Politik

Auch die IG Metall verzeichnete im vergangenen Jahr 17 000 Neueintritte. (Foto: dpa)

21.01.2011

Zur Sonne, zur Solidarität

Die bayerischen DGB-Gewerkschaften konnten 2010 ihren Mitgliederschwund stoppen

Der Mitgliederschwund bei den bayerischen Gewerkschaften ist 2010 offenbar zum Stillstand gekommen. „Es gab im vergangenen Jahr definitiv einen Zuwachs bei den Mitgliederzahlen“, sagt Christiane Berger, stellvertretende Vorsitzende des DGB Bayern, der Staatszeitung. Vor allem viele junge Menschen seien in den letzten Monaten in eine Arbeitnehmerorganisation eingetreten. Über die Höhe des Anstieges könne sie derzeit aber noch nichts sagen. „Es fehlen noch die Dezemberzahlen. Aber der Trend ist klar“, so Berger.
Damit haben die bayerischen Genossen wohl das geschafft, was den Arbeitnehmervertretern in anderen Bundesländern noch nicht gelungen ist: eine Trendumkehr. Denn deutschlandweit hatte sich die Abwärtsbewegung der acht DGB-Einzelgewerkschaften jüngst zwar verlangsamt, dennoch büßten sie 2010 nach vorläufigen Berechnungen des DGB etwa 60.000 bis 80.000 Mitglieder ein.
Und auch in Bayern hatten die Gewerkschaften bis vor Kurzem noch massiv Mitglieder verloren: Deren Zahl sank allein von 2004 bis Anfang 2010 um mehr als 50.000 auf rund 802.000. Mitte der 90er Jahre waren sogar noch mehr als eine Million Bayern in einer DGB-Gewerkschaft gemeldet.
Kämpferische Jugend
Ursache für die vermehrten Eintritte ist neben gezielten Beitrittskampagnen vor allem die veränderte Konjunkturlage: Denn mehr Jobs bedeuten auch mehr potenzielle Mitglieder. Deshalb hat etwa die bayerische IG Metall im vergangenen Jahr 17.430 neue Beitragszahler hinzugewonnen. Die Zahl der Austritte ging verglichen mit 2009 dagegen von 17.000 auf 15.700 zurück. „Wegen der vielen Todesfälle bei unseren Ruheständlern gab es Netto aber alles in allem eine Stagnation bei der Mitgliederentwicklung“, erklärt Sprecher Michael Knuth auf Anfrage.
Ende 2009 hatte die IG Metall rund 356 000 Mitglieder. Überraschend kommt der Aufschwung für die Organisation freilich nicht: Durch das gezielte Buhlen um Leiharbeiter sowie ordentliche Lohnabschlüsse war die Zahl der gemeldeten Metaller bereits in den vergangenen Jahren spürbar gewachsen. So waren allein 2008 rund 24.000 Menschen der IG Metall beigetreten. Wegen krisenbedingter Entlassungen bei vielen Auto- und Maschinenbauern war die Zahl der Mitglieder 2009 allerdings wieder gesunken. Dennoch waren Ende 2009 noch mehrArbeiter bei der IG Metall organisiert als im Boomjahr 2007.
Doch auch mehrere kleinere Gewerkschaften konnten 2010 neue Anhänger gewinnen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) legte nach eigenen Angaben um rund zwei Prozent zu. Anfang 2010 hatte die NGG Bayern 30.814 Mitglieder und damit 546 mehr als 2009. „Die Kollegen sehen, dass wir ihre Situation verbessern, und das macht sich bezahlt“, jubelt Hans Hartl, Landesbezirksvorsitzender der NGG Bayern.
So habe sowohl die NGG-Offensive gegen Lohndumping als auch der mit drei Prozent Lohnzuwachs durchaus beachtliche Tarifabschluss in der bayerischen Milchwirtschaft neue Mitglieder organisiert. „Stolz“ sei er, „dass mittlerweile jedes zehnte Mitglied jünger als 25 Jahre alt ist“.
Bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die bis vor Kurzem noch Transnet hieß, kletterte die Zahl der Beitragszahler 2010 ebenfalls kräftig auf nunmehr etwa 40.000 nach oben. Ursache ist die Fusion von Transnet mit der bislang nicht zum DGB gehörenden Beamtengewerkschaft GDBA. Letztere vertrat bislang bundesweit 30.000 Mitglieder.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) freut sich bereits zum wiederholten Male über einen Zuwachs. Die Zahl der Mitglieder stieg um 220 auf rund 15.000 an.
Bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ((GEW) in Bayern verharrte die Mitgliederzahl nach Angaben der GEW-Geschäftsführerin dagegen bei rund 9900.
Auf der Verliererseite steht nach wie vor Ver.di. Deren Mitgliederzahl sank nach eigenen Angaben 2010 von rund 240.000 auf etwa 237.500. Mit einem Minus von gut einem Prozent fiel der Mitgliederschwund aber nur halb so deutlich aus wie im gesamten Bundesgebiet. „Bei den aktiven Beschäftigten haben wir sogar zugelegt“, sagt Ver.di-Landeschefin Luise Klemens.
Ein weiterer Lichtblick: Vor allem junge Menschen traten bei Ver.di ein. „Die Jugend weiß, dass sie zusammen mehr erreichen kann“, ist Klemens überzeugt. Sie hofft deshalb für 2011 auf ein Ende des Mitgliederschwunds. (Tobias Lill)

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