Unser Bayern

Der Bleistift ist noch heute ein Klassiker in jedem Federmäppchen. (Foto: dpa)

14.09.2018

Erfolg mit Graphit

Der Bleistift gehört noch immer in jedes Federmäppchen. In Nürnberg und Stein schrieben Firmen mit ihm Geschichte

Die Geschichte der Schreibgeräte zeigt über lange Zeiträume hinweg bemerkenswert wenig Wandel. Bleistifte gibt es seit Beginn der Neuzeit, also seit rund 500 Jahren. Es war ein Schweizer Gelehrter namens Konrad Gesner – er gilt als der Begründer der wissenschaftlichen Zoologie –, der Mitte des 16. Jahrhunderts als Erster Bleistifte beschrieben hat. Damals kamen neuartige „Blei-Stifte“ auf, die nicht eine Mine aus Blei, sondern eine aus Graphit enthielten. Die Graphitmine machte den Bleistift stabil und widerstandsfähig. Außerdem war das Graphit, anders als Blei, nicht giftig, war für ein Schreibgerät in Kinderhand wichtig war.

Mit Schreiben, Rechnen und Malen hatte man in Nürnberg schon seit langem zu tun. Dort wurde schon im Spätmittelalter Papier hergestellt, die erste Nürnberger Papiermühle – es war die erste in Deutschland überhaupt – ging im Jahr 1390 in Betrieb. Nach Erfindung der Buchdruckkunst Mitte des 15. Jahrhunderts gab es in Nürnberg eine Vielzahl von Verlagen; vielleicht hat es deswegen auch so früh die Bleistiftindustrie angezogen.

Rohstoffe und Herstellung

Anfangs bestanden die Bleistiftminen aus Blei; als anno 1564 im Westen Englands, in Wales, neue Graphitgruben entdeckt wurden, setzte man lieber dieses Mineral dafür ein, zumal das Graphit schöne kräftige, schwarze Striche hervorbrachte. Dieses Graphit wurde für die Bleistiftminen nicht in reiner Form verwendet, sondern mit Ton, Farbstoffen und anderen Bindemitteln vermengt. Aus dieser Mischung wurden, noch in feuchtem Zustand, Stäbchen herausgepresst und zu Minen geschnitten, getrocknet und unter Luftabschluss gebrannt. Der Anteil der Tonmenge und die Brenndauer bestimmten am Ende die Härte der Bleistiftminen. Bewährtes Zedernholz. Der zweite Rohstoff für den Bleistift ist Holz. Um die Herstellung von Bleistiften möglichst billig zu machen, verwendete man zunächst das Holz von Pappeln, Erlen, Ahorn oder Weißbuchen. Besser geeignet ist das Holz der Zeder. Bei der Herstellung von Bleistiften wurde das Holz in Brettchen von vierbis sechsfacher Breite der Bleistifte geschnitten und durch Kochen erhärtet. Dann wurden die Rillen für mehrere Minen hineingefräst. Die Minen wurden in die Rillen geklebt, worauf ein zweites Brettchen aufgeleimt wurde. Spezialhobelmaschinen zerlegten diese Platten sodann in die gewünschte Querschnittsform, machten sie also rund oder sechseckig. Danach wurden die so entstanden Bleistifte mit Glätte und Politur versehen (siehe Bildfolge Seite 32 dieser Ausgabe).

In der Reichsstadt Nürnberg begann die Bleistiftmacherei bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, also in den Jahrzehnten nach dem 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648). Die ersten Nürnberger Bleistiftmacher – Namen wie Jenig und Staedtler tauchen auf – lösten sich nach und nach vom Handwerk der Schreiner, aus dem sie ursprünglich hervorgegangen waren; seit 1731 bildeten die Bleistiftmacher ein eigenes Handwerk mit fester Organisation und eigener Ordnung. Die Bleistiftherstellung, oder einzelne Teile davon, waren lange Zeit auch ein Heimgewerbe.

Vom Bäcker zum Stefftmacher

Nehmen wir die Anfänge der Nürnberger Bleistiftfabrik Staedtler. Der Begründer, Hans Staedtler, kam aus Eisfeld nach Nürnberg, in die Vorstadt St. Johannis, nahm eine Pfarrerstochter zur Frau und war fortan nicht mehr als Bäcker tätig, sondern als Drahtzieher. Etliche Gewerbe, auch die Bleistiftmacher, bevorzugten die Vororte von Nürnberg, weil dort die wirtschaftlichen Bedingungen freier waren. In den Vororten konnten derlei Wirtschaftsbetriebe „unabhängig von dem Nürnberger Handwerk und dessen Aufsichtsbehörde, dem Rugsamt“ (Gerhard Hirschmann), ihrem Gewerbe nachgehen. Hans Staedtlers Sohn Friedrich wurde 1636 in Nürnberg geboren, seit 1664 war er als „Bleiweißschneider und Stefftmacher“ eingetragen. Er ließ sich mit seinem Kramladen auf der Karlsbrücke nieder und bat den Rat der Stadt Nürnberg, ihm das „Bleiweißstefftmachen“ zu erlauben. Schon ein paar Jahre später, nämlich 1675, war Friedrich Staedtler gut in diese gewerbliche Gemeinschaft integriert. Er starb 1688 und wurde auf dem Rochusfriedhof vor den Toren der alten Reichsstadt beigesetzt.

Als Nürnberg 1806 und weite Teile Frankens in den Jahren davor oder kurz darauf, zum Königreich Bayern kamen, wurde auch in der Bleistiftherstellung manches anders. 1816 gründete die bayerische Regierung eine eigene Bleistiftmanufaktur in Obernzell bei Passau.

Boom durch Schulfplicht

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde vieles anders. Bayern führte im Jahr 1802 nach mehreren ergebnislosen Anläufen die allgemeine Schulpflicht ein – auch das beförderte die Bleistiftproduktion. In den 1870er Jahren stellte Staedtler rund zwei Millionen Bleistifte im Jahr her, geriet aber trotzdem international in Schwierigkeiten, weil auch die Konkurrenz zunahm. Die Übernahme dieser alteingesessenen Firma durch die Familie Kreutzer sei nur kurz erwähnt. Ein paar Jahre nach 1880 erwarb die Firma Staedtler im Ortsteil St. Johannis ein großen Anwesen und errichtete dort eine Bleistiftfabrik.

Günstige Bedingungen in Stein

Inzwischen hatte sich im Südwesten von Nürnberg, also in Richtung Ansbach, im Vorort Stein, ein weiterer Bleistiftmacher niedergelassen: Faber. In Stein unterstanden die Gewerke nicht der Nürnberger Obrigkeit, sondern dem Markgrafen von Ansbach-Bayreuth, und der begünstigte die Bleistiftmacherei stärker als der Rat der Stadt Nürnberg. Unternehmensgründer Caspar Faber war zunächst gelernter Schreiner. Er hatte die Bleistiftmacherei in ganz bescheidenem Rahmen begonnen.

Fabrikmässige Herstellung

Schon 1726 führten die Bleistiftmacher aus Stein ein eigenes Zeichen auf ihren Bleistiften. Anno 1766 kam die Bezeichnung „Bleysteftfabrikant“ auf. Erst ein Jahr, nachdem Nürnberg zum Königreich Bayern gekommen war, also 1807, ließ die in Nürnberg zuständige Behörde wissen: „Da das Bleystiftmachen zum Fabrikwesen gezählt werden müsse, folglich ohnehin frei getrieben werden könne, [sei fortan] keine Einzünftung notwendig.“ ... (Manfred Vasold)

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der Ausgabe September/Oktober von UNSER BAYERN, das der BSZ Nr. 37 vom 14. September 2018 beiliegt.

Abbildungen:
Aus der Graphit-Ton-Masse werden feine Minen gepresst. Das weiche Graphit sorgt für den Abrieb auf dem Papier und der harte Ton für die Härte und Stabilität der Mine. Über die Geschichte des Bleistifts informiert das Museum „Alte Mine“ in den alten Produktionsräumen von Faber-Castell. (Fotos: dpa)

Im 17. Jahrhundert machte ein Ahnherr der Staedtlers die Bleistiftherstellung zu seinem Beruf. Rund 200 Jahre später perfektionierte sein Nachfahre Johann Sebastian die Produktion und gründete eine große Fabrik. Er stellt nicht mehr nur Bleistifte her, sondern auch Buntstifte. (Foto: Archiv Staedtler)

In Stein bei Nürnberg baute Lothar Faber das Familienunternehmen zu einem großindustriellen Betrieb aus mit Zweigstellen unter anderem in New York, Paris und London. (Foto: Archiv Faber-Castell)

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