Politik

Eljes (22) aus Mazedonien sorgt sich zur Zeit vor allem um seine Frau: "Sie ist im achten Monat schwanger". (Fotos: dpa)

03.09.2015

Krieg, Hoffnung, Deutschland

Flüchtlinge in Bayern: Die Staatszeitung stellt sechs Asylsuchende aus der Erstaufnahmeunterkunft Regensburg vor

Tausende Flüchtlinge zwängen sich in Boote, quetschen sich in Züge, sind tagelang unterwegs - bis sie ihr Traumziel in Europa erreichen. In Erstaufnahmeunterkünften warten die Migranten in Deutschland auf ihr Asylverfahren - und auf ein besseres Leben. Einige von ihnen - aus der Erstaufnahmeunterkunft Regensburg - stellen wir  vor: 


Shabana (6) aus Afghanistan
Mit ihrer Familie ist sie über den Iran, die Türkei, Bulgarien, Ungarn und Österreich nach Deutschland gekommen. Das sind viele Tausend Kilometer. Die Familie ist mit dem Bus, dem Zug und auch zu Fuß geflüchtet. "Ich vermisse aus der Heimat nur die Freunde in der Schule. Sonst nichts", sagt Shabana. Ihr Vater übersetzt für sie ins Englische. Sie will so schnell wie möglich wieder in eine Schule und Deutsch lernen. Wohin sie will, kann sie gar nicht sagen. "Ich kenne ja noch keine Stadt in Deutschland." Nach der Schule will sie auf jeden Fall studieren. "Ich möchte Ärztin werden." Shabana ist schnell - bei Wettrennen haben ihre Brüder und auch die anderen Kinder in der Unterkunft kaum eine Chance gegen sie. Am liebsten spielt sie  Fußball. Sie will auf jeden Fall in einen Fußballverein gehen.

Irfan (35) aus Mazedonien
Über Serbien, Ungarn und Österreich ist Irfan nach Deutschland in die Erstaufnahmeeinrichtung Regensburg gekommen. Er war bereits vor einigen Jahren in Deutschland, musste aber wieder zurück in sein Heimatland. Nun hat er erneut einen Asylantrag gestellt und hofft, dauerhaft bleiben zu dürfen. "In Deutschland will ich auf jeden Fall arbeiten, wenn man mich lässt. Vielleicht als KfZ-Mechaniker", sagt Irfan auf Deutsch. Er will ein normales Leben führen. In der Unterkunft gehe einiges durcheinander, aber das sei in Ordnung. "In dem großen Raum schlafen bis zu 40 Männer, da muss man auf seine Wertsachen aufpassen."

Salih (37) aus Syrien  
Salih ist aus Syrien über den Libanon, die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland gekommen. "Ich bin einfach nur froh, einen sicheren Platz gefunden zu haben", übersetzt ein Landsmann den 37-Jährigen. Salih will unabhängig sein und in Frieden leben können. Bereits in Syrien habe er hart gearbeitet, und dies wolle er nun auch in Deutschland tun. "Ich war Obst- und Gemüsehändler. Vielleicht kann ich in dem Bereich auch hier arbeiten", sagt Salih. Begeistert ist er über das herzliche Willkommen in Deutschland. Die Menschen seien alle nett und hilfsbereit. "Die Unterkunft ist gut. Wir bekommen genug zu essen und zu trinken". 

Asadylleh (32) aus Afghanistan  

Asadylleh ist über den Iran, die Türkei, Bulgarien, Ungarn und Österreich nach Deutschland gekommen. Mit seiner Frau und fünf Kindern ist er in Regensburg untergebracht. Für ihn bedeutet die Familie alles. Für die Kinder habe er die gefährliche und sehr teure Flucht gewagt. Dabei sei es nicht selbstverständlich, dass alle gesund angekommen sind. "Ich wünsche mir eine gute Schulbildung für meine Kinder. Sie sollen studieren", sagt Asadylleh auf Englisch. Was er selbst machen will, weiß er noch nicht. Er sei erst einmal froh, dass alle sicher angekommen sind. Er werde aber schon Arbeit finden. Der erste Eindruck von Deutschland sei überwältigend. "Deutschland ist das perfekte Land. Die Ausbildung und die medizinische Versorgung ist großartig." Vom ersten Tag an sei die Versorgung perfekt gewesen. "Alle sind freundlich, wir fühlen uns sicher. Danke, Deutschland."

Abd (25) aus Syrien
Er ist über den Libanon, die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland gekommen. Für die Flucht hat er den Schleusern den Gegenwert eines Hauses in seiner Heimat gezahlt. "Ich bin Anwalt und möchte in Deutschland Jura studieren, wenn mein Abschluss nicht angenommen wird", sagt er in fließendem Englisch. Er ist froh, in einem Land zu leben, in dem Frieden herrscht. "Ich möchte auf jeden Fall arbeiten und Deutschland etwas zurückgeben für seine Gastfreundschaft", betont Abd. Die Unterkunft sei etwas überfüllt, aber die Deutschen seien sehr nett und hilfsbereit. "Aber nach 17-tägiger Flucht habe ich in Deutschland das erste Mal wieder unter einem Dach geschlafen."

Eljes (22) aus Mazedonien  
Er ist über Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland gekommen. Er sorgt sich zur Zeit vor allem um seine Frau. "Sie ist im achten Monat schwanger und ich bin froh, dass die medizinische Versorgung in Deutschland so viel besser ist als in meiner Heimat", sagt er mit Hilfe eines Landsmannes, der Deutsch spricht. "Ich wünsche mir eine Arbeit und eine Wohnung. Ich will leben wie jeder andere hier auch", betont er. Ihm sei eigentlich egal, mit was er sein Geld verdient. Hauptsache, es sei ein richtiger Job und das Geld reiche zum Leben. Die überfüllte Unterkunft stört ihn nicht so sehr. Er ist mit seiner schwangeren Frau zusammen untergebracht. "Das ist die beste Station seit der Flucht. Es gibt genug zu essen und wir sind glücklich." (dpa)

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