Wirtschaft

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger setzt auf Autos mit Wasserstoffantrieb. (Foto: StMWi/E. Neureuther)

31.10.2019

Aiwanger setzt auf Wasserstoff

Kooperationen zwischen Bayern und Niedersachsen, aber auch mit Russland verleihen dem Thema Schwung

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) treibt das Thema Wasserstoff als alternative Antriebsenergie für Kraftfahrzeuge voran. Reiste er erst vor Kurzem in einem Wasserstoff-BMW von München zu einer Wasserstoff-Konferenz nach Nürnberg, so schuf er letzte Woche Fakten in Russland.

Aiwanger und der niedersächsische Energiestaatssekretär Frank Doods (SPD) haben eine enge Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Anwendung von Wasserstofftechnologien in Deutschland vereinbart. Am Rande einer Wasserstoff-Fachtagung unter dem Motto „The Potential of Hydrogen in a Decarbonized Energy Economy“ („Das Potenzial von Wasserstoff in einer dekarbonisierten Energiewirtschaft“), die am Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) am Energie Campus Nürnberg stattfand, kamen Aiwanger und Doods überein, die jeweiligen Stärken beider Länder herauszuarbeiten und die Strategien abzugleichen. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, Wasserstofftechnologien schnellstmöglich in die breite Anwendung zu bringen“, so Aiwanger.

Starke Fahrzeugindustrie

Beide Länder hätten eine starke Fahrzeugindustrie. Das Windkraftland Niedersachsen werde seine Stärken als Produzent grünen Wasserstoffs entwickeln, Bayern verfüge über Technologien im Bereich Wasserstofflogistik, die in Zukunft sehr wichtig werden. Entscheidend sei auch, ein flächendeckendes Netz an Wasserstofftankstellen aufzubauen. In diesem Punkt kann sich Aiwanger auf Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verlassen. Dieser hat erst vor Kurzem bei der Vorstellung seiner großen, zwei Milliarden Euro schweren Forschungs- und Hightech-Offensive versichert für den Aufbau eines Wasserstofftankstellennetzes im Freistaat bereitzustellen.

Auch die niedersächsische Landesregierung hat der Entwicklung und dem Aufbau der Wasserstoffwirtschaft eine ganz hohe Priorität eingeräumt. „Ich freue mich daher sehr, dass dies in Bayern genauso gesehen wird und bin davon überzeugt, dass wir aufgrund der jeweiligen Handlungsschwerpunkte voneinander hervorragend profitieren können“, so Staatssekretär Doods bei der Konferenz in Nürnberg.

Zu dieser Tagung fuhr Aiwanger übrigens gemeinsam mit Jürgen Guldner, dem BMW-Hauptabteilungsleiter Wasserstoff, in einem BMW 5er Gran Tourismo. Dieses BMW-Entwicklungsfahrzeug ist mit einem Brennstoffzellen-System im Motorraum, einem Wasserstofftank im Getriebetunnel und einer kleinen Pufferbatterie sowie einem leistungsstarken Elektromotor im Heck ausgestattet. Guldner erläuterte dem Minister, dass Brennstoffzellenfahrzeuge mittelfristig eine kundenwertige Ergänzung zu Plug-in-Hybriden und Batteriefahrzeugen sein können. Eine der Voraussetzungen sei jedoch die flächendeckende Versorgung mit grünem und kostengünstigem Wasserstoff.

Bessere Alternative zur Batterie

Doch nicht nur hierzulande knüpft Wirtschaftsminister Aiwanger Kooperationen im Bereich Wasserstofftechnologie. Im Rahmen einer fünftägigen Delegationsreise in die russischen Regionen Tatarstan und Uljanowsk konnten bayerische und russische Unternehmen hierzu erste Kontakte knüpfen. Dort haben sich eine Reihe internationaler Unternehmen niedergelassen.

„Die Wasserstofftechnik stellt für Russland eine bessere Alternative zur Batterie dar“, so Aiwanger. In dem riesigen Land müssten lange Strecken in teils sehr kalten Regionen zurückgelegt werden. Eine Batterie komme dabei sehr schnell an ihre Grenzen. „Um das Thema Wasserstoff auch für Russland voranzubringen haben wir vereinbart, hierbei enger zusammenzuarbeiten. Bei dem bereits zugesagten Gegenbesuch in Bayern werden wir konkrete Projekte auf den Weg bringen,“ so der Minister nach einem Gespräch mit Alexander Smekalin, dem Regierungschef des Gebiets Uljanowsk. Dort wird laut Aiwanger auch der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben. Das ermögliche weitere Kooperationsmöglichkeiten. Insgesamt plant die russische Regierung Aiwanger zufolge, in den nächsten Jahren stärker in regenerative Energien zu investieren. In Uljanowsk werde der erste und bislang einzige Windpark Russlands betrieben. Weitere seien bereits in Planung. Damit rücken auch alternative Kraftstoffe in den Fokus politischer Entscheidungen.

CO2-neutraler Transport

Als nächster Schritt für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland wird das von Bayern und Niedersachsen mit Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufene Energieministertreffen am 3. Dezember 2019 in Berlin eine große Rolle spielen. Denn nur gemeinsam mit anderen Bundesländern neben Bayern und Niedersachsen wird es laut Aiwanger und Niedersachsens Energiestaatssekretär Doods möglich sein, Wasserstofftechnologien in die breite Anwendung zu bringen und Deutschland zu einem weltweit führenden Anbieter zu entwickeln. Bayern und Niedersachsen seien offen für eine vertiefte Zusammenarbeit mit den zuständigen Ministerien der anderen 14 Landesregierungen.

Dazu passt, dass sich die in Baden-Württemberg ansässige Daimler AG erst vor ein paar Tagen mit ihrem Lastwagengeschäft zu den Zielen des Pariser Klima-Abkommens bekannt hat und bis 2050 einen komplett CO2-neutralen Transport auf den Straßen realisieren will. „Wir wollen aktiv mitwirken, eine CO2-freie Zukunft zu gestalten“, sagte Martin Daum, Chef von Daimler Trucks & Buses in Berlin. Das gesteckte Ziel liege nicht in ferner Zukunft, sondern lediglich zwei Modell-Zyklen entfernt.

Bis Ende des Jahrzehnts sollen auch Fahrzeuge, die auf Wasserstoffbasis angetrieben werden, zur Serienreife gelangen. Die Antriebsart sei vor allem für Langstrecken von Vorteil, sagte Daum. In die Infrastruktur dafür werde das Unternehmen jedoch vorerst nicht investieren. „Wir haben keinen Goldesel im Keller.“ Er sei aber überzeugt, dass beide Technologien, Elektro- und Wasserstoff-Antrieb, nebeneinander existieren und sich gut ergänzen werden.

Dem Erdgas-Antrieb erteilte Daum dagegen eine klare Absage. Er basiere auf fossilen Brennstoffen und sei allenfalls eine Übergangstechnologie. „Und zwar eine teure Übergangstechnologie.“ Mit Erdgas angetriebene Fahrzeuge wären möglicherweise 10 bis 15 Prozent effizienter, „wir brauchen aber hundert Prozent“.
(Ralph Schweinfurth)

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