannt wie er das Schul- und Bildungssystem umkrämpeln möchte, Thema kleinere Klassen! Zuerst müßte er alle befristeten Arbeitsvertägen von Lehrer-/innen bis zum Zwischenzeugnis (Feb. 2019) in unbefristetet umwandeln. Glauber als Umweltminister ohne den Bereich Energie ist nicht handlungsfähig. Er verfügt zwar über einige Kenntnisse in dem Bereich Energie, jedoch in den zurückliegenden Jahren war auch für ihn der Energiewandel nur von der sog. "Stromwende" gekennzeichnet. Die Wärmewende wurde sträflichst vernachlässigt und im Bereich Verkehr war auch eben nur gekennzeichnet von der Elektromobilität. Als Architekt möchte er den ach so teueren Brandschutz wieder um Jahrzehnte zurückdrehen. Brandschutz ist lebenswichtig, da sollte er sich mal bei den Feuerwehren mal schlau machen. Aber Architekt und Brandschutz passen auch nur schwerlich zusammen!
    Geben wir ihnen die 100-Tages-Chance.
    Die CSU und Energiewende, das paßt nicht zusammen! Die CSU hatte die Möglichkeit in den zurückliegenden 40 Jahren eine Energiewende einzuleiten, hat dies stets abgelehnt und wird dies auch in Zukunft tun. Von der CSU ist eine Energiewende absolut nicht zu erwarten außer "Sonntagsreden", als Bsp. siehe die H-10-Regelung bei der Windkraft und die Ausschreibungen bei PV-Anlagen oder energetischer Zustand der öffentlichen Gebäuden bei Land, Bezirk, Landkreis, Städte und Gemeinden!
    Für einen effektiven Energieumbruch werden unter dieser Koalition 5 Jahre Zukunft vergäudet!
    Für die Freie Wähler wird eventuell nach 5 Jahren die "Weisheit" zutreffen, die da lautet:
    "Es zogen schon einige als stolze Löwen in den Bayer. Landtag ein und kamen als Bettvorleger wieder heraus"
    Ich hoffe nur, Aiwanger springt rechtzeitig vom Schlitten ab, bevor er mit Söder und der CSU mit voller Wucht gegen die Betonwand kracht bzw. gemeinsam in die Schlucht abstürzen.
    Ach du schönes Bayernland!
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