Unser Bayern

25.02.2011

Zitherklänge gegen den schamlosen Bauchtanz

In Kloster Banz erinnert die neukonzipierte Orientsamlung an die Reise von Herzog Max in Bayern nach Ägypten und Palästina

Kloster Banz, der sandsteingelbe fränkische Escorial über dem oberen Maintal, ging mit der Säkularisation beinahe unter. Im Jahr 1814 kaufte Herzog Wilhelm in Bayern (1752 bis 1837) den heruntergekommenen Komplex als Sommerresidenz. Auch sein Enkel Herzog Max in Bayern (1808 bis 1888) hielt sich dort gerne auf. Der Großvater sammelte mit Gelehrten in der Umgebung Fossilien, über deren Ursprung man damals noch rätselte. Seine Schätze sind heute das Herzstück des Klostermuseums. Der Enkel steuerte später die „orientalische Sammlung" bei, Reiseandenken von seiner Nilfahrt im Jahr 1838: Ausgestopfte exotische Vögel, eine ägyptische Mumie, Flechtarbeiten aus Nubien, ein präpariertes Nilkrokodil, Devotionalien aus dem Heiligen Land. Zur stimmungsvollen Präsentation ließ er im Kloster zwei Zimmer im „orientalischen Stil" herrichten. Auf den ersten Blick mutet das Sammelsurium konfus an. Tatsächlich ist es vielleicht das letzte Beispiel für jene Naturalienkabinette und Wunderkammern, die seit der Renaissance in jedes Schloss und zu Prälatenklöstern gehörten. Herzog Max konnte sich als betuchter Bonvivant ohne große Pflichten noch mehr Steckenpferde leisten: Er versuchte sich als Schriftsteller, schwärmte für den Zirkus und derart für Volksmusik, dass er als „der Zithermaxl" noch heute populär ist. Auf das Zitherspiel seines Lehrers Johann Petzmayer (1803 bis 1894) mochte er nicht einmal während einer Reise durch Ägypten verzichten. So eine Fahrt war damals zwar riskant aber durchaus nicht ungewöhnlich. Die obligatorische „Grand Tour" durch Frankreich, Spanien und Italien als krönender Abschluss und letzter Schliff der Erziehung junger Adeliger kam aus der Mode. Nach Napoleons Ägyptenfeldzug und dem seit 1809 publizierten Werk Description de l’Egypte galten das geheimnisvolle Land am Nil und ägyptische Formen in Kunst und Wohnkultur als letzter Schrei. Weiter angeheizt wurde das Ägyptenfieber mit der Entzifferung der Hieroglyphen im Jahr 1822 und der Suche nach den Quellen des Nil. Reisebeschreibungen des Orients gab es seit dem Mittelalter, aber im 18. Jahrhundert stieg ihre Zahl gewaltig. Der Orient wird dabei aus europäischer Sicht charakterisiert unter den Prämissen Kolonialpolitik und Konsum des Fremden im Sinn des Exotischen. Zu wissenschaftlichen Abhandlungen traten literarische Schilderungen und im 19. Jahrhundert touristische Reisebeschreibungen. Da wollte auch der Adel nicht zurückstehen: Fürst Pückler erregte 1836 Aufsehen mit dem Reisebuch Semilasso in Afrika. Herzog Max hatte es im Gepäck und ließ sich davon inspirieren. Er machte aus seinen eigenen Reisenotizen ein Buch, publiziert in geringer Auflage: eine bibliophile Kostbarkeit schon damals. Illustriert wurde das Werk mit 60 kolorierten Lithografien Heinrich von Mayrs (1806 bis 1871), der den Herzog als Kabinettmaler begleitete. Der Nürnberger Künstler veröffentlichte selbst zwei große Reisebildwerke: Malerische Ansichten aus dem Orient (München 1839) und Genrebilder aus dem Orient (Stuttgart 1846/50). Ferner dokumentierte der Autodidakt Carl Theodor von Buseck (1803 bis 1860) die Reise mit teils auf den Tag genau datierten Aquarellen, die ebenfalls erhalten sind. Das Buch des Herzogs lobten Zeitgenossen in höchsten Tönen und man trug ihm die Ehrenmitgliedschaft der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an. Max erzählt unkompliziert und lebendig vom Erlebten, von den Strapazen der Reise und beschreibt kenntnisreich alle besichtigten Altertümer. (Rudolf Maria Bergmann) Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der Februar-Ausgabe von Unser Bayern.

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