Wirtschaft

Der Handel mit Obst gehört traditionell zum Geschäft der BayWa. Jetzt hat der Konzern den neuseeländischen Obsthändler Turners & Growers übernommen. (Foto: BayWa)

05.04.2013

Auch weiterhin auf Wachstum programmiert

BayWa mit Rekorden bei Umsatz und Ertrag

Gegründet wurde die BayWa als „Bayerische Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften“ vor 90 Jahren mitten in der Zeit der Hyperinflation 1923, weil die Raiffeisengenossenschaften ihr Geld- und Warengeschäft zur Risikobegrenzung trennen wollten. Dieses landwirtschaftliche Selbsthilfe-Unternehmen, von Anfang an in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft, hat bis heute noch nie rote Zahlen geschrieben und auch immer Dividende gezahlt. In den vergangenen Jahren hat sich diese „BayWa“, wie sie schon bald genannt wurde, zu einem weltweit tätigen, sehr erfolgreichen Handels- und Dienstleistungskonzern entwickelt, der auch im Berichtsjahr 2012 wieder mit Höchstmarken bei Umsatz und Ertrag glänzt.
Die Aktionäre sollen vom guten Geschäft profitieren
Die Aktionäre des immer noch mehrheitlich genossenschaftli-chen Unternehmens – 39,86 Prozent des Kapitals von 88,147 Millionen Euro befinden sich zwar in Streubesitz, doch halten die deutsche Raiffeisen-Beteiligungs-AG 35,02 Prozent und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest GmbH 25,12 Prozent – sollen von der sehr guten Entwicklung durch die Erhöhung der Dividende von 60 auf 65 Cent je Aktie profitieren. Diesen Vorschlag muss die Hauptversammlung am 4. Juni allerdings noch beschließen. Und alle Mitarbeiter bekommen heuer eine Sonderzahlung von je 500 Euro. Der Umsatz sprang um 9,4 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 25,2 Prozent auf 186,8 Millionen Euro. Der Bereich Agrar (landwirtschaftliche Produkte, Betriebs-, Futter- und Pflanzenschutzmittel sowie Landtechnik) trug dank der guten Stimmung in der Landwirtschaft zum Umsatz fast die Hälfte bei, der Bereich Energie ein gutes Drittel und der Bereich Bau, der nach der Ausgliederung der Bau- und Gartenmärkte zum Jahresbeginn 2012 fast nur noch aus dem Baustoffhandel besteht, etwa ein Sechstel.
Umsatzwachstum aus den Bereichen Agrar und Energie
Das Umsatzwachstum hat nach Darstellung des Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef Lutz in der Jahrespressekonferenz mehrere Ursachen. Das Plus war in weiten Teilen der Bereiche Agrar und Energie preis- und mengenbedingt und wurde auch von einer starken Nachfrage nach Landtechnik getragen. Die Entkonsolidierung der Bau- und Gartenmärkte habe zwar etwa 280 Millionen Euro und die des österreichischen Fruchtsaftherstellers Ybbstaler etwa 85 Millionen Euro Umsatz gekostet, doch seien diese Minderumsätze überkompensiert worden.
Eine wichtige Rolle spielten aber auch die Akquisitionen des sehr auf internationales Wachstum programmierten Konzerns. Zu nennen sind hier vor allem der Erwerb des erst seit April 2012 konsolidierten neuseeländischen Obsthändlers Turners & Growers, des niederländischen Getreidehändlers Cefetra und des deutschen Agrarhändlers Bohnhorst. Hinzu kommt der sukzessive Ausbau des Geschäftsfeldes „Erneuerbare Energien“, das sich vor allem mit der Entwicklung und dem Verkauf von Onshore-Windparks und Solarparks, kaum aber noch mit Biogas-Anlagen befasst. Sehr erfolgreich waren diese Energie-Projekte in den USA, Italien und Dänemark.
Im Bereich der klassischen Energien (Heizöl, Schmierstoffe etc.) schließt Lutz ein Joint Venture nicht aus, aber konkret sei noch nichts. Auch habe die Restrukturierung der Sparte Baustoffe Wirkung gezeigt. Wachstumsmotor ist der Wohnungsbau, wogegen es einen deutlichen Rückgang im öffentlichen Bau gibt. Zwar kündigte Lutz jetzt eine Phase der Integration und generellen Konsolidierung an, doch schloss der unternehmungslustige BayWa-Chef wegen der Akquisitionen 15 Milliarden Euro Umsatz noch im laufenden Jahr nicht aus.
Das Ergebnis, das Lutz bevorzugt als EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) angibt, stieg um 25,2 Prozent auf 186,8 Millionen Euro. Die neuseeländische Tochter steuerte schon 17 Millionen Euro bei und kompensierte damit einen Gewinnrückgang im deutschen Obstgeschäft. Schon in zwei Jahren soll ein EBIT-Beitrag von 30 Millionen Euro aus Neuseeland kommen. Beim Gesamtergebnis ist allerdings ein Sondereffekt von etwa 17 Millionen Euro zu berücksichtigen, denn die BayWa hat ihre Unternehmenszentrale für rund 80 Millionen Euro an stufenweise an einen Investor verkauft, die sie nun zurückmietet. Da sie auch landesweit nicht benötigte Immobilien für 295 Millionen Euro verkauft hat, war die Finanzierung der erwähnten Akquisitionen kein Problem, zumal die Verzinsung des eingesetzten Kapitals in allen drei Bereichen die Kapitalkosten übertrifft. Lutz: „Wir haben alle unsere Ziele erreicht.“
118 Millionen Euro Jahresüberschuss
Als Konzernjahresüberschuss werden 118 Millionen Euro (+73,3 Prozent) ausgewiesen. Das Ergebnis je Aktie nahm auf 2,82 (1,48) Euro zu. Der Gewinn reichte aus, das Eigenkapital um 3,8 Prozent auf 1,085 Milliarden Euro aufzustocken, was einer Quote von 24,3 Prozent entspricht. Nach bisher üblicher Rechnung wären es sogar 1,2 Milliarden Euro (Quote 27,1 Prozent) gewesen.
Zwar wollte Lutz keine Prognose geben, doch räumte er ein, dass man 2013 das Ergebnis wohl wiederholen werde „plus einen Doppelkorn obendrauf“, denn die Aussichten seien durch die Bank positiv. In der Landwirtschaft bleibe die Stimmung gut, im Energiebereich gebe es gute Perspektiven für Windprojekte im In- und Ausland, und im Baustoffbereich werde der Aufschwung nochmals zulegen, zumal der Bedarf an Sanierungs-, Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen ungebrochen sei. (Hans-Gerd Heine)

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